Jess:
Den gesamten Nachmittag saß ich neben Thomas und unterhielt mich mit ihm, bis Carol mich am Abend ablöste, sodass ich mit Johannes alles für das Turnier packen konnte.
Gemeinsam saßen wir also in der Sattelkammer und putzten noch Sattel, Kandarre und unsere Stiefel.
"Meinst du wirklich, dass es so eine gute Idee ist morgen zu fahren, wenn es Thomas so schlecht geht und du da so ein schlechtes Gewissen bei hast?", fragte Johannes irgendwann.
"Wenn die Nacht so weiter geht, wie der ganze Tag, muss ich hier morgen mal raus und du brauchst die Platzierung. Wir fahren auf jeden Fall. Im Notfall können wir da immer noch abbrechen.", antwortete ich ehrlich.
"Du bist dir aber ganz schön sicher, dass ich die Platzie-rung da hole."
"Ja. Nach dem Training heute erst recht. So langsam wird das was. Und dein Sitz war heute dann echt super."
"Ich glaube zwar nicht, dass ich das sage, aber das Training ohne Sattel war ganz gut."
"Ich weiß schon, was ich tue. So klappt das am Besten, weil du dich dann wirklich auf deinen Sitz konzentrieren musst. Ich hab Carol dafür auch immer gehasst, aber es hilft und wenn du das einmal kannst, ist das auch kein Problem mehr. Also heute war ich wirklich zufrieden mit dir."
"Das passiert selten."
"Nein. Ich sag es dir nur nicht immer, weil wir selten die Zeit haben das durch zu sprechen. Wenn ich so unzufrieden mit dir wäre, hättest du das schon gemerkt. Wir kommen echt gut voran. Wenn alles nach Plan läuft, wird das morgen erst-mal deine letzte M Dressur."
"Schon? Ich bin doch erst ein paar geritten."
"Und die alle so gut, dass du in der Leistungsklasse auf-steigen kannst. Weiter geht's dann mit S und dann geht's an die wirklich hohen Lektionen."
"Schon?"
"Ja. Wir haben nur zwei Jahre. In der Zeit sollst du mit Windy bis S kommen und mit Summer bis Grand Prix. Mein Ziel ist, dass du in zwei Jahren mit Summer in Aachen reitest."
"Dann haben wir aber noch viel vor."
"Ja. Du musst in den zwei Jahren noch viel lernen. Gerade, was die Arbeit mit Jungpferden an geht. Aber das kriegen wir hin und notfalls hast du noch Carol, die dir helfen kann."
"Irgendwie ist das alles noch so unreal."
"Was?"
"Die Tatsache, dass wir nur noch zwei Jahre zusammen haben."
"Ich wünschte es wäre so unreal. Das würde einiges einfacher machen. Nur leider ist es das nicht."
"Ja. Leider."
"Können wir jetzt mal wieder zu einem erfreulicherem Thema wechseln? Es reicht, wenn ich mit den Anderen die depressi-ven Themen hab. Das brauch ich nicht den ganzen Tag."
"Okay. Entschuldigung."
"Wie lief es denn im Stall?"
Lange unterhielten wir uns noch und schrubbten alles, bis wir auch die letzten Sachen im Transporter hatten und wieder rein gingen. Dort gab es erst einmal Essen, bevor ich eine abschließende Runde drehte und mich schließlich wieder zu Thomas setzte, während Carol sich zuhause hinlegte.
Ich saß allerdings kaum bei ihm, als es an der Tür klopfte und Sue rein kam.
"Was gibt's?", fragte ich.
"Ich übernehme hier und du guckst bitte schnell nach Bruce. Der lässt mich nicht rein. Ich hab ein bisschen Angst, dass der Scheiße baut.", berichtete Sue.
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Angel behind the Appearance
Teen Fiction!Achtung! In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, Drogen, selbstverletzendes Verhalten und verschiedene psychische Krankheiten behandelt. Wenn diese Themen dich triggern, solltest du dir gut überlegen, ob du dieses Buch wirklich lesen möchtest. "En...