Jess:
Am nächsten Morgen war ich schon früh wieder auf den Beinen und fütterte schnell die Pferde, bevor ich erstmal Kaffee kochte. Als der gerade fertig war, kam auch Thomas zu mir.
"Morgen! Du kommst genau richtig. Kaffee ist fertig.", be-grüßte ich ihn und holte zwei Tassen hervor, um sie mit Kaf-fee zu füllen. Eine davon reichte ich Thomas, während ich mir die Andere nahm und mich zu ihm setzte.
"Danke!", sagte er noch sehr verschlafen.
"Du siehst müde aus. Wie lange habt ihr noch gemacht?"
"Keine Ahnung. Zu lang, um so früh auf zu stehen. Ich glaub ich war um halb zwei oder so hier."
"Hui! War's denn wenigstens schön?"
"Ja. Sehr."
"Na dann ist ja gut. Und mit genug Kaffee wirst du schon wieder wach."
"Ja. Wo wolltest du dann eigentlich alles hin?"
"Als erstes wollte ich bei Jasmin vorbei schauen und dann dachte ich wir parken beim Bahnhof und gehen eine Runde."
"Okay. Dir ist aber bewusst wie gefährlich es für uns ist da unbewaffnet durch die Straßen zu laufen?"
"Ja. Ich hatte auch nicht vor auffällig zu sein und vor al-len Dingen hab ich nie gesagt, dass wir da unbewaffnet hin fahren. Ich weiß schon, warum ich zuerst zu Jasmin will. Kap hat da bestimmt ein bisschen was da."
"Okay. Dann ist ja gut. Nur, dass wir nicht spontan doof überrascht werden."
"Das ist mir schon klar. Und ich hatte auch nicht vor in die ganz heißen Viertel zu gehen."
Gemeinsam tranken wir noch unseren Kaffee und unterhielten uns dabei ein wenig, bis wir dann raus gingen. Dort ließ ich noch die Pferde raus, bevor wir in das Auto stiegen und etwa zwei Stunden lang in unsere alte Heimat fuhren. Die Fahrt über unterhielten wir uns über alles mögliche, bis wir an dem alten Stall an kamen.
"Sieht aus als hätte sich nichts verändert.", bemerkte ich.
"Das sieht nicht nur so aus. Das ist so. Nur dass das Ganze mittlerweile noch runtergekommener ist."
"Und wahrscheinlich mit anderen Pferden."
"Ja. Die wären sonst alle uralt."
"Dann mal los."
Gemeinsam stiegen wir nun aus dem Auto und gingen langsam über den alten Hof zu dem Wohnhaus, das genauso herunterge-kommen war, wie alles hier. Ich klopfte an der Tür und von drinnen ertönte ein lautes Bellen.
"Es hat sich rein gar nichts verändert.", bemerkte ich mit einem Lächeln. Schon damals hatte meine Trainerin immer min-destens drei Hunde bei sich rum springen und auch das schien sie beibehalten zu haben.
"Ruhe! Jasmin! Tür!", rief eine tiefe Männerstimme.
"Wirklich gar nichts.", lachte ich. In diesem Moment fühlte ich mich um 20 Jahre zurück versetzt, als ich noch regelmä-ßig vor dieser Tür stand und sich genau dieses Szenario ab-gespielt hatte. Mit dem Unterschied, dass ich meist aus an-deren Gründen hier war und Thomas eher selten an meiner Sei-te hatte.
"Ich komme schon!", rief kurz darauf eine weibliche Stimme und Thomas stimmte mir mit einem Lachen zu, als dann auch noch zu hören war, wie sie die Hunde von der Tür weg scheuchte. Und dann ging die Tür auf und ich stand Jasmin das erste Mal nach 20 Jahren wieder gegenüber.
Sie starrte uns nur mit offenem Mund an, bevor sie völlig überwältigt fragte: "Seid ihr es wirklich?"
"Ja. Hallo Jasmin. Lang ist es her.", antwortete ich.
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Angel behind the Appearance
Teen Fiction!Achtung! In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, Drogen, selbstverletzendes Verhalten und verschiedene psychische Krankheiten behandelt. Wenn diese Themen dich triggern, solltest du dir gut überlegen, ob du dieses Buch wirklich lesen möchtest. "En...