Kapitel 140

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Jess:

Den gesamten Nachmittag verbrachten wir damit die Pferde zu trainieren und ich unterhielt mich nebenbei mit Ty, der mir immer sympathischer wurde. Zum Schlus war dann noch Alex an der Reihe, die ich und Johannes gemeinsam etwas trainierten. Und als kleines Highlight konnten wir Carol dann noch zu-schauen, wie sie mit ihrem kleinen Schmuckstück trainierte. Dream a little dream. Eine wundervolle Stute, deren Fell ka-stanienbraun in der Sonne glänzte. Ihr kurze, schwarze Mähne wehte leicht im Wind und zeigte einen bemuskelten Hals. Der tolle, lange Schopf brachte ihren hübschen Kopf perfekt zur Geltung, was noch durch eine schmale, fein gezeichnete Bles-se unterstützt wurde. Schwungvoll trabte sie vorwärts und trotz ihrem grazilen Körper, erkannte man deutlich die Mus-keln, die die Kleine hatte. Sie war einfach eine absolute Schönheit. Trotzdem war sie allerdings kein einfaches Pferd. Das hatte sie mir damals mehr als nur deutlich gezeigt, aber dennoch wurde sie zu einem Champion und lief mittlerweile perfekt Grand Prix. Gerade unter Carol war sie ein Traum. Die Beiden könnten es zu den ganz Großen schaffen, doch ich wusste, dass das niemals jemand zu Gesicht bekommen würde. Um so mehr genoss ich es Carol mal wieder reiten zu sehe, denn das war Perfektion in seiner höchsten Stufe. Niemand außer ihr konnte dieses Pferd so reiten. Mit ganz feinen Hilfen und vor allen Dingen mit Spaß, der von Beiden Seiten kam. Etwas, was man im großen Sport nur noch sehr selten sah. Sie arbeitete mit dem Pferd zusammen und machte das Ganze aus Leidenschaft. Das war einfach unglaublich schön zu sehen! Vor allen Dingen gepaart mit dieser Stute.

Als sie dann mit dem Training fertig waren, machten wir uns auf den Weg nach Hause, wo wir schnell die Pferde versorg-ten, bevor wir rein gingen. Dort war erstaunlicherweise al-lerdings niemand zu sehen.

"Jungs? Wo seid ihr?", rief ich laut und hörte Bruce vom Weiten rufen: "Hier draußen!"

So gingen wir nun einmal durch die Villa bis zu der anderen Seite, wo sich eine Terasse befand. Dort saßen allerdings nicht nur die Jungs, sondern auch Kasey, Kyle, Sue und Tara mit einer beachtlichen Menge Alkohol um einen Tisch.

"Na endlich! Wir dachten schon ihr kommt gar nicht mehr.", sagte Kyle fröhlich und kam mit einem Glas Sekt auf mich zu, doch mit einem Blick auf Ty neben mir konnte ich erkennen, dass aus dem lockeren Abend vorerst nichts wurde. In seinem Blick war die nackte Panik zu erkennen und er war wie schock erstarrt.

"Ty?", fragte ich, doch von ihm kam keine Reaktion. Kyle merkte nun auch, dass anscheinend irgendwas nicht stimmte und fragte vorsichtig: "Ist alles okay bei ihm?"

"Gerade nicht.", sagte ich, bevor ich mich Ty zu wand.

"Ty? Hörst du mich?", fragte ich, doch von ihm kam keine Re-aktion. Erst als ich ihn an der Schulter berührte, kam er wieder in der Realität an und ich konnte erkennen, wie seine Augen glasig wurden.

"Ganz ruhig. Alles ist gut.", sagte ich beruhigend und legte einen Arm um ihn, doch er erwiderte: "Nein. Nichts ist gut. Sie sind tot und ich bin Schuld."

"Komm. Wir gehen jetzt erstmal rein und dann erzählst du mir mal, was los ist.", beschloss ich und schob ihn wieder rein in das Wohnzimmer, wo wir uns auf die Couch setzten.

"Möchtest du mir erzählen, was du gesehen hast?", fragte ich nun.

"Die Explosion. Da war ein Junge mit einer Granate. Ich hab ihn gesehen. Ich hätte ohne Probleme schießen können und es wäre nichts passiert, aber ich konnte nicht. Ich hatte ihn die ganze Zeit im Visier, aber ich konnte nicht abdrücken. Ich konnte diesen Jungen nicht erschießen. Er hat mit der Granate drei meiner Kameraden getötet und fünf schwer ver-letzt. Sie mussten sterben, weil ich nicht schießen konnte. Weil ich meinen Job nicht gemacht hab. Stattdessen hab ich zugeschaut, wie meine Kameraden von einer Granate zerfetzt wurden. Das Blut und die Körperteile, die durch die Luft ge-schleudert wurden und der schreckliche Geruch von verbran-ntem Menschenfleisch.", erzählte er und man konnte deutlich erkennen, wie fertig ihn das machte.

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