Kapitel 133

21 0 0
                                    

Jess:

So vergingen die Wochen und es spielte sich langsam alles ein. Neben Collin, der sich immer besser einlebte und sich in der Schule mehr als nur wohl fühlte, machte auch Nithan große Fortschritte und ich beschloss schließlich mit ihm zu seinen Eltern zu fahren. Ihm hatte ich davon allerdings noch nichts gesagt. Er wusste lediglich, dass wir wegfahren wür-den. Dafür hatte ich mir extra frei genommen und die Pferde am Vormittag geritten, sodass ich an Nachmittag nun mit ihm losfahren konnte. Ich zog mich also um und ging raus, wo Nithan bereits wartete.

"Können wir los?", fragte ich.

"Wenn du mir sagst, wo wir hin fahren.", meinte Nithan.

"Das siehst du dann schon. Wart einfach ab. Können wir dann jetzt los?"

"Ja."

Wir fuhren also los und mit jedem Kilometer, wurde Nithan neben mir nervöser.

"Weißt du jetzt, wo wir hinfahren?", fragte ich, als wir nur noch wenige Kilometer von der Stadt entfernt waren. Von ihm kam nur ein Nicken.

"Wollen wir jetzt erstmal zu deinen Eltern oder wie möchtest du das?", fragte ich.

"Wissen die, dass wir kommen?"

"Ja. Ich hab gestern schon mit denen telefoniert. Die sind alle samt zuhause und warten."

"Dann gehen wir als erstes zu denen. Ich will nicht, dass die ewig warten müssen."

"Sie haben über fünf Jahre auf dich gewartet. Ich bezweifle stark, dass es ihnen etwas aus macht noch ein paar Stunden mehr zu warten, aber es ist deine Entscheidung."

"Ich weiß doch selber nicht, was ich will! Verdammte Schei-ße, warum ist das so hart?"

"Ganz ruhig. Ich weiß, dass das ein harter Tag für dich wird, aber ich bin bei dir und ich helfe dir. Wenn es nicht mehr geht, kannst du jeder Zeit Bescheid sagen und dann fah-ren wir wieder. Du allein entscheidest, was du willst und wenn du das nicht mehr schaffst ist das völlig in Ordnung. Das ist deine Familie. Sie verstehen das."

"Danke! Es tut echt gut dich dabei zu haben."

"Das ist schön. Also. Ich kenn mich hier nicht aus. Du be-stimmst, wo du hin willst und sagst mir, wie ich fahren soll."

"Okay. Dann hier jetzt rechts."

So führte Nithan mich nun durch die Straßen, bis wir an dem Haus seiner Eltern an kamen. Er wurde mittlerweile mit jeder Sekunde blasser und schaute mich nun unsicher an.

"Du schaffst das! Ich bin bei dir und ich helfe dir. Das ist deine Familie. Die lieben dich.", sagte ich aufmunternd.

"Meinst du wirklich, dass ich das kann?", fragte er unsi-cher.

"Ja. Komm. Du atmest jetzt nochmal tief durch und zählst bis drei. Und wenn du bei drei bist, machst du die Tür auf und steigst aus. Alles wird gut. Du kannst das!"

Kurz darauf standen wir nebeneinander vor dem Haus.

"So. Und jetzt nochmal tief durch atmen und dann gehen wir hin und klingeln. Du kannst das! Sonst würde ich das niemals mit dir machen.", redete ich auf ihn ein, doch bevor er ir-gendwas tun konnte, ging auch schon die Tür auf und Jane stand vor uns. Mit großen Augen schaute sie uns an und frag-te unsicher: "Nithan?"

"Hallo Mum.", sagte er mindestens genauso unsicher. Schon füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie fiel ihm um den Hals.

"Fünf Jahre sind so verdammt lang!", schluchzte sie, während Nithan unsicher stehen blieb. Ich konnte ihm deutlich anse-hen, wie hart das für ihn war.

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt