Kapitel 128

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Jess:

Diese Frau kannte ich leider sehr gut und an ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie mich ebenfalls erkannte. Ich hatte sie schon drei Mal nach einer Überdosis wieder geholt und sie war einer der Patienten, die dann noch schimpften.

"Was wollen Sie hier? War ich jetzt schon oft genug in eurer beschissenen Klinik, dass Sie mich jetzt schon nach Hause verfolgen?", schimpfte sie und ich erkannte deutlich, dass Heroin nicht die einzige Droge war, die diese Frau nahm. In dem Moment erinnerte sie mich mehr als nur deutlich an meine eigene Mutter, was mich innerlich schlucken ließ, aber ich bewahrte mein Pokerface und sagte: "Nein. Ich hab es nicht nötig Patienten zu suchen. Zu tun hab ich immer genug."

"Was wollen Sie dann und was tun Sie mit meinem Sohn?"

"Ihr Sohn sitzt völlig allein in Kneipen und ich hab ihm versprochen, dass ich ihm helfe. Ich glaube nicht, dass das hier eine gute Umgebung für ein Kind ist. Ich weiß, wie es Ihnen geht, aber Sie müssen was ändern. So kann es nicht weiter gehen. Ihr Sohn muss eine Schule besuchen und Sie sollten einen Entzug machen. Ich lasse Ihnen jetzt die Wahl. Entweder Sie kommen jetzt mit in eine Klinik und ich helfe Ihnen einen Entzug zu machen, oder..."

"Ich gehe in keine Klinik! Sie können mich mal!"

"Okay. Dann werde ich Ihren Sohn jetzt mit nehmen. Wenn Sie sich nicht innerhalb der nächsten Woche umentschieden haben, werde ich mit ihm zum Jugendamt gehen. Sie wissen, wo sie mich finden.", sagte ich, bevor ich dann mit dem Jungen wie-der zurück zum Auto ging.

"Collin, du bleibst hier!", hörte ich die Frau rufen und sah, wie er sich kurz rumdrehte, sich dann aber wieder mir zu wand und mit mir weiter ging.

"Collin! Wenn du jetzt gehst werd ich wütend!", rief die Frau und diesmal drehte er sich nicht um, sondern krallte sich an mir fest. Wenn ich nicht dabei gewesen wäre, hätte die Frau ihn jetzt wohl geschlagen.

"Keine Angst. Ich pass auf dich auf.", flüsterte ich, um ihm kurz darauf wieder in mein Auto zu helfen. Ohne ein weiteres Wort stieg ich ebenfalls ein und startete den Motor, um dann zu der Villa zu fahren. Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie dem Jungen der Mund auf klappte, als ich durch das Tor fuhr und parkte. Sowas hatte er wohl noch nie gesehen und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ungefähr so musste ich auch ausgesehen haben, als ich mit Thomas zum ersten Mal vor genau so einer riesigen Villa gestanden hatte.

"Ist das dein Zuhause?", fragte der Junge.

"Ja. Und ab jetzt auch erstmal deins.", erklärte ich und stieg aus, um dem Jungen aus dem Auto zu helfen.

"Es kommen gar keine Pferde.", bemerkte Kyle, der ebenfalls ausgestiegen war.

"Johannes und Tara werden mit denen schon rüber gegangen sein.", spekulierte ich.

"Achso okay."

"Dann würde ich sagen wir gehen auch. Die Arbeit wartet."

Dies taten wir und beim Stall angekommen staunte der Junge nicht schlecht.

"Gehört das auch alles dir?", fragte er überwältigt.

"Nein. Der Stall hier gehört einer Freundin von mir, aber ich darf mit meinen Pferden zum Reiten hier her kommen und reite für sie immer noch zwei Pferde."

"So richtig große Pferde?"

"Ja. Sie sind jetzt nicht riesig, aber schon recht groß."

"Wow! Und auch so über Hindernisse und so?"

"Nein. Das nicht. Ich reite Dressur."

"Was ist das?"

"Dressur ist wie ein Tanz mit dem Pferd. Ich reite da ganz genau und ordentlich verschiedene Lektionen mit dem Pferd."

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt