Kapitel 102

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Jess:

Nach unserem Training ging ich dann rein, wo die Anderen be-reits im Esszimmer am Tisch saßen.

"Guten Morgen!", rief ich einmal in die Runde, doch von al-len kam nur ein müdes Nicken.

"Guten Morgen, Jess! Die sind alle nicht in der Verfassung, um dir fröhlich zu antworten.", antwortete Kyle und stellte schwungvoll einen Korb voll frischer Brötchen auf den Tisch.

"Dafür bist du fröhlich für alle. Was ist los? Morgens bist du nie so schrecklich gut drauf.", fragte ich verwundert.

"Ich hab einfach mal gute Laune.", antwortete er euphorisch.

"Hast du irgendwas genommen? Das kann nicht normal sein!"

"Ich hab einfach gute Laune!", sagte er, doch irgendwas stimmte da nicht. Ich wusste nur noch nicht genau was, aber das würde ich schon noch raus finden.

"Ist der schon die ganze Zeit so gut gelaunt?", fragte ich, als Kyle wieder in er Küche verschwand und die Anderen nickten.

"Und wie sieht's bei euch aus? Wie schlimm ist es schon?"

"Es geht noch so halbwegs irgendwie.", meinte Spider.

"Okay. Wenn irgendwas ist dann sagt Bescheid! Ihr habt alle meine Handy Nummer und könnt mich jeder Zeit anrufen. Das ist kein Problem und mir tausend mal lieber als irgendwelche Zwischenfälle. Und lasst die Finger von dem Heroin hier! Ihr kommt mit dem Zeug hier nicht klar! Das bringt euch um!", sagte ich ernst und von den Dreien kam ein Nicken.

"Gut. Ich geh jetzt Kyle helfen und dann essen wir gleich.", sagte ich und ging in die Küche, um Kyle zur Hand zu gehen.

"Ist alles gut bei dir?", fragte ich ihn.

"Ja. Ich hab nur gute Laune.", meinte er.

"Das kannst du vielleicht den Anderen erzählen, aber mir nicht. Damit überspielst du doch nur, wie beschissen es dir wirklich geht. Ich kenn dich und ich weiß, wann du gut ge-launt bist, aber gerade geht's dir beschissen, stimmt's?"

"Ja."

"Willst du reden? Ich bin immer für dich da. Das weißt du."

"Können wir später alleine und in Ruhe sprechen?"

"Ja klar. Gar kein Problem."

Gemeinsam machten wir nun Frühstück und als dann auch Johan-nes kam, aßen wir zusammen etwas, bevor ich dann mit Kyle raus ging und mich mit ihm in den Wald setzte.

"So. Jetzt können wir in Ruhe reden.", sagte ich.

"Okay.", kam es allerdings nur von Kyle.

"Heute ist wieder der schwierige Tag, oder?", fragte ich und von ihm kam ein trauriges Nicken. Tröstend legte ich einen Arm um ihn und fragte: "Wie lange ist es jetzt?"

"Zwölf Jahre. Vor zwölf Jahren ist sie gestorben und alles war plötzlich vorbei. Vor zwei Wochen wäre sie 21 gewor-den.", antwortete Kyle.

"Das ist hart. Ich kann's verstehen."

"Ja. Ich vermisse sie einfach so schrecklich! Und mit jedem Jahr, das Tara älter wird, erinnert sie mich mehr an sie. Das ist als wäre sie nochmal wieder da."

"Das ist sie. Du kannst mich gerne, als völlig bekloppt be-zeichnen, aber sie hat dir Tara geschickt."

"Und ich dachte ich wäre der Einzige, der an sowas glaubt."

"Ich denke wir haben beide genug Scheiße erlebt, um an sowas glauben zu dürfen. Das hilft."

"Trotzdem ist es gerade an solchen Tagen unheimlich schwer sie dann die ganze Zeit um mich herum zu haben und gleich-zeitig zu wissen, dass sie eigentlich tot ist."

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt