Johannes:
Wir verabschiedeten uns noch, bevor Jess Thomas auf den Rap-pen half, um sich selbst hinter ihn zu setzen. Ich hingegen schwang mich wieder auf den Rücken der Stute und so ritten wir langsam zurück.
"Und Spike hat sich wirklich selbst umgebracht?", fragte ich. Ich war mir noch nicht sicher, ob das wirklich stimmte.
"Ja. Dem war bewusst, dass er sowieso stirbt.", erklärte Jess unbeeindruckt.
"Bleibt weniger für uns zu tun.", meinte Thomas trocken und ich konnte nur den Kopf schütteln.
"Wenn man euch nur anders kennt, ist es echt beängstigend, wie gleichgültig euch so ein Leben sein kann.", sagte ich.
"Ja. Das war ein Ausschnitt aus unserem früheren Leben. Un-gefähr so sah es damals alle paar Tage aus. Vielleicht nicht immer ganz so krass und ich musste auch nicht immer ein-schreiten, aber so ungefähr war das.", erklärte Jess.
"Es ist echt schockierend, wie ihr mordet ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Gerade du. Zuhause bist du völlig fer-tig, wenn du jemanden nicht retten konntest und hier spa-zierst du durch eine Villa und ermordest mal eben ein Si-cherheitsteam. Das ist beängstigend!"
"Manche Menschen haben es nicht anders verdient, als zu sterben. Bei denen hab ich da kein Problem mit."
"Ich hab's gemerkt. Aber ich muss zugeben, dass es schon be-eindruckend ist, wie du mit deinen Messer wirfst. So locker aus dem Handgelenk und zack ist der durch die Kehle an die Wand genagelt."
"Ich würd dir nicht empfehlen es nach zu machen. Mit sowas sollte man nur hantieren, wenn man weiß, was man tut. Ich hab vom Meister gelernt. Da geht das."
"Darf ich fragen, wer der Meister ist?"
"Der sitzt vor mir. Der Meisterdieb. Was der nicht klauen kann, kann niemand klauen, aber das Problem ist, dass er manchmal vergisst vorher nach zu denken und dann musste ich ihm schon immer den Arsch geretten. Deshalb hat er mir ir-gendwann alles beigebracht."
"Wie alt warst du, als du damit angefangen hast?"
"Ich habe das das erste Mal mit acht gemacht. Das ist krass. Ich weiß."
"Ach du scheiße! Mit acht hab ich nicht mal drüber nachge-dacht sowas zu tun!"
"Ich war da schon Heroin süchtig, hab auf der Straße gewohnt und von geklautem Geld gelebt."
"Das ist echt krass!"
"Ja. Und jetzt sollten wir mal ein bisschen Gas geben. Ich muss heute noch fünf Pferde reiten und eigentlich auch ar-beiten. Ich hoffe Sue hat das irgendwie geklärt.", sagte sie und galoppierte an. So ritten wir mit Vollgas zurück zu der Ranch, wo Peter bereits draußen stand und wartete.
"Gott sei Dank! Alle wieder lebend da!", sagte er erleich-tert, als wir anhielten und abstiegen.
"Ja. Deine Messer stecken noch in der Villa. Mit dem Letzten hab ich Snake an die Wand genagelt.", berichtete Jess.
"Das waren bald 50 Messer! Wie viele hast du denn platt ge-macht?", fragte der Mann schockiert. Okay. Dass es so viele waren hätte ich nicht gedacht. Das ging so schnell.
"Bald 50 mit den Messern und ein paar noch so.", erklärte Jess jedoch unbeeindruckt.
"Und Snake ist tot?"
"Ich kenne niemanden, der mit durchgeschnittener Kehle noch leben kann."
"Und du hast auch wirklich getroffen?"
"Ich bin Ärztin. Ich weiß, wann jemand tot."
"Na dann ist ja gut. Und du bist auch noch in ganzen Stü-cken?", wand er sich Thomas zu.
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Angel behind the Appearance
Jugendliteratur!Achtung! In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, Drogen, selbstverletzendes Verhalten und verschiedene psychische Krankheiten behandelt. Wenn diese Themen dich triggern, solltest du dir gut überlegen, ob du dieses Buch wirklich lesen möchtest. "En...