Kapitel 98

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Jess:

Das war der Satz, der mich sprachlos machte. Für mich war immer klar gewesen, dass das nie eine wirkliche Beziehung war und es war erschreckend, dass er das so anders sah. Im-merhin war ich damals gerade mal zwölf und er war ganze zehn Jahre älter als ich

"Ich dachte wir hätten geklärt, dass das nichts festes war und auch nichts werden konnte.", grübelte ich.

"Das hast du geklärt.", meinte er.

"Und wie soll es jetzt weiter gehen? Ich denke dir ist be-wusst, dass das mit uns nichts mehr gibt, oder?"

"Ja. Es sieht schwer danach aus."

"Es ist so. Ich bin verheiratet und mehr als glücklich mit Johannes. Du bist mein großer Bruder und einer meiner besten Freunde, aber mehr wird das nicht und war es eigentlich auch nie. Tut mir leid, wenn das für dich jetzt plötzlich kommt, aber ich dachte eigentlich, dass das klar war. Ich war viel zu jung und hatte keine Ahnung von Liebe. Ich wusste nicht, dass du das so ernst gemeint hast und hätte ich es gewusst, hätte ich schon mit dir gesprochen. Das weißt du, oder?"

Von Bruce kam nur ein Nicken.

"Haben wir das damit jetzt geklärt und können Freunde blei-ben? Du bedeutest mir nämlich echt viel und auch wenn ich nie wirklich was für dich empfunden hab, hab ich dich trotz-dem echt gerne."

Wieder kam ein Nicken von ihm.

"Das ist schön. Ich hab dich echt vermisst!", sagte ich und schloss ihn in meine Arme, was er mir gleich tat.

Lange standen wir so, bis wir uns voneinander lösten.

"Was machen wir jetzt? Gehen wir rein oder bleiben wir hier und unterhalten uns noch ein bisschen?", fragte ich nun.

"Können wir hier bleiben? Ich glaube wir haben ein bisschen Redebedarf."

"Okay. Aber dann lass uns rein zu den Pferden gehen. Da ist es bequemer.", schlug ich vor und so setzten wir uns zu Ha-lim in die Box. Der Hengst kam direkt zu mir und es dauerte nicht lange, bis er auch schon neben mir im Stroh lag.

Wieder herrsche Schweigen, bis Bruce sagte: "Es ist echt un-glaublich, was du dir für ein Leben aufgebaut hast! Wenn man dich so sieht, glaubt man gar nicht in welchen Verhältnissen du aufgewachsen bist."

"Bis zu eurer Aktion wusste das auch niemand außer Thomas, Sue und Johannes, wobei die auch nicht alles wussten."

"Tut mir echt leid. Wir hätten euch da nicht mit rein ziehen sollen. Ich hoffe wir haben damit nichts kaputt gemacht."

"Überhaupt nicht. Es ist gut, dass jetzt alle Bescheid wis-sen. Im Nachhinein hätte ich ihnen das schon viel eher er-zählen sollen."

"Dann ist ja gut. Ich hatte schon Angst wir zerstören dir hier jetzt alles."

"Das klappt nicht. Ich hab Freunde denen ich wichtig bin. Egal, was ich für eine Vergangenheit habe."

"Das ist schön. Deine Freunde sind sowieso alle toll."

"Auch, wenn sie euch am Anfang verprügeln wollten?"

"Ja. Sue ist sowieso die Geilste von allen."

"Das stimmt. Die kann keiner toppen."

"Was macht die eigentlich beruflich? Arbeitet die im Stall?"

"Nein. Normalerweise ist sie auch Ärztin und arbeitet in der gleichen Klinik, wie ich."

"Echt? Das hätte ich von ihr jetzt so gar nicht erwartet."

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt