Kapitel 54

18 0 0
                                    

Jess:

Als ich am nächsten Morgen aufwachte fand ich mich auf dem Schoß von Johannes wieder.

"Guten Morgen! Du warst wohl doch ganz schön müde.", sagte er mit einem Lächeln und strich mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Wo sind die Anderen?", fragte ich müde.

"Sue ist in der Klinik und Thomas ist gerade los zur Ar-beit.", berichtete er. Moment mal. Thomas war los zur Ar-beit? Er arbeitete nachmittags!

"Wie spät haben wir denn?", fragte ich und war mit einem Mal hellwach.

"Wir haben jetzt halb zwei.", berichtete Johannes und bestä-tigte damit meine Vermutung.

"Was? Warum weckst du mich nicht? Ich muss lernen! Und was ist mit den Jungs?", fragte ich und wollte schon auf sprin-gen, doch Johannes hielt mich fest.

"Ganz ruhig. Entspann dich. Die Jungs hat Sue heute Morgen schon gefüttert und zum Lernen hast du noch mehr als genug Zeit. Ich hab alles so geregelt, dass du dich um nichts kümmern musst und lernen kannst.", beruhigte er mich.

"Danke! Du bist ein Schatz!", sagte ich und gab ihm einen Kuss, den er erwiderte.

"Das hab ich echt vermisst.", flüsterte er glücklich.

"Ich auch, aber ich hatte keine Zeit. Tut mir leid. Jetzt haben wir ja drei Wochen Zeit, um das alles nach zu holen."

"Wie läuft das dann eigentlich am Freitag? Thomas hat ge-fragt, ob er uns da irgendwie abholen soll oder so."

"Der kommt mit! Das macht alles noch lustiger."

"In wie weit lustiger?"

"Thomas verträgt nichts. Der ist nach drei Bier schon be-trunken. Zumindest war das früher so und ich bezweifle stark, dass er im Gefängnis trinkfester geworden ist."

"Woher weißt du das? Hast du etwa mit 6 schon getrunken?"

"Das nicht, aber ich hab den schon unzählige Male sturzbe-trunken abgeholt und ihm am nächsten Tag unter die Nase ge-rieben, was er alles für eine Scheiße gebaut hat."

"Wie gemein!"

"So bin ich halt. Das solltest du doch mittlerweile wissen."

"Ich dachte nur nicht, dass du so jung schon so böse warst."

"Ich bin schon so geboren."

"Ja. Ich merk's."

"So. Jetzt mach ich mir was zu essen und leg los. Ich muss bis Mittwoch noch einiges schaffen."

"Nein. Du legst los und ich bring dir was."

"Wow! So ein Service heute! Hast du irgendwas verbrochen?"

"Ich will nur, dass du tagsüber lernst und nachts schlafen kannst. Ich muss doch auf meine Meisterin aufpassen. Nicht, dass du mir dann in Aachen vor Müdigkeit vom Pferd fällst."

"Das ist das Letzte, was mir da passieren wird. Da sterbe ich eher vor Nervosität."

"Das will ich aber auch nicht. Du sollst noch eine lange Zeit leben. Ohne dich kann ich auch nicht mehr leben."

"Du bist süß. Dir geht's wieder besser, oder?"

"Ja. Mir geht es wieder super."

"Das ist schön. Endlich bist du wieder der Alte!"

"Ich hab doch gesagt, dass du mich schon wieder gesund pflegst. Jetzt aber los. Sonst bin ich wieder schuld wenn du nicht alles schaffst."

"Du bist sowieso immer an allem schuld. Das solltest du nach sechs Jahren mit mir aber wirklich gelernt haben!"

"Ja. Das bin ich mittlerweile gewohnt."

So verschwand ich nun in meinem Büro, wo ich direkt zu ler-nen begann. Mittlerweile wurde es doch ein bisschen eng mit meinem Zeitplan, aber da Johannes mir tatkräftig zur Seite stand und dafür sorgte, dass ich immer genug zu essen und zu trinken hatte, kam ich wirklich extrem gut voran kam. Daher konnte ich es mir leisten nicht nur mit den Anderen zusammen zu essen, sondern auch den Abend mit ihnen zu verbringen. Das war auch gut so, denn Sue hatte ihre Geige mitgebracht und spielte ein paar ihrer selbst geschriebenen Lieder. Wo sie einmal dabei war, bekam Thomas auch noch einen kleinen Auffrischungskurs mit der Gitarre und er bemerkte, dass er zwar etwas aus der Übung war, aber nichts verlernt hatte. So spielten die Beiden kurz darauf auch schon zusammen, was nach ein wenig Übung wirklich gut klang. Das mit der Band konnte also wirklich noch was werden.

Am nächsten Morgen ging es allerdings schon früh wieder wei-ter, doch auch an diesem Tag kümmerten sich die Anderen um alles, sodass ich früh am Morgen alles noch einmal durch gehen konnte, bevor es los ging. Der Abschied von Thomas, der uns ganz viel Glück wünschte, bevor Johannes Sue und mich zu der Uni fuhr, wo die Prüfung statt fand. Die Nervo-sität hatte bei uns beiden mittlerweile ihren absoluten Hö-hepunkt erreicht und als wir an der Uni an kamen, war es endgültig vorbei. So nervös war ich bisher noch vor keiner Prüfung gewesen. Da war ich mir ganz sicher.

"Ich wünsch euch beiden ganz viel Glück! Ihr schafft das und du sowieso, Jess! Wir drücken euch alle Daumen, die wir ha-ben!", sagte Johannes aufbauend und gab mir noch einen letz-ten Kuss, bevor wir zu dem Raum gingen und die Prüfung schrieben, die meiner Meinung nach wirklich nicht schwer war. Die Anderen sahen das ein wenig anders, doch ich war auf jede Frage perfekt vorbereitet.

Am Ende waren wir dann alle erleichtert es hinter uns zu ha-ben und beschlossen spontan das noch ein wenig zu feiern.

Vorher rief ich allerdings noch Kyle an und sprach mit ihm, bevor ich Johannes Bescheid sagte. Ich nahm mir allerdings fest vor nur mit den Anderen an zu stoßen und danach nichts mehr zu trinken. Schließlich musste ich am nächsten Tag alle drei Pferde reiten und da Summer jetzt schon seit drei Tagen mehr oder weniger stand, konnte das sehr lustig werden.

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt