Kapitel 36

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Jess:

Als Johannes endlich eingeschlafen war, klopfte es an der Tür. Ich konnte mir schon denken, wer das war.

"Komm rein.", sagte ich daher und schon stand Sue im Zimmer.

"Alles okay?", fragte sie.

"Nicht wirklich.", antwortete ich.

"Was ist denn los?"

"Dem geht's komplett beschissen. Ich hab ihn jetzt mit Schmerzmitteln voll gepumpt, damit er zur Ruhe kommt."

"So schlimm?"

"Ja. Schrecklich."

"Wo liegt denn das Problem?"

"Das haupt Problem ist, dass er Magenkrämpfe hat ohne Ende. Dazu kommen noch ordentliche Probleme mit dem Kreislauf und so das übliche, wie Schüttelfrost und Rückenschmerzen."

"Und dich lässt er auch nicht mehr los, wie's aussieht."

"Ne, aber das ist okay. Ich hätte es genauso gemacht."

"Und es ist ja schon irgendwo süß."

"Der ist total süß. Gerade, wenn er unter Drogen steht."

"Ich dachte du willst nicht mehr, dass er Drogen nimmt."

"Alkohol ist auch eine Droge. Da hab ich kein Problem mit."

"Stimmt."

"Wie viel Uhr haben wir eigentlich?"

"Wir haben jetzt gleich acht Uhr."

"Dann muss ich die Drei füttern."

"Kann ich das vielleicht auch?"

"Pirat und Hans Jürgen ja, aber Halim nicht. Das muss ich selber mischen. Bleib du hier und guck nach Johannes.", sagte ich und löste mich vorsichtig von Johannes, bevor ich schnell raus ging. Dort gab ich den Dreien ihr Futter und räumte das Sattelzeug von Halim weg, während sie fraßen. Als die Drei dann aufgefressen hatten und neugierig hinter mir standen, packte ich die Eimer weg und brachte Halim in seine Box, bevor ich mit Pirat rein ging und schnell etwas zu essen machte, was an diesem Tag allerdings ein wenig mager aus fiel. Es bestand einfach nur aus ein bisschen Obst. Für mehr hatte ich einfach keine Zeit und keine Nerven.

Den Teller stellte ich auf den Esstisch, bevor ich zurück zu Johannes und Sue ging. Johannes war dort mittlerweile wieder auf gewacht und es ging ihm offensichtlich nicht gerade gut.

"Jess?", fragte er.

"Ich komme schon.", sagte ich und setzte mich zu ihm. Damit gab er sich allerdings nicht zufrieden und packte mich kurzerhand einfach an der Taille, um mich zu ihm in das Bett zu legen und fest in seine Arme zu ziehen. Hui! Damit hatte ich nicht gerechnet! Aber wenn es ihm so besser ging, machte ich das gerne mit. Auch wenn er einfach hätte fragen können.

"Essen steht auf dem Tisch. Für mehr hab ich keine Zeit. Tut mir leid.", sagte ich zu Sue.

"Gar kein Problem. Ich hab keine Ansprüche.", meinte diese und verließ den Raum. Ich wand mich nun wieder Johannes zu und fragte: "Wie geht's dir?"

"Mit den Medikamenten jetzt schon besser.", antwortete er. Ich hatte nichts anderes erwartet. Bei der Menge Schmerzmittel, konnte er keine Schmerzen mehr haben. Aber man wusste ja nie. Da ging ich lieber auf Nummer sicher.

"Das ist gut.", sagte ich daher erleichtert. Ich ertrug es einfach nicht ihn leiden zu sehen.

"Wo warst du?"

"Ich hab nur schnell die Jungs gefüttert und rein gebracht. Ich renn dir schon nicht weg. Keine Angst."

"Du bist aber auch nicht hier."

"Tut mir leid, aber ich muss zwischendurch auch noch ein bisschen was tun. Die Tiere müssen gefüttert werden."

"Kann Sue das nicht?"

"Nein. Das muss ich schon selber machen und reiten muss ich auch. Anders geht's nicht. Tut mir leid. Ich muss bis zum Wochenende noch ein bisschen trainieren."

"Also fahren wir zum Turnier?"

"Ja. Sue kommt mit und hilft dir und Zoe hat auch frei."

"Startest du mit allen Vieren?"

"Ja, aber wenn es dir so schlecht geht, nehm ich ein paar Prüfungen raus. Das fällt genau so, dass deine Psyche da ziemlich angeknackst sein wird."

"Dann ist es besser, wenn du Stress machst und ich immer was zu tun hab. Dann hab ich keine Zeit zum Nachdenken."

"Mal sehen. Wenn es dir am Freitag noch so beschissen geht, fahren wir gar nicht."

"Nein! Du reitest da! Zumindest die Meisterschaft! Dafür habt ihr so hart trainiert. Da startet ihr auch!"

"Mir ist relativ egal, was du dazu meinst. Ich entscheide selber, was ich reite und wenn es dir so beschissen geht, kann ich nicht mit ruhigen Gewissen ein Turnier reiten. Du bist mir wichtiger als jeder Turniererfolg!"

"Das ist nett, aber du musst diese Meisterschaft reiten! Das ist deine Chance nach ganz oben zu kommen. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn du wegen mir diese Chance weg schmeißt. Ich weiß genau, wie wichtig dir das ist und wie viel Zeit du da rein gesteckt hast. Ich will nicht, dass das für umsonst war! Bis dahin geht es mir schon wieder einigermaßen gut. Notfalls, nimmst du dir eben Stephanie mit."

"Ich lass dich in diesem Zustand nicht drei Tage alleine!"

"Sue ist doch da. Die passt schon auf mich auf. Und zur Not, geh ich halt solange in irgend eine Klinik. Hauptsache du reitest die Meisterschaft! Das ist deine Chance und ich lass nicht zu, dass du die weg schmeißt! Danach kannst du mir wochenlang nicht von der Seite weichen, aber da reitest du!"

"Und dich soll man verstehen. Erst schimpfst du, dass ich dich eine halbe Stunde alleine lasse und dann willst du mich zwingen drei Tage weg zu fahren und dich alleine zu lassen."

"Weil diese halbe Stunde nicht ansatzweise so bedeutend ist, wie diese drei Tage! Wenn du da gewinnst, fahren wir nach Aachen. Das war doch immer dein Traum."

"Und du meinst wirklich, dass du das schaffst?"

"Ja! Es sind nur drei Tage. Und bis Freitag geht es mir bestimmt wieder einigermaßen gut. So mit den Medikamenten geht es jetzt eigentlich."

"Ich hab dich ja auch komplett zu gedröhnt. Da wäre es schon sehr merkwürdig, wenn es noch so schlimm wäre."

"Dann machst du das einfach den Rest der Woche und gut ist."

"Nein. Das gibt's nicht."

"Warum nicht?"

"Zum einen kannst du so garantiert nicht arbeiten und zum Anderen können Schmerzmittel auch abhängig machen. Dann bist du direkt in der nächsten Sucht drin. Das war jetzt nur eine Notlösung. Das kann und werde ich nicht jeden Tag machen."

"Schade."

"Jetzt schläfst du erstmal. Bis Freitag haben wir noch Zeit. Da müssen wir uns noch nicht den Kopf drüber zerbrechen."

"Bleibst du jetzt hier?"

"Darf ich mich vorher schnell um ziehen?"

"Na gut."

So zog ich mich nun in Windes Eile um, bevor ich mich wieder zu ihm legte. Er zog mich direkt wieder fest an sich und schlief kurz darauf tief und fest.

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