Kapitel 161

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Jess:

"Was?", fragte ich ungläubig.

"Sie hat sich gerade das Leben genommen. Ich kann dir nicht sagen, was genau passiert ist. Ich war nicht da, aber sie hat sich erst versucht sich mit dem Bettlaken zu strangulie-ren, aber die Kollegen haben schnell genug reagiert. Als ich dann kam, hat sie sich vor meinen Augen erschossen. Wir konnten nichts mehr tun. Es tut mir so unglaublich leid!"

"Wie kam sie denn an die Waffe?"

"Ich weiß es nicht. Es tut mir wirklich leid! Ich hab euch versprochen, dass ich sie wieder hin kriege und dann das."

"Du kannst auch nichts dafür. Sowas passiert nunmal. Mach dir da jetzt bloß keine Vorwürfe!"

"Wollt ihr nochmal kommen?"

"Ich komme auf jeden Fall. Ich brauch nur einen Moment."

"Okay. Dann bis gleich."

"Ja. Bis dann."

Ich legte nun auf und brauchte erstmal einen Moment zum Durchatmen.

"Was ist passiert?", fragte Thomas und ich konnte deutlich die Panik in seiner Stimme hören. Er wusste, dass es um Amy ging, aber wie sollte ich ihm das jetzt erklären? Wie sollte ich ihm sagen, dass eine der wichtigsten Personen in seinem Leben sich gerade das Leben genommen hatte?

"Jess! Was ist los?", fragte er und sein Tonfall wurde deut-lich besorgter. Ich musste es ihm sagen. Einfach kurz und schmerzlos. Wobei das schmerzlos nicht eintreten würde.

"Amy hat sich gerade erschossen.", sprach ich es einfach aus und Thomas erstarrte wie auf Knopfdruck. Nur langsam floss eine Träne seine Wange entlang, der schon bald eine zweite und schließlich ein ganzes Meer aus Tränen folgte. Sanft schloss ich ihn in meine Arme und flüsterte: "Es tut mir so leid! Ich hätte mir mehr Zeit für sie nehmen müssen und sie nicht allein in der Klinik lassen."

"Du kannst da nichts für. Du hast getan, was du konntest. Vielleicht war es so besser für sie.", schluchzte Thomas.

"Ich hätte dir das alles nur gerne erspart."

"Das konntest du nicht."

Nun herrschte erst einmal Schweigen und ich strich Thomas immer wieder tröstend über den Rücken, bis er sich langsam etwas beruhigte.

"Ich will nochmal hin. Willst du mit kommen?", fragte ich und von ihm kam ein Nicken. So stiegen wir nun in mein Auto und fuhren zur Klinik, wo wir langsam rauf zu der geschlos-senen Station gingen. Dort kam uns schon Marry entgegen, die offensichtlich total am Ende war.

"Es tut mir so leid! Ich hätte das verhindern müssen.", sag-te sie.

"Du kannst nichts dafür.", widersprach ich ihr.

"Doch. Ich hab gemerkt, dass es ihr nicht gut ging. Ich hät-te hierbleiben müssen. Ich hätte das verhindern müssen."

"Hör auf! Ich weiß wie hart das ist, aber du kannst nicht jeden retten. Sie hätte sich über kurz oder lang umgebracht. Egal, was wir gemacht hätten. Du kannst nichts dafür!"

"Es fühlt sich aber so an als wäre ich schuld."

"Das bist du nicht.", sagte nun auch Thomas.

"Siehst du? Dir macht niemand irgendwelche Vorwürfe. Was passiert ist, ist passiert und wahrscheinlich ist es so noch besser. Dann leidet sie wenigstens nicht mehr.", fügte ich hinzu. Von ihr kam nur noch ein Nicken, bevor sie uns zu dem Zimmer führte und die Tür öffnete. Dort lag ein Körper, der jedoch völlig mit einer Decke überdeckt war. Marry hob diese nun vorsichtig hoch und faltete sie um, sodass der leblose Kopf von Amy zum Vorschein kam. Und zu meinem Erstaunen sah sie noch relativ gut aus. Lediglich ein wenig Blut war aus ihrem Mund geflossen.

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt