Kapitel 180

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Johannes:

Es war eine Stunde vergangen seit Jess zu Bett gegangen war, als ich schließlich aufstand und den Fernseher ausschaltete, um draußen die Pferde rein zu holen und ihnen ihr Futter zu geben. Kurz blieb ich noch bei ihnen, bevor ich mich dann entschloss ebenfalls zu Bett zu gehen. Die letzten Tage wa-ren doch ziemlich anstrengend gewesen und auch ich war nicht wenig fertig. Ich schaltete also alle Lichter ab und ging müde gähnend in unser Zimmer. Doch als ich die Tür öffnete, war ich auf einen Schlag hellwach. Dort lag Jess zwar fried-lich im Bett und hatte ihre Augen geschlossen, doch... doch sie atmete nur noch schwach. Und in diesem Moment schrillten bei mir alle Alarmglocken. Sofort eilte ich zu ihr und ver-suchte sie an den Schultern irgendwie wach zu rütteln, doch dann entdeckte ich die Spritze in ihrer Hand und wusste, was los war.

"Nein! Jess!", krächzte ich und ließ mich kraftlos neben ihr au die Knie fallen. Schwach schaute sie mich an und ich kon-nte in ihren Augen sehen, dass das hier das Ende sein würde. Sie waren völlig glanzlos, fast schon matt und ihr war an zu sehen, dass es sie sehr anstrengte ihre Augen offen zu hal-ten.

Fest schloss ich sie in meine Arme und flehte: "Bitte stirb nicht!"

Schon spürte ich wie sich Tränen in meinen Augen sammelten.

"Es tut mir leid.", sagte sie so schwach, dass es kaum noch ein Hauchen war. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über meine Wange. Die salzige Flüssigkeit brannte sich regelrecht in meine Haut, doch viel schlimmer, war der Schmerz in meinem Herzen. Meine geliebte Jess, die Liebe meines Lebens, lag hier in meinen Armen und war kurz davor zu sterben. Was sol-lte ich jetzt tun? Am liebsten würde ich sofort Hilfe rufen und sie irgendwie retten, doch im selben Moment in dem mir diese Idee kam, wurde mir schmerzlich bewusst, dass sie sich verabschiedet hatte. Dieser innige, letzte Kuss war ihr Ab-schied gewesen und ich musste und wollte ihren Willen res-pektieren. So sehr ich sie auch liebte und ihr um jeden Preis das Leben retten wollte. Das war ihr Wille. Ich musste sie jetzt gehen lassen. Seit über zwei Jahren wusste ich, dass dieser Moment kommen würde und ich hatte mir schon so oft ausgemalt, wie es sein würde sie gehen lassen zu müssen, doch in keiner meiner Vorstellungen hatte es so weh getan.

"Ich liebe dich!", riss Jess mich aus meinen Gedanken, bevor sie ihre Augen für immer schloss. Plötzlich spürte ich nicht mehr das gleichmäßige Heben und Senken ihres Brustkorbes und ihr Körper verlor auch das letzte Bisschen Spannung.

Sie war tot. Meine Jess war gerade in meinen Armen gestor-ben. Und das war der Moment in dem mein Herz in tausend Stücke zersprang. Am liebsten hätte ich geweint. Stundenlang geweint um meine tote Frau, doch ich konnte nicht. Nicht ein Träne konnte ich mehr vergießen. Stattdessen begann ich zu schreien. Ich konnte nicht erklären warum, doch irgendwas in mir begann einfach laut zu schreien.

"Nein! Jess! Du darfst nicht sterben! Ich brauche dich! Ich liebe dich doch! Ich kann nicht ohne dich Leben!", schrie ich, doch mit jedem Satz wurde meine Stimme schwächer und die letzten Sätze glichen eher einem leisen, verzweifelten Krächzen.

Doch auch das brachte sie mir nicht zurück. Sie war tot. Mein Engel war seinen Weg zurück in den Himmel gegangen und sie würde nie wieder kommen.

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt