Kapitel 53

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Johannes:

Zusammen schauten wir schließlich noch einen Film. Auch wenn ich es deutlich lieber gesehen hätte, wenn Jess ins Bett ge-gangen wäre. Aber so saß sie nun dicht an mich gekuschelt auf meinem Schoß und ich hatte sie in ihre Arme geschlossen. Da hatte ich auch keine Einwände gegen und ich kannte Jess lang genug, um zu wissen, dass sie von dem Film nicht viel mitbekommen würde.

Und so war es auch. Kaum hatte der Film begonnen, fielen ihr immer wieder die Augen zu, bis sie schließlich ein schlief.

Mit einem Lächeln schaute ich zu ihr runter. Wenn sie schlief sah sie so sorglos und entspannt aus. Nicht so ge-stresst und unter Strom, wie sonst den ganzen Tag. Der ein-zige Ort an dem sie genauso entspannt war, war der Stall. Ihr zweites Zuhause.

Schon bald fielen auch Sue immer öfter die Augen zu und sie ging nach der Hälfte des Films ins Bett. Zurück bleiben nur Thomas und ich.

"Sie bedeutet dir viel, oder?", fragte Thomas irgendwann.

"Sie ist alles für mich. Ohne sie kann und will ich nicht mehr leben. Sie ist einfach unglaublich!", schwärmte ich.

"Ja. Das war sie schon immer. Sie war das einzige Kind, das ich kenne, das sein Taschengeld irgendwelchen armen Junkies zugesteckt hat. Das war schon immer so und das wird sich wohl nie ändern.", berichtete er mit einem Lächeln.

"Sie hat ein unheimlich großes Herz und wenn sie könnte, würde sie alle Menschen auf der Welt retten. Deswegen geht sie in ihrem Job auch so sehr auf. Ich hab noch nie jemanden gesehen, den es so glücklich macht anderen zu helfen."

"Ja. Was das angeht, ist sie einzigartig."

"Sie ist allgemein einzigartig. Wer außer ihr schläft drei Nächte nicht, um zu lernen, damit sie sich tagsüber um die Pferde kümmern kann? Und selbst dann muss man sie noch zum Schlafen zwingen. Schlimm!"

"Sie ist eine absolute workerholic. Das war sie schon immer. Die hat mit sechs im Prinzip schon fast alleine mal eben den Haushalt geschmissen. Wer macht das schon in dem Alter?"

"Niemand. Sie macht im Prinzip nur Dinge, die sonst niemand tut und versteht, der sie nicht kennt. Ich kannte sie gerade mal drei Tage, als sie mich zum Entzug gezwungen hat und nach einer Woche hat sie mich einfach so in ihrer Wohnung aufgenommen und mir da durch geholfen, obwohl sie mich so gut wie gar nicht kannte."

"So ist sie eben. Für sie ist sowas selbstverständlich."

"Ja. Dabei ist schon allein die Tatsache einen Heroin Junkie zu lieben für viele total bescheuert."

"Für sie nicht. Sie ist unter Junkies aufgewachsen und war selber einer. Sie betrachtet die Menschen nicht von außen, sondern von ihrem Charakter. Das macht sie so besonders. Nach der ganzen Scheiße, die sie schon erlebt hat, kann man sie gar nicht mehr schocken. Die hat schon Junkies gesehen, die um vieles schlechter aussahen, als du jemals hättest aussehen können. Unter anderem unsere Erzeuger."

"War das bei denen so schlimm?"

"Die Beiden sind nicht umsonst an dem Zeug kaputt gegangen. In ihren letzten Tagen sahen die echt schlimm aus. Wenn du sowas jeden Tag siehst, kann dich nichts mehr schocken. Vor allen Dingen weil sie zugeguckt hat, wie er gestorben ist."

"Wie zugeguckt?"

"Ihm sind von dem Zeug nach für nach die Organe abgekratzt."

"Ich dachte er wär an einer Überdosis gestorben."

"Das haben wir ihr gesagt, damit sie nicht die grausame Wahrheit erfahren musste. Sie war so schon fertig genug, als sich unsere Erzeugerin vor ihren Augen umgebracht hat. Da wollte ich ihr nicht noch erklären, dass er elendig von in-nen verrottet ist."

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt