Jess:
Kurz darauf kam auch auch Sue mit dem Teller rein und fragte: "Wollt ihr auch was?"
"Nein. Ich hab eben schon was gegessen und er kann sowieso nichts so wirklich bei sich behalten.", antwortete ich leise, um Johannes nicht zu wecken. Sue nickte nur und brachte den Teller weg, bevor sie sich zu mir setzte.
"Ich will dich ja nicht stressen, aber wann willst du lernen?", fragte sie nachdenklich.
"Ich warte jetzt noch so eine Stunde, bis er richtig schläft und geh dann rüber.", erklärte ich ihr meinen Plan.
"Und wann willst du dann schlafen?"
"Tagsüber irgendwann, wenn er auch schläft. Da find ich schon irgendwann ein paar Stunden Schlaf."
"Jetzt ernsthaft?"
"Ja. So hab ich meine letzte Prüfung auch geschafft."
"Und das soll gut sein? Also ich hab mal irgendwie sowas von Schlafrhythmus gehört und dass das ganz gut sein soll."
"Wenn ich sowas je hatte, ist der sowieso im Arsch."
"Und dann ist es egal, wenn man nicht schläft?"
"Das tu ich seit zwei Monaten nicht und ich lebe noch."
"Jetzt ernsthaft?"
"Was meinst du, wie ich es sonst schaffe drei bis vier Pferde am Tag zu trainieren, Überstunden ohne Ende zu machen und zu lernen? Da bleibt der Schlaf eben auf der Strecke."
"Wie hast du es dann geschafft noch mit mir zu lernen?"
"Das hab ich immer an Tagen gemacht, an denen ich nicht so lange arbeiten musste oder die Pferde frei hatten."
"Das heißt du arbeitest jetzt seit zwei Monaten im Prinzip den ganzen Tag und die halbe Nacht durch?"
"Ja. Deshalb hatte Johannes ja den Rückfall und ich hab nichts davon gemerkt. Wir haben uns im Prinzip nur gesehen, wenn ich im Stall war und da immer nur wenn wir die Pferde getauscht haben und zum Schluss ungefähr eine halbe Stunde."
"Du bist doch bescheuert! Warum hast du dieses Jahr dann noch ein Jungpferd dazu genommen?"
"Weil Summer sonst beim Schlachter gelandet wäre. Hätte ich ihn nicht ein geritten, hätte es keiner getan und so ein Jungpferd kauft keiner außer einem Schlachter."
"Warum hast du das andere Pferd dann nicht abgegeben?"
"Nach einem Jahr jeden Tag Training, hängt man an den Kleinen. Ich hab immer nur zwei Jahren mit ihnen und die lass ich mir nicht nehmen. Außerdem ist sie ein Pferd, das eine feste Bezugsperson braucht. Wenn ich sie abgegeben hätte, hätte sie dauernd einen anderen Reiter gehabt."
"Du und deine Pferde. Du suchst dir auch immer die mit den größten Macken aus, oder?"
"Ich brauch eben eine Herausforderung. Außerdem haben die Pferde meist am meisten Talent. Die Pferde, die ich bisher ein geritten hab, sind die erfolgreichsten aus der Zucht."
"Das liegt an dir. Du hast da einfach ein Händchen für."
Wir unterhielten uns nun noch ein wenig und ich erklärte ihr die Pläne für die folgenden Tage, bis sie zu Bett ging, während ich mich wieder vor meine Fachbücher setzte. Wirklich lange hielt das allerdings nicht an, denn als ich gerade mit dem Lernen begonnen hatte, klingelte mein Handy. Eine unbekannte Nummer.
"Ja?", meldete ich mich.
"Jess?", fragte eine gequälte Stimme.
"Ja. Wer ist da?"
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Angel behind the Appearance
Jugendliteratur!Achtung! In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, Drogen, selbstverletzendes Verhalten und verschiedene psychische Krankheiten behandelt. Wenn diese Themen dich triggern, solltest du dir gut überlegen, ob du dieses Buch wirklich lesen möchtest. "En...