Kapitel 171

13 0 0
                                    

Jess:

Und dann war es so weit. Der wohl schwierigste Schritt in meinem Leben stand an. Draußen strahlte die Sonne nur so, doch mir war es zum Weinen zu mute. Schon die gesamte Woche dachte ich darüber nach und jetzt war es so weit.

Schweren Herzens klopfte ich an der Büro Tür von Kasey und sie rief mich herein.

"Jess. Was gibt's?", fragte sie und ich setzte mich zu ihr an den Tisch. Und als ich ihr nun gegenüber saß, legte sich eine besorgte Miene über ihr Gesicht und sie fragte schon fast verängstigt: "Was ist los?"

"Es ist so weit.", sagte ich nur ich spürte, wie meine Augen glasig wurden.

"Was ist so weit?", fragte Kasey und die Sorge in ihrem Blick wurde immer größer. Ich ertrug es einfach nicht sie an zu sehen und schaute bedrückt zu Boden.

"Ich schaff es nicht mehr. Ich muss aufhören.", schniefte ich mehr, als ich es sagte. Ich vernahm, wie sich ein Stuhl nach hinten schob und kurz darauf schloss meine langjährige Chefin und Freundin mich fest in ihre Arme.

"Das tut mir so leid!", sagte sie mit zittriger Stimme. Auch für sie war das alles andere als leicht, doch wir wussten beide schon lange, dass dieser Tag kommen musste. Wir wus-sten es seit fast zwei Jahren und niemand hätte gedacht, dass ich so lange durchhalten würde, doch jetzt war es so weit. Ich war am Ende meiner Kräfte und bevor ich meine Pferde aufgab würde ich hier aufhören. So, wie es von Anfang an fest stand. Doch in diesem Moment schmerzte es so sehr. Das hier war das Ende meines großen Traums und meiner zwei-ten großen Leidenschaft. Das Ende von dem für das ich jahre-lang so hart gearbeitet hatte.

Eine lange Zeit verharrten wir so und weinten gemeinsam, bis sie die Frage stellte vor der ich mich so sehr fürchtete: "Wann hörst du auf?"

"Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Wenn es nach mir geht niemals, aber ich muss.", antwortete ich ehrlich.

"Nächste Woche Freitag ist der 31.. Was hältst du davon, wenn wir da eine Verabschiedung machen?", schlug Kasey vor und ich nickte. In diesem Moment bekam ich kein Wort raus.

"Okay. Ich regel alle Formalitäten und organisier das alles. Fahr du jetzt nach Hause.", beschloss sie daraufhin.

"Dann bis Montag."

"Ne. Bis gleich. Ich komm nachher vorbei. Bruce hat mich zum Essen eingeladen."

"Achso. Stimmt. Das hatte er gesagt. Dann bis gleich."

"Ja. Bis dann!"

So verließ ich die Klinik wieder und fuhr zurück nach Hause, um von dort aus zum Stall zu gehen.

Schon vom Weiten erkannte ich Johannes, der mit der Mustang Stute in der Sonne stand und sie gründlich putzte und auch er erkannte mich schon bald.

"Was machst du denn schon hier?", fragte er gut gelaunt, doch als ich näher kam wich sein Lächeln einem Blick voller Sorge. Sah ich wirklich so schrecklich aus?

"Was ist los?", fragte er ängstlich. Anscheinend sah ich so schrecklich aus, wie ich mich fühlte.

"In einer Woche höre ich in der Klinik auf.", berichtete ich und schon kamen mir wieder die Tränen. Scheiße, seit wann war ich denn so eine Heulsuse? Doch Johannes schien das nicht zu stören. Sofort packte er die Bürste zur Seite und zog mich in seine Arme. Völlig fertig vergrub ich mein Ge-sicht in seiner Schulter und schluchzte: "Es tut mir leid."

"Dir muss gar nichts leid tun. Du kannst nichts dafür.", re-dete er auf mich ein und strich mir immer wieder tröstend über den Rücken.

"Warum ist das so verdammt hart? Es ist doch nur ein Job."

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt