Jess:
Ich fand ihn schließlich bei Queen in der Box, wo er neben Carol im Stroh saß. Sanft hatte er einen Arm um sie gelegt und sie kuschelte sich total fertig an ihn.
"Ist alles okay bei euch?", fragte ich. Thomas schaute nur zu Carol rüber, doch diese nickte und stand auf.
"Dann trainiert ihr mal schön.", meinte sie.
"Ist das wirklich okay? Kann ich dich so jetzt alleine las-sen?", harkte er nach.
"Ja. Keine Sorge. Alles gut."
"Okay."
"Dann viel Spaß!", sagte sie noch, bevor sie verschwand.
"Ist das jetzt wirklich okay oder sagt sie das nur, damit ich mir keine Sorgen mache?", fragte Thomas, als sie außer Hörweite war.
"Das ist wirklich okay. Sie braucht jetzt ein bisschen Zeit für sich."
"Okay. Das macht sie auch immer noch sehr fertig, oder?"
"Ja. Das war ein unheimlich schweres Jahr für uns alle und gerade für sie. Sie liebt dieses Pferd abgöttisch. Da kannst du dir vorstellen wie schlimm das für sie war."
"Ja. Ich verstehe nur immer noch nicht so wirklich warum sie sie nicht mehr reitet."
"Das können die Beiden nicht mehr. Da kommt bei ihnen viel zu viel wieder hoch. Und vor allen Dingen braucht Queen je-manden, der möglichst keine Erwartungen an sie hat. Das ist das, was Carol nicht kann. Genauso wenig wie ich. Wenn wir auf ein Pferd steigen haben wir automatisch gewisse Erwar-tungen. Das ist wie wenn du den Lichtschalter drückst. Dann erwartest du automatisch, dass das Licht an geht. Und so ist das bei uns beim Reiten auch und genau mit diesen Erwartun-gen kommt sie nicht mehr klar. Dann macht sie dicht und wenn Queen dicht gemacht hat, hast du keine Chance mehr. Dann liegst du schneller unten, als du gucken kannst."
"Es gibt tatsächlich noch Pferde, die dich runter kriegen?"
"Oh ja! Die Kleine kann echt bösartig werden. Ich hab keine Ahnung wie oft ich von der in diesem Jahr runter geflogen bin. Und teilweise auch echt heftig."
"Wow! Dabei ist die sonst immer total brav."
"Ja. Aber wenn sie etwas nicht will dann will sie das nicht und dann macht sie komplett dicht. Dann hast du bei ihr für den Rest des Tages verschissen. Ansonsten ist sie aber total nett und brav. Erinnert dich das an irgendwen?"
"Deine Beschreibung klingt komplett nach Carol."
"Ja! Die Beiden sind sich vom Charakter her extrem ähnlich."
"Da hab ich ehrlich gesagt noch nie drüber nach gedacht, aber jetzt, wo du es sagst. Da sind schon viele Parallelen. Auch so vom Verhalten her."
"Ja. Einfach ein Herz und eine Seele."
"Genau wie du und Halim."
"Ja. Als Reiter findet man irgendwann ein Seelenpferd und wenn man das einmal gefunden hat, kommt da nichts mehr drü-ber. Bei mir ist es Halim und bei Carol ist es Queen. Und diese Pferde vergisst man niemals. Die haben für immer einen festen Platz ganz tief im Herzen."
"Und anders rum ist es wahrscheinlich genauso."
"Natürlich. Auch Pferde suchen sich ihre Bezugsperson aus und wenn du dir wirklich Mühe gibst, kannst du auch einen Platz in ihrem Herzen ergattern. Und jetzt würde ich sagen wir holen die Kleine mal und du erzählst mir, was ihr so macht."
So gingen wir nun in aller Ruhe zur Weide und holten Queen, während Thomas mir erklärte, woraus ihre Reitstunden so be-standen. Gemeinsam putzen und sattelten wir die Stute dann auch, bevor wir in die Reithalle gingen und er aufstieg. Ich gab ihm nun etwa eine Stunde lang Unterricht, bis er dann wieder abstieg.
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Angel behind the Appearance
Teen Fiction!Achtung! In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, Drogen, selbstverletzendes Verhalten und verschiedene psychische Krankheiten behandelt. Wenn diese Themen dich triggern, solltest du dir gut überlegen, ob du dieses Buch wirklich lesen möchtest. "En...