Kapitel 131

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Jess:

Gemeinsam versuchten wir alles, um den Mann wieder wach zu kriegen, doch es war zu spät und die Dosis zu heftig. Wir mussten schließlich aufgeben.

Niedergeschlagen verließen wir den Raum und Kasey war deut-lich an zu sehen, wie fertig sie das gerade machte.

"Geh in die Cafeteria und hol uns Kaffee. Ich ruf die Kripo an und guck, dass das hier alles läuft.", wies ich sie an.

"Danke!", sagte sie und verschwand, während ich mein Handy hervor holte, um die Polizisten an zu rufen. Schon längst war es zur Routine geworden. Dafür hatte ich hier schon ge-nug Tode erlebt.

Wie immer kamen die Polizisten schon bald und holten die Leiche für die Obduktion ab. Ich klärte alles mit ihnen ab, bevor ich zu Kasey ging, die völlig fertig vor den zwei Tas-sen Kaffee saß. Ich setzte mich nun zu ihr und berichtete: "Er ist abgeholt. Alles geklärt."

"Danke!"

"Das ist mein Job. Dafür musst du dich nicht bei mir bedan-ken. Ich sehe schon, dass du das gerade nicht kannst."

"Er sah ihm so verdammt ähnlich. Da kam alles wieder hoch."

"Wir wissen beide, wie hart das manchmal ist, aber es ist nunmal so. Wir haben unser bestes gegeben. Genau wie damals. Du hast getan, was du konntest, aber er wollte nunmal ster-ben. Da konntest auch du nichts dran ändern."

"Ich weiß ja, aber das ist alles immernoch so hart!"

"Das wird es auch immer bleiben. Du hast ihn geliebt. Solche Menschen vergisst man nicht. Aber ich kann dir garantieren, dass er sich gewünscht hätte, dass du weiter machst und ihm nicht ewig hinterher trauerst. Ich weiß, dass es einfacher gesagt, als getan ist, aber du musst mit dem Ganzen endlich abschließen. Er ist tot und du kannst nichts dafür. Es war sein Wille zu sterben und das musst du akzeptieren. Auch wenn es schwer ist. Er wollte nicht, dass du daran kaputt gehst. Er hat es nur einfach nicht mehr ausgehalten weiter zu leben. Ich weiß selber ganz genau, wie hart es ist, aber manchmal muss man seine Vergangenheit hinter sich lassen und weiter machen. Wenn du jemanden zum Reden brauchst bin ich immer für dich da. Und zwar wirklich immer zu jeder Zeit. Ich leg nicht viel Wert auf Schlaf. Das weißt du."

"Danke! Manchmal weiß ich echt nicht, was ich ohne dich machen würde."

"Ich wäre ohne dich jetzt tot. So kann ich dir das zumindest ein bisschen wieder geben."

"Es tut mir leid, dass ich dich damals im Stich gelassen ha-be. Du hättest mich gebraucht und ich war nicht da. Ich hät-te zumindest dich weiter behandeln müssen. Das wäre ich dir schuldig gewesen. Im Nachhinein tut mir das echt unglaublich leid, aber ich kann es nicht mehr ändern. Ich konnte das da-mals einfach nicht."

"Ist schon in Ordnung. Ich verstehe dich. Mir ist nur wich-tig, dass du wieder anfängst zu behandeln. Ich weiß, dass es schwer ist, aber ich weiß auch, wie sehr du das hier liebst und wie sehr es dir fehlt. Das kannst du nicht abstreiten."

"Nein. Wenn ich das hier nicht mit Leidenschaft gemacht hät-te, würde ich diese Klinik hier nicht leiten."

"Und genau diese Leidenschaft wirst du niemals verlieren. Wie viel Stress das hier auch immer verursacht und wie oft man auch einfach mit den Nerven am Ende ist, so sehr liebt man das Ganze auch. Das weiß ich genauso gut wie du und je-der andere Arzt, der seinen Job mit Leidenschaft macht. Das erfüllt dich und du darfst nicht damit aufhören. Ich helfe dir gerne, aber bitte gib das niemals auf."

"Ist versprochen."

"Gut."

"Und wie läuft es mit deiner neuen Freundin?"

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt