Johannes:
Genervt verschwand Jess mit samt Thomas. Okay. Es ging ihr also doch nicht so gut, wie sie sagte. Aber das wunderte mich auch nicht. So, wie sie am gestrigen Abend drauf gewe-sen war, hatte sie doch einiges getrunken. Und so, wie sie aussah, ging es ihr auch wirklich beschissen. Gerade deshalb war es eindeutig nicht gut, wenn sie dieses Pferd ritt. Der kleine Teufel war unberechenbar. Gerade jetzt, wo er so lan-ge fast nichts getan hatte. Wenn sie sich komplett konzen-trieren konnte, war das kein Problem, aber ich war mir nicht so sicher, ob sie das konnte. Ich hätte es lieber gesehen, wenn zumindest jemand in der Nähe gewesen wäre, der im Not-fall schnell einen Notarzt rufen konnte. Aber was sollte ich tun? Wenn ich hin gehen würde, würde es nur endgültig eska-lieren und das wollte ich nicht riskieren.
So zerbrach ich mir den Kopf, bis ich eine Idee hatte. Ste-phanie! Mit der hatte Jess sich noch nicht gestritten und sie war sowieso da. Da konnte sie vielleicht auch zwischendurch mal nach ihr schauen.
So kramte ich mein Handy heraus und rief sie an.
"Ja?", meldete sie sich schon nach kurzer Zeit.
"Hey! Könntest du mir einen Gefallen tun?", fragte ich.
"Worum geht's denn?"
"Jess geht's komplett beschissen, aber sie meint, dass sie Summer trotzdem reiten kann. Könntest du da vielleicht einen Blick drauf haben und im Notfall einen Krankenwagen rufen?"
"Ja klar. Könntest du mir auch einen Gefallen tun?"
"Was denn?"
"Könntest du kommen und ein bisschen mit anpacken?"
"Ja klar. Ich hab eh nichts besseres zu tun."
"Super! Danke!"
"Kein Problem. Dann bis gleich."
"Ja. Bis dann."
So machte ich mich also auf den Weg zum Stall und half Ste-phanie den gesamten Nachmittag, bevor ich wieder nach Hause ging. Dort war Thomas bereits am Kochen und fragte: "Habt ihr euch mittlerweile wieder vertragen?"
"Wir haben uns gar nicht mehr gesehen. Wo ist sie denn?"
"Drüben in ihrem Büro die Reise nach Aachen planen."
"Achso. Okay. Kann ich dir vielleicht was helfen?"
"Nein. Ich bin jetzt gleich sowieso fertig."
"Okay. Dann spring ich nur schnell unter die Dusche.", sagte ich, bevor ich dann im Bad verschwand.
Kurz darauf aßen wir gemeinsam, doch es traute sich niemand etwas zu sagen und Jess verschwand sofort nach dem Essen wieder in ihr Büro.
Zusammen mit Thomas räumte ich nun noch ein wenig auf, bevor ich beschloss: "Ich werd mal nach ihr schauen."
Von Thomas kam nur ein Nicken, also ging ich zu dem Büro, wo ich an die Tür klopfte und vorsichtig rein schaute. Ich war mir noch nicht so sicher, wie sie reagieren würde.
"Darf ich rein kommen, oder sollte ich die lieber nicht an-sprechen?", fragte ich daher. Entweder sie schmiss mich jetzt raus oder sie entschuldigte sich und es war wieder al-les gut.
Sie klopfte nur neben sich auf den Stuhl. Das war schonmal ein gutes Zeichen.
So setzte ich mich zu ihr und sie sagte: "Tut mir leid. Ich hätte meine schlechte Laune nicht an dir auslassen dürfen."
"Geht's dir denn jetzt wenigstens besser?", fragte ich.
"Ja. Mir geht es so weit wieder gut."
"Das freut mich. Dann bist du ein bisschen ausgeglichener."
"Es tut mir echt leid. Du hast mich die letzten Tage so unterstützt und dann behandel ich dich so.", sagte sie beschämt und ich konnte ihr die Reue deutlich an sehen.
"Alles gut. Keine Sorge. Das gehört bei dir dazu.", tröstete ich sie. Sie hatte von Anfang an gesagt, dass sie nicht einfach war und damit konnte ich leben.
"Und wie geht's dir?", fragte sie.
"So weit ganz gut. Ich vermisse dich ein bisschen."
"Ich bin gleich fertig. Dann können wir das ändern."
"Gut."
So beendete sie noch ihre Planungen, bevor wir gemeinsam zu Bett gingen. Erschöpft kuschelte sie sich an mich und ich schloss sie fest in meine Arme.
"Wo ist eigentlich Sue?", fiel Jess nun ein.
"Vermutlich noch bei diesem Jonathan.", antwortete ich.
"Wer ist Jonathan?", fragte sie verwirrt.
"Ein Arschloch.", lachte ich.
"Was?", fragte sie noch verwirrter.
"Das hast du gestern gesagt, als ich dich gefragt habe, wer das ist. Aus deinen etwas wirren Erzählungen danach konnte ich schließen, dass ihr ihn wohl in der Kneipe getroffen habt und Sue die ganze Zeit mit ihm rumgemacht hat, bevor die Beiden verschwunden sind."
"Stimmt. Da sind so wage Erinnerungen."
"Das mit dem nur kurz anstoßen hat nicht so geklappt, oder?"
"Nein. Irgendwie nicht. Hab ich sonst noch irgendwelchen Mist gebaut von dem ich wissen sollte?"
"Also so lange ich dabei war nicht.", antwortete ich. Dass sie mir vor die Füße gekotzt hatte und danach mit mir schla-fen wollte, verschwieg ich ihr lieber.
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Angel behind the Appearance
Teen Fiction!Achtung! In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, Drogen, selbstverletzendes Verhalten und verschiedene psychische Krankheiten behandelt. Wenn diese Themen dich triggern, solltest du dir gut überlegen, ob du dieses Buch wirklich lesen möchtest. "En...