Kapitel 75

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Johannes:

Es hätte alles so perfekt sein können. Ich und Jess hätten glücklich geheiratet und wären zusammen alt geworden, doch es sollte wohl anders kommen.

Es war ein Tag wie jeder andere. Jess war den gesamten Tag in der Klinik gewesen und ich hatte im Stall gearbeitet. Wie immer hatte ich Dancer schon fertig, als Jess kam, doch als ich sie sah stand fest, dass sie heute nicht mehr reiten würde. Sie war kreidebleich und sah aus als würde sie jeden Moment zusammen klappen.

"Ist alles okay?", fragte ich besorgt.

"Wieso?", fragte sie, doch ich konnte ihr ansehen, dass es ihr komplett beschissen ging. Das konnte sie nicht leugnen.

"Du siehst aus wie eine wandelnde Leiche. Was ist los?", ließ ich daher nicht locker.

"Alles gut. Keine Sorge.", log sie jedoch und ging in Rich-tung Sattelkammer. Dann sah ich allerdings, wie sie plötz-lich nach hinten kippte.

"Jess!", rief ich und ließ Dancer einfach stehen, um zu ihr zu eilen. Neben ihr kniete ich mich auf den Boden. Scheiße! Was sollte ich jetzt tun?

"Jess! Hörst du mich?", fragte ich, doch von ihr kam keine Reaktion. Scheiße! Schon seit Jahren hatte ich sie gewarnt, dass sie irgendwann zusammen klappen würde, wenn sie so weiter machte. Jetzt war es so weit und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Sie war doch die Ärztin! Ich hatte doch noch nie Ahnung von so etwas! Ich musste irgend-was tun, aber was?

Sue! Sie war Ärztin. Sie musste wissen, was zu tun war.

Schon hatte ich mein Handy in der Hand und rief sie an.

"Was gibt's?", fragte sie nach einer Zeit, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte.

"Du musst ganz schnell kommen!", sagte ich nur.

"Warum? Was ist passiert?", fragte sie direkt alarmiert.

"Jess ist hier gerade zusammen geklappt."

"Scheiße! Ist sie ansprechbar?"

"Nein! Was soll ich tun?"

"Du atmest jetzt erstmal tief durch. Panik hilft nicht."

"Okay."

"Gut. Und jetzt rufst du einen Krankenwagen und ich komme so schnell ich kann zu euch. Seid ihr im Stall?"

"Ja."

"Gut.", sagte sie noch, bevor sie auch schon auf legte. Ich wählte daraufhin das erste Mal in meinem Leben den Notruf und wenige Minuten später standen zwei Sanitäter mit samt Sue vor mir.

"Sind Sie ein Angehöriger?", fragte der Sanitäter mich.

"Ihr Verlobter.", antwortete ich.

"Dann muss ich Sie jetzt bitten zu gehen."

"Was? Nein! Ich lass sie jetzt garantiert nicht alleine!", protestierte ich.

"Johannes, das ist Vorschrift. Komm mit. Sonst können die sie nicht behandeln.", sagte Sue jedoch und hielt mir ihre Hand hin. Ich nahm sie und stand auf, um mit ihr zusammen den Stall zu verlassen. Dort angekommen konnte ich nicht mehr verhindern, dass mir eine Träne die Wange entlang lief und sie schloss mich in ihre Arme.

"Alles wird gut. Keine Angst. Die wissen, was sie tun. Sonst hätten die den Job nicht. Aber wegen dem Datenschutz dürfen die das nur den engeren Angehörigen sagen. Solange ihr nicht verheiratet seid, dürfen sie dir das nicht sagen.", erklärte sie und strich mir immer wieder tröstend über den Rücken.

"Dann muss ich sie jetzt allein lassen?", schniefte ich.

"Nein. Kyle holt Thomas ab. Der darf dann mit fahren."

"Weißt du, was sie hat?"

"Das kann ich dir so nicht sagen. Dafür müsste ich sie un-tersuchen. Ich weiß nur, dass sie heute Morgen schon ziem-lich fertig aussah und noch voll gearbeitet hat. Ich denke mal zu viel Stress in der letzten Zeit."

"Meinst du es ist schlimm?"

"Ich weiß es nicht. Ich guck gleich nach ihr und dann kann ich dir genaueres sagen, okay?"

"Okay."

So standen wir schweigend einfach nur da, bis dann auch Tho-mas und Kyle zu uns geeilt kamen.

"Was ist los?", fragte Thomas und ihm war die Sorge um seine kleine Schwester deutlich an zu sehen.

"Sie ist umgekippt. Ich geh jetzt mal gucken. Ihr bleibt hier und Thomas du fährst dann gleich mit ihr. Dann ist sie wenigstens nicht ganz alleine.", erklärte Sue, bevor sie mich los ließ und wieder in den Stall ging. Stattdessen leg-te Kyle nun einen Arm um mich und meinte: "Das wird schon. Jess kriegt so schnell nichts klein."

Danach herrschte angespanntes Schweigen, bis Sue wieder kam und wir sie alle drei gespannt an schauten.

"Alles so weit gut. Nichts dramatisches. Ihr Kreislauf hat nur versagt. Die nehmen sie jetzt mit und checken sie noch-mal gründlich durch, aber das war wahrscheinlich einfach nur zu viel Stress.", erklärte sie und wir konnten alle erleich-tert auf atmen. So fuhr Thomas nun im Krankenwagen mit, wäh-rend wir in die Autos stiegen und hinterher fuhren.

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