Kapitel 60

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Jess:

Als ich wieder aufwachte, war es bereits Nachmittag und ich machte mich ein wenig frisch, um dann raus zu gehen.

Dort graste Halim ganz entspannt, während Johannes ihn putz-te. Als der Hengst mich jedoch wahr nahm, schnellte sein Kopf nach oben und er begrüßte mich mit einem Wiehern, bevor er mit erhobenem Schweif zu mir trabte und direkt vor mir stehen blieb, um mich sanft mit der Nase an zu stupsen.

"Hallo, mein Schatz!", sagte ich mit einem Lächeln und strich ihm liebevoll über den Kopf, bevor ich ihm einen Kuss auf die Nase drückte. Johannes hatte das mit einem Lächeln beobachtet und kam nun auch zu mir gejoggt.

"Ich kann leider nicht so toll traben.", feixte er.

"Das kommt aber schon nah dran. Du wärst ein gutes Dressur Pferd!", lachte ich, bevor ich sagt, "Hallo, mein Schatz", und ihm ebenfalls einen Kuss gab, den er im Gegensatz zu Ha-lim allerdings erwiderte.

Das schien dem Hengst jedoch nicht zu gefallen und so schubste er ihn kurzerhand einfach zur Seite, um wieder meine volle Aufmerksamkeit zu haben.

"Hey! Das ist meine Freundin!", schimpfte Johannes lachend.

"Nur doof, dass er stärker ist.", lachte ich und streichelte meinen Hengst.

"Da hab ich wohl keine Chance. Er ist halt der Liebling.", meinte Johannes.

"Ihr seid beide meine Lieblinge.", sagte ich und schon drän-gelten sich auch Hans Jürgen und Pirat dazwischen.

"Ja. Ihr Beiden auch.", lachte ich.

"Unglaublich. Da muss ich mir meine Freundin mit einem Pferd, einem Hund und einem Pfau teilen. Dabei bin ich Ein-zelkind. Die müssen nie teilen!", meinte Johannes kopfschüt-telnd.

"So ist das Leben. Hart und ungerecht. Auch für eingebildete Schnürsel Einzelkinder."

"Immer diese Vorurteile! Typisch Frau."

"Seid ihr hier schon wieder am streiten oder was?", schimpfte Sue, die nun zu uns kam, ironisch.

"Ja klar. Was denkst du denn? Das machen wir doch den ganzen Tag!", konterte ich.

"Das war mir klar. Und was ist hier wirklich los?"

"Die Vier kloppen sich gerade um meine Aufmerksamkeit. Halim hat Johannes schon mal geschickt weg geschubst."

"Gut so! Setz dich durch, Halim! Du kennst sie am läng-sten!", lachte Sue.

"Danke auch! Alle sind immer gegen mich!", schimpfte Johan-nes gespielt weinerlich.

"Armer, kleiner, Johannes! Schließ dich mit Kyle zusammen. Der ist genauso benachteiligt." meinte Sue.

"Wieso?", fragte ich verwundert.

"Der wartet schon seit gestern darauf, dass ihn einer ab-holt, aber es geht niemand ans Handy und ich war bis eben bei Jonathan.", erklärte Sue.

"Scheiße! Das hab ich voll vergessen! Dann fahr ich eben und hol den ab.", sagte ich und saß kurz darauf auch schon im Auto, um zur Klinik zu fahren.

Dort ging ich direkt zu Kyle, der bemerkte: "Ich wurde doch nicht komplett vergessen."

"Tut mir echt leid! Gestern ging es mir dezent beschissen. Da hab ich das komplett verdrängt. Und heute bin ich gerade erst aufgestanden.", sagte ich entschuldigend.

"Ist schon okay. Das dachte ich mir schon. Und der eine Tag länger hier, war jetzt auch nicht so dramatisch."

"Doch. Du hast doch dann die ganze Zeit gewartet."

"Jess, das ist echt nicht schlimm. Auch du kannst nicht an alles denken. Außerdem dachte ich mir schon, dass du das nicht schaffst. Ich weiß, wie es einem geht, wenn man ge-feiert hat. Ich kann den Morgen danach nicht Auto fahren."

"Aber ich kann auch laufen, oder ich hätte dich mit dem Pferd geholt. Ich hab ja drei Stück zur Verfügung."

"Es ist echt okay. Du musst dir da keine Vorwürfe machen."

"So. Jetzt aber los."

So gingen wir nun raus und ich fragte: "Hast du ein Problem damit, wenn wir jetzt nochmal schnell zum Stall fahren? Ich will nur mal kurz nach meinem Teufel gucken."

"Ne. Ist okay.", antwortete er. So fuhren wir zum Stall, wo wir als erstes im Stall guckten.

"Deine Beiden sind schon draußen.", sagte Stephanie, die uns dort entgegen kam.

"Achso. Danke!", sagte ich.

"Die sind aber schon alle fertig. Das weißt du, oder?"

"Nein. Wer hat sich denn auf Summer gewagt?"

"Johannes hat sie longiert. Hat er dir das nicht erzählt?"

"Wir haben noch gar nicht richtig gesprochen. Ich bin erst vor einer halben Stunde aufgestanden."

"Wow! Du kannst tatsächlich lange schlafen?"

"Wenn ich müde bin und weiß, dass alles läuft schon."

"Das tut es. Johannes hat die im Griff. Longieren kann er."

"Da hab ich ihn auch lange genug genervt, bis er das konnte. Das ist als Pfleger Grundvoraussetzung. Und jetzt guck ich erstmal nach den Beiden. Wir sehen uns dann morgen."

"Ja. Bis dann!"

So gingen wir nun weiter zu den Weiden, wo ich einmal laut Pfiff. Schon standen drei Pferde am Zaun. Summer und Lucifer auf der einen Weide und Jill auf der Anderen.

"Na ihr Drei? Alles gut bei euch?", fragte ich und schob jedem ein Leckerlie zu. Dann begutachtete ich sie noch ein-mal genauer, bis ich mir sicher war, dass es ihnen gut ging und wir wieder nach Hause fuhren. Dort schien Johannes seine Arbeit gerade beendet zu haben und hielt Halim eine Möhre hin, doch er ignorierte diese und kam im Stechtrab zu mir.

"Hallo!", sagte ich und strich ihm mit über den Hals.

"Die ganze Zeit ist er brav stehen geblieben und dann kommst du. Da ist ihm sogar die Möhre egal.", schimpfte Johannes.

"Mich mag er eben lieber, als deine Möhre.", lachte ich.

"Ich merk's."

"Jetzt hol dir aber erstmal deine Möhre ab.", sagte ich und deutete auf Johannes. Unschuldig trabte der Hengst zurück zu ihm, nahm die Möhre und galoppierte zu mir zurück.

"Man sieht, wen er lieber mag.", bemerkte Kyle lachend.

"Wenn ich komme ist alles andere egal. Da hat er auch schon seinen besten Freund stehen lassen."

"Dann sieht man mal, wie wichtig du ihm bist."

"Ja. Jetzt aber mal zu dir.", sagte ich und ging zu Johan-nes, um ihm um den Hals zu fallen.

"Was ist denn jetzt?", fragte er verwundert.

"Vielen Dank!", sagte ich.

"Wofür?"

"Dafür, dass du meine Drei so super bewegt hast."

"Ich weiß ja nicht, aber ich verstehe komplett frei haben als gar nichts tun. Und wenn ich sage, dass ich das alles übernehme, dann mach ich das auch.

"Vielen Dank!", sagte ich nur und gab ihm einen Kuss. Er er-widerte diesen, bevor wir dann gemeinsam rein gingen.

"Wo ist eigentlich Thomas?", fragte ich.

"Mit Pirat raus. Nachdem er dich gestern Morgen gesehen hat, hat er das jetzt übernommen.", erklärte Johannes.

"Und der findet auch wieder zurück?"

"Pirat auf jeden Fall. Und notfalls hat er sein Handy dabei. Das hat die letzten Male auch geklappt."

"Okay. Jetzt machen wir aber erstmal was zu Essen. Ich hab Hunger.", beschloss ich und so kochten wir gemeinsam etwas, bis dann auch Thomas kam und wir alle zusammen aßen, bevor wir uns nach draußen setzten, um uns dort noch ein wenig zu unterhalten.

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