Jess:
Als es ihm dann zumindest ein bisschen besser ging und er wieder im Bett lag, ging ich in mein Büro und suchte sämtliche Bücher nach irgend einer Lösung für unser Problem durch, doch wirklich schlauer wurde ich daraus auch nicht. Erst im letzten Buch fand ich unseren Fehler. Man sollte den Tee langsam und Schluck für Schluck trinken und erstmal nichts essen. Okay. Auch, wenn Johannes mich dafür hassen würde, ging ich also los und machte ihm noch einen Tee. Mir selbst machte ich einen Kaffee. Schon den Dritten an diesem Tag, aber irgendwie musste ich mich wach halten.
Mit beiden Tassen ging ich zurück zu Johannes, der sich noch immer vor Schmerzen krümmte. Ich stellte die Tassen also erstmal zur Seite und setzte mich zu ihm an die Bettkante.
"Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich. Als Antwort zog er mich nur zu sich in unser Bett. Ganz fest zog er mich an sich und krallte sich regelrecht an mir fest. Das war an sich auch kein Problem, doch jedes Mal, wenn die Schmerzen durch die starken Krämpfe schlimmer wurden, verkrampfte er sich und bohrte seine Finger in meine Schultern, was mit der Zeit doch ziemlich schmerzhaft war.
"Entschuldigung, aber so langsam tut es echt weh, wenn du dich so an mir fest krallst.", sagte ich nach einer Weile und er ließ mich sofort los. Er wollte mir natürlich nicht weh tun.
"Du darfst dich ruhig an mir fest krallen, aber jedes Mal, wenn es schlimmer wird, bohrst du deine Finger in meine Schulter und das ist mit der Zeit nicht so schön.", sagte ich und schloss ihn in meine Arme. Er brauchte das einfach. So wirklich traute er sich nun allerdings doch nicht mehr und es blieb dabei, dass er mich ebenfalls umarmte und immer näher an sich zog, bis wohl nichtmal ein Stück Papier zwischen uns Platz gefunden hätte. Er ließ mich allerdings auch weiterhin spüren, wann es ihm noch schlechter ging, denn dann zog er mich noch deutlich fester an sich und ich konnte spüren, wie er sich noch mehr verkrampfte, als er es so schon tat. Ihm ging es wirklich extrem beschissen.
So vergingen Stunden in denen wir einfach nur da lagen und ich Schluck für Schluck den Kamillentee in ihn rein zwängte, der diesmal sogar drinnen blieb. Das lag allerdings wahrscheinlich eher dran, dass er nichts gegessen hatte und so wirklich helfen tat er auch nicht.
"Musst du heute nochmal weg?", fragte er schließlich.
"Ich muss nur später kochen und die Jungs füttern. Ansonsten bleib ich bei dir.", antwortete ich.
"Danke!"
"Kein Problem. Ich hab ja nur noch heute und morgen, um dich wenigstens halbwegs gesund zu pflegen."
"Das schaffst du. Du machst das schon verdammt gut."
"Auch wenn ich dich zwinge Kamillentee zu trinken?"
"Du meinst es ja nur gut und einen Versuch war es ja wert."
"Ich sprech morgen mit meiner Kollegin. Die weiß bestimmt noch was, was dir hilft. Die hat mir damals schon geholfen."
"Wo willst du morgen hin?"
"Morgen früh fahr ich nochmal in die Klinik, guck nach Kyle und sprech mit meiner Kollegin. Dann komm ich zurück und wenn Sue kommt fahren wir in den Stall, dass ich alle Pferde nochmal geritten bin. Wenn es dir bis dahin wieder einigermaßen gut geht, kannst du auch mit kommen."
"Und wann willst du lernen?"
"Wozu gibt es Nächte? Ich schaff das schon. Keine Sorge."
"Irgendwann musst du aber auch schlafen. Du bist jetzt schon total fertig."
"Schlafen kann ich erst, wenn alles durch ist."
"Schon nervös?"
"Momentan mach ich mir hauptsächlich Sorgen um dich."
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Angel behind the Appearance
Teen Fiction!Achtung! In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, Drogen, selbstverletzendes Verhalten und verschiedene psychische Krankheiten behandelt. Wenn diese Themen dich triggern, solltest du dir gut überlegen, ob du dieses Buch wirklich lesen möchtest. "En...