Kapitel 40

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Johannes:

Als ich den Tee dann endlich runter gewürgt hatte, legte ich mich wieder hin. Wer erfand nur so abscheuliches Zeug? Das schmeckte als hätte irgend eine Kuh es schon einmal gegessen und wieder hoch gewürgt. Und es hatte auch die gleiche Farbe. Was drehte Jess mir da nur wieder an? Aber für sie würde ich alles runter würgen und vielleicht half es ja sogar. Ich hoffte es zumindest, denn so langsam ertrug ich diese Schmerzen einfach nicht mehr. Jess gab sich zwar größte Mühe, mir zu helfen, aber bisher hatte nichts von ihren Heil-mitteln geholfen. Eigentlich machte ich nur für sie weiter.

Doch zu meinem Glück schien dieses Zeug tatsächlich zu helfen, denn die Schmerzen ließen langsam etwas nach. Endlich konnte ich wieder durch atmen und das tat unglaublich gut! Und vor allen Dingen konnte ich nun endlich die ganzen Sorgen was das Wochenende an ging vergessen.

Kurz darauf kam auch Jess wieder zu mir und setzte sich zu mir an die Bettkante.

"Wie geht's dir?", fragte sie und strich mir sanft über den Kopf.

"Schon besser. Das Zeug scheint zu helfen.", antwortete ich und konnte sehen, wie ihre Augen zu strahlen begannen. Und das war der Moment in dem mir mal wieder klar wurde, warum ich diesen Entzug auf jeden Fall durchziehen musste. Einfach, um dieses wundervolle Strahlen in ihren Augen zu sehen. Dafür würde ich alles tun.

"Klasse! Dann haben wir endlich was gefunden, was dir hilft.", sagte sie erleichtert. Auch sie hatte sich die ganze Zeit über Sorgen gemacht und das konnte man ihr deutlich an sehen. Unter ihren Augen befanden sich tiefe Ringe und ihre Augen waren leicht gerötet.

"Und dir würde ein bisschen Schlaf helfen.", merkte ich an.

"Mit genug Kaffee geht das.", meinte sie jedoch nur.

"Und das soll gut sein?", gab ich zu bedenken.

"Mir geht's gut. Keine Sorge."

"Kommst du trotzdem zu mir?"

"Ja. Ich hol nur eben meine Zettel."

"Genau das solltest du eigentlich nicht."

"Ich muss was tun. Sonst schaff ich meine Prüfung nicht."

"Mal einfach Pause machen kannst du nicht, oder?"

"Nein. Momentan nicht. Dafür hab ich zu viel zu tun."

"Na gut. Wenn's unbedingt sein muss dann hol deine Zettel."

So verließ sie den Raum, um wenig später mit einem Stapel Zettel wieder zu kommen und sich neben mich in das Bett zu legen. Ich schloss sie direkt in meine Arme, achtete dabei allerdings darauf, dass sie ihre Zettel noch lesen und brav weiter lernen konnte. Auch wenn ich es lieber gesehen hätte, wenn auch sie schlafen würde. Das hatte sie schon viel zu lange nicht, aber gegen sie hatte ich sowieso keine Chance und so machte sie eine weitere Nacht durch, während ich neben ihr schlief.

Am nächsten Morgen war ich allerdings schon früh wieder wach und zu meinem Erstaunen ging es mir wirklich einigermaßen gut. Naja. Gut war übertreiben, aber zumindest besser als an den letzten Tagen. Doch eine Sache fehlte. Jess war weg. Mal wieder. Verschlafen rappelte ich mich langsam auf. Mein Kreislauf war noch immer nicht so ganz in Schwung, aber da-ran hatte ich mich mittlerweile gewöhnt.

Langsam ging ich in das Bad, um mich etwas frisch zu machen, bevor ich mich auf die Suche nach Jess machte. Da ich sie allerdings nirgendwo fand, setzte ich mich schließlich in das Wohnzimmer auf die Couch. Irgendwann würde sie schon wieder kommen. Doch wirklich gut war das nicht unbedingt, denn so langsam schlug die Psyche zu und in den Momenten in denen ich allein war, hatte ich zu viel Zeit zum Nachdenken. Plötzlich kam wieder alles hoch, was meine Eltern zu mir gesagt hatten. Zu nichts war ich nutze und wenn ich so nach dachte, konnte ich nicht das Gegenteil beweisen. Was hatte ich denn schon erreicht? Ich war ein Stallbursche, der gerade so viel Geld verdiente, um überleben zu können. Ja, ich hatte eine tolle Frau an meiner Seite, aber das war es dann auch schon. Mehr würde aus mir niemals werden.

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