Kapitel 26

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Johannes:

Jetzt wusste sie es also und irgendwie war das sehr erleichternd. Ich hasste es Geheimnisse vor irgendwem zu haben und vor Jess fast noch mehr. Sie hatte dir Wahrheit verdient und ich war froh, dass das nun endlich raus war. Und noch viel erleichterter war ich über ihre Reaktion. Ich hatte erwartet, dass sie komplett ausrasten, oder zumindest schimpfen würde und nicht, dass sie so verständnisvoll reagieren würde. Das zeigte mir mal wieder warum ich diese Frau so sehr liebte. Egal was für Mist ich anstellte, sie war immer für mich da und verurteilte mich für rein gar nichts. Gott, ich liebte sie so sehr!

Das Glück hielt allerdings nicht lange an, denn die Wirkung der Droge ließ schon bald nach und das Verlangen nach dem nächsten Schuss wurde immer größer.

"Johannes?", fragte Jess nun.

"Was?", fragte ich.

"Was willst du eigentlich für einen Entzug machen?"

"Gibt es da verschiedene? Ich hab keine Ahnung."

"Entweder du hörst jetzt sofort auf und nimmst gar nichts mehr oder wir nehmen Ersatzzeug und reduzieren die Dosis nach für nach."

"Was geht schneller?"

"Schneller ist, wenn wir jetzt komplett aufhören, aber das ist auch deutlich heftiger."

"Was hast du damals gemacht?"

"Ich hab nach meiner Überdosis kein Heroin mehr angefasst. Aber das ist verdammt hart!"

"Ist egal. Dann hab ich es wenigstens schnell hinter mir."

"Okay. Dann fangen wir jetzt als erstes damit an, dass du dich ab sofort nicht mehr mit dem Typen triffst."

"Ich bin gleich fest mit ihm verabredet."

"Dann gehen wir zusammen da hin und ich sprech mit ihm. Da können wir ihm auch gleich deine Reste zurück geben."

"Musst du wirklich mit kommen?"

"Ja. Sonst ist die Versuchung zu groß."

"Okay. Wenn's sein muss."

"Dann komm. Hast du dein Zeug alles da?"

"Ja."

"Wirklich?"

"Ja."

"Okay. Ich hol das Zeug und komme sofort wieder. Mach in der Zeit keinen Mist!"

"Hatte ich nicht vor."

So verschwand sie wieder, während ich allein sitzen blieb und wartete, bis sie wieder kam und wir zusammen raus ging, um in ihr Auto zu steigen.

"Wo müssen wir denn hin?", fragte sie.

"Zum alten Hauptbahnhof.", erklärte ich und wenig später fuhr sie auch schon auf den Parkplatz und wir stiegen aus. Zielstrebig ging ich direkt zu Kyle, der uns schon vom Weiten skeptisch beobachtete.

"Wer ist das?", fragte er.

"Meine Freundin.", erklärte ich.

"Ich bin Jess. Und wer bist du?", fragte sie direkt freundlich und reichte ihm die Hand. Er schaute sie allerdings nur sehr skeptisch an und antwortete schließlich knapp: "Kyle."

"Heroinsüchtig seit ungefähr acht Jahren würde ich mal behaupten.", redete sie unbeeindruckt weiter.

"Acht ein halb. Wie kommst du darauf?", fragte er und ich konnte ihm ansehen, dass er ihr nicht wirklich traute.

"Ich bin Ärztin in einer Entzugsklinik. Da sieht man das irgendwann einfach."

"Dafür kennst du dich aber gut aus!"

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt