Jess:
Wieder zuhause angekommen, kam Johannes mir bereits entgegen und bemerkte: "Da bist du ja endlich! Dafür, dass du sofort kommen wolltest, hat das aber ganz schön gedauert."
"Tut mir leid. Ich musste noch mit Carol sprechen.", erklär-te ich.
"Alles gut bei dir? Du siehst ziemlich fertig aus."
"Ja. War ein harter Tag."
"Komm. Setzt dich erstmal.", sagte er und zog mich auf die Couch, wo er sich neben mich setzte.
"So. Und jetzt erklärst du mir mal in aller Ruhe, was los ist.", wies er an.
"Ich war heute mit Thomas nochmal bei Amy. Das war nicht so einfach. Die ist echt verdammt weit unten mit der Psyche."
"Weiter unten als Ty?"
"Das ist schwer zu vergleichen. Das große Problem ist, dass sie im Gegensatz zu Ty aufgegeben hat und nur noch sterben will. Die hat innerhalb von den drei Tagen, jetzt in sechs Mal versucht sich um zu bringen."
"Oh. Das ist heftig. Was hat die denn so schreckliches erlebt?"
So erzählte ich ihm nun ihre Geschichte und er fragte: "Kom-mst du damit klar?"
"Ja. Ich mach mir eher Sorgen um Thomas."
"Der kommt damit schon irgendwie klar."
"Da bin ich mir nicht so sicher. Amy ist für ihn wie seine Tochter und war neben mir immer die Einzige, die er wirklich an sich ran gelassen hat. Sie ist wohl der Mensch, der ihm nach mir schon immer am meisten bedeutet hat. Ich glaub ich hab ihn noch nie so fertig erlebt."
"So schlimm?"
"Wenn Thomas in der Öffemtlichkeit weint ist er wirklich fertig und ich wüsste nicht, dass ich jemals erlebt habe, dass er so viel geweint hat."
"Ach du scheiße!"
"Ja. Das kann man wohl sagen."
"Meinst du du kriegst sie da irgendwie durch?"
"Ich weiß es nicht. Momentan sieht das echt kritisch aus. Wenn jemand ernsthaft den Entschluss gefasst hat zu sterben und dazu noch so unendlich viel Scheiße erlebt hat ist es verdammt schwer ihn davon ab zu halten. Ich weiß nicht, ob sie irgendwer jemals nochmal wieder hin kriegen kann."
"Weiß Thomas das?"
"Ja. Aber ich gebe sie definitiv nicht auf, bevor ich nicht alles versucht habe."
In dem Moment klingelte mein Handy und mit einem Blick auf das Display wusste ich sofort was los war und dass das wohl eine verdammt lange Nacht werden würde.
"Welcher Patient ist es?", fragte ich Kasey direkt.
"Amy. Die hat in der Zeit, die ihr weg seid jetzt schon zum zweiten mal versucht sich um zu bringen. Ich weiß echt nicht weiter. Ich hab ihr schon sämtliche Decken und alles weg ge-nommen, weil sie versucht hat sich damit zu erdrosseln. Dann hat sie sich irgendwie an der Heizung versucht die Pulsader auf zu schneiden und jetzt sitzt sie hier und schlägt die ganze Zeit mit dem Kopf vor die Wand und keiner kann sie davon abhalten. Was soll ich tun?"
"Scheiße! Versuch irgendwie ein Kissen dazwischen zu halten oder so und schick alle Anderen raus. Ich komme. Ich starte jetzt noch einen aller letzten Versuch."
"Okay. Beeil dich! Ich weiß nicht, wie lange das noch gut geht."
"Mach ich. Bis gleich.", sagte ich, bevor ich auflegte und erstmal einen Moment brauchte, um klar zu kommen.
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Angel behind the Appearance
Teen Fiction!Achtung! In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, Drogen, selbstverletzendes Verhalten und verschiedene psychische Krankheiten behandelt. Wenn diese Themen dich triggern, solltest du dir gut überlegen, ob du dieses Buch wirklich lesen möchtest. "En...