Kapitel 88

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Jess:

Und dann war es so weit. Ich harkte mich bei Thomas unter und atmete noch ein letztes Mal tief durch, bevor ich den Brautstrauß mit den orangen Blumen in die Hand nahm und wir langsam los gingen.

"Alles gut. Du musst nicht nervös sein. Das ist nur Johannes und der ist mindestens genauso nervös wie du.", flüsterte Thomas mir zu, denn er merkte, wie ich vor lauter Nervosität zitterte. Ich nickte nur und dann verließen wir das Haus von Carol und gingen über den Hof zu der Wiese auf der wir alles aufgebaut hatten. Direkt neben dem Dressurviereck. Dort sa-ßen bereits alle Gäste und vorne standen Johannes, Kyle und Sue. Johannes war kreidebleich und wirkte als würde er jeden Moment einfach umkippen, doch als er mich sah, klappte ihm die Kinnlade runter und er starrte mich wie gebannt an. Auch Kyle konnte seine Augen nicht von mir nehmen und ich konnte sehen, wie er von Sue einen Knuff in die Seite bekam.

Thomas führte mich, mit Tara vor uns, die fröhlich die Blü-tenblätter warf, noch bis nach vorne, bevor Johannes dann über nahm. Sanft nahm er meine Hand und flüsterte mit einem Blick auf meine Arme: "Ich bin so stolz auf dich!"

Ja, ich hatte es tatsächlich zum ersten Mal gewagt ohne Är-mel in die Öffentlichkeit zu gehen. Nachdem Johannes mich jahrelang dazu bringen wollte, hatte ich mich nun getraut. Zwar hatte Sue meine Narben leicht überschminkt, aber ich trug keine Jacke und das fühlte sich irgendwie richtig an.

"Du siehst einfach nur unglaublich aus!", fügte er noch hin-zu und mein Lächeln wurde immer breiter. Dann war es aller-dings erst einmal so weit und wir gaben uns das Ja-Wort. Nach 10 Jahren Beziehung waren wir nun also verheiratet. Das fühlte sich alles noch so unreal an, aber gleichzeitig war es einfach nur unglaublich! Johannes und ich waren verhei-ratet. Wer hätte das damals gedacht? Ich auf jeden Fall nicht. Aber ich hatte auch nicht gedacht, dass ich so früh sterben würde. Es war so vieles passiert, was ich niemals gedacht hätte, aber in diesem Moment war ich einfach nur un-glaublich glücklich!

"Wir brauchen die Ringe!", unterbrach Kyle meine Gedanken und was ich dann sah, war einfach die niedlichste Idee über-haupt, denn in dem Moment kam Halim auf uns zu getrabt. Sei-ne Mähne war ordentlich eingenäht und seine Trense war po-liert. Das Beste war allerdings, dass er ein kleines Körb-chen in seinem Maul trug in dem sich die Ringe befanden.

Brav blieb der Hengst vor uns stehen und Kyle nahm ihm den Korb ab, um uns die Ringe zu reichen, die wir uns ansteck-ten. Und dieser Moment war einfach so unglaublich! Als ich Johannes in die Augen sah, konnte ich ihm ansehen, dass es ihm ganz genauso ging. Tief schauten wir uns in die Augen und schon lagen unsere Lippen aufeinander. Im Hintergrund war die ganze Zeit Dianas Kamera zu hören.

"Ich fühle mich irgendwie beobachtet.", flüsterte Johannes.

"Wir werden beobachtet.", flüsterte ich zurück und löste mich von ihm.

"Gruppenfotos?", fragte Diana voller Euphorie. Ich nickte nur mit einem Lachen und so saß ich wenig später auch schon auf Halim und Johannes neben mir auf Windy. Diana positio-nierte uns nun alle und machte noch etwa eine halbe Stunde verschiedene Fotos mit uns, bis dann die große Überraschung kam, denn während Johannes und ich mit Diana zu zweit noch ein paar Bilder gemacht hatten, hatten die Anderen einige Instrumente aufgebaut und Johannes schob mich auf einen Stuhl, während er nach vorne zu Kyle, Sue, Thomas und Ste-phanie ging.

"Was wird das?", fragte ich an Carol gerichtet, die neben mir saß.

"Wart einfach ab.", meinte diese.

Kurz darauf hatte Sue ihre Geige in der Hand und Stephanie saß mit Thomas am Klavier, während Kyle sich eine Gitarre geholt hatte. Und das war der Moment in dem ich Bescheid wusste. Das sollte also der erste Auftritt der Band werden.

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt