Kapitel 17

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Jess:

Fröhlich kam ich an diesem Nachmittag nach Hause und als ich sah, wie gut es Johannes ging, wurde ich nur noch fröhlicher. Der letzte Abend saß mir noch schwer in den Knochen. Da hatte er mir tatsächlich einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Um so glücklicher machte es mich, dass es ihm nun wieder so gut ging. Auch wenn das bedeuten würde, dass er bald wieder ausziehen würde.

"Hey! Du siehst aus als würde es dir ganz gut gehen.", begrüßte ich ihn.

"Ja. Deine Kräuter sind echt gut.", antwortete er.

"Schön! Dann dürften wir es bald auch geschafft haben."

"Ja.", antwortete er kurz angebunden und die Freude in seinem Gesicht verschwand kurz. War er etwa auch traurig, dass es bald vorbei war? Wollte er genauso wenig wie ich, dass er aus zog?

"Und du wirkst als wär es mit den Pferden ganz gut gelaufen.", lenkte er allerdings von dem Thema ab.

"Oh ja! Heute waren die alle vier wirklich gut."

"Vier?"

"Ja. Ich bin Lucifer noch mit geritten. Den hab ich immer ein bis zwei Mal die Woche mit im Training. Sonst könnte ich mit ihm eher schlecht Turniere reiten."

"Logisch. Und Melody hat sich wieder ein gekriegt?"

"Ja. Die war heute wieder richtig gut! Noch ein paar Wochen und dann fassen wir die ersten S Dressuren ins Auge. Und Magic war auch richtig gut. Der geb ich jetzt noch ein paar Wochen und dann kommt die auch mit zum Turnier. Dann wird wieder Dressurpferde E und A geritten."

"E und A waren das Einfachste, oder?"

"Ja. Genau. E, A, L, M und S. Steht für Einsteiger, Amateure, Leicht, Mittel und Schwer."

"Okay. So langsam lern ich es."

"Ja. Noch ein paar Turniere und dann klappt das."

"Und wir fahren dann mit vier Pferden?"

"Ja. Da fahren wir dann auch wieder drei Tage, weil wir dann von E bis S alles mit nehmen."

"Das wird ganz schön stressig, oder?"

"Es geht. Ich war in höchst Zeiten mit sieben Pferden zum Turnier, also keine Sorge. Wir kriegen das schon hin."

"Sieben Pferde? Wieso denn so viele?"

"Während meinem Abi brauchte ich das Geld. Da bin ich jeden Tag sechs bis sieben Pferde geritten."

"Was? Wie hast du das denn geschafft?"

"Je nachdem wann ich Schluss hatte, war ich dann um zwei oder drei im Stall und hab dann halt gemacht bis zehn. War stressig, aber ging auch. Ich brauchte das Geld. Sonst hätte ich mir den Führerschein nicht finanzieren können."

"Wann hast du den denn noch dazwischen gekriegt?"

"Ich hab das dann immer so gelegt, dass an den Tagen dann ein Pferd frei hatte oder an Tagen, wo ich eher Schluss hatte. Ansonsten hab ich dann halt länger gebraucht."

"Hast du in den letzten Jahren jemals geschlafen?"

"So drei bis vier Stunden hatte ich immer. Das reicht."

"Und das soll gesund sein?"

"Ich komme klar. Viel länger kann ich gar nicht schlafen. Und jetzt spring ich erstmal unter die Dusche.", meinte ich, bevor ich dann Genanntes in die Tat um setzte. In frischen Klamotten kochte ich mir dann erst einmal einen Kaffee und setzte mich mit Johannes an den Tisch.

"Ist am Wochenende eigentlich wieder Turnier?", fragte er.

"Nein. Wir haben jetzt zwei Wochen Turnierfrei. Diese Woche ist in der Nähe hier nichts und nächste Woche hab ich Prüfungen und Abschluss. Dafür hab ich danach dann frei und da geht es mit geballter Ladung los. Da fahren wir dann auch unter der Woche zu verschiedenen Lehrgängen."

"Hättest du dann vielleicht Lust dieses Wochenende mit zu dem Haus von meinen Eltern zu kommen?", fragte er etwas unsicher. Er schien sich nicht so recht zu trauen. Aber ich konnte mir schon denken, das es für ihn nicht einfach sein würde zu diesem Haus zu gehen und daher stand meine Entscheidung sofort fest.

"Wenn du mich da dabei haben willst, komm ich natürlich mit. Ich hab sowieso nichts anderes vor als lernen und reiten."

"Okay. Machen wir das dann Samstag Nachmittag?"

"Ja. Dann können wir davor schnell die Pferde machen."

"Okay."

Damit stand also auch schon einmal der erste Plan für das Wochenende und ich setzte mich wieder vor meine Fachbücher, bevor ich etwas kochte, denn auch an diesem Abend kam Sue wieder vorbei und brachte mir ihre Mitschrift. Gemeinsam aßen wir etwas und lernten spontan auch noch ein wenig, bevor ich Sue dann auch schon wieder zur Tür brachte.

"Johannes ist echt schwer in Ordnung.", begann sie wieder.

"Gibst du eigentlich auch irgendwann mal auf?"

"Nein. Nicht bevor ihr ein Paar seid."

"Dann kannst du noch lange warten."

"Nicht, wenn ich ein bisschen nach helfe."

"Vergiss es! Du hängst dich da nicht rein!"

"Okay. Dann mach es selber! Wovor hast du solche Angst?"

"Das verstehst du nicht."

"Dann erklär es mir! Johannes wird dich nicht verletzen! Lass dich einfach auf ihn ein. Er wird dich nicht umbringen."

"Ich versuch es."

"Gut. Morgen um die gleiche Zeit?"

"Ja."

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