Kapitel 167

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Johannes:

So vergingen die Wochen und Monate und wir trainierten jeden Tag mehrere Stunden mit der jungen Stute. Diese hatte aller-dings extrem viel Spaß an der Arbeit und machte super mit, sodass wir schon bald immer größere Fortschritte machten.

Und so kam es, dass ich im Sommer nicht nur perfekt S** reiten konnte, sondern auch die Stute ein wirklich solide Grundausbildung hatte. Und ich hatte mein Ziel erreicht. Ne-ben den grundlegenden Kommandos in der Bodenarbeit, war sie wirklich großartig in der Freiarbeit und konnte sogar ein paar Kunststücke. Vor allen Dingen konnte sie aber problem-los durch eine L Dressur laufen und sogar die ersten M Lek-tionen. Zwar noch lange nicht perfekt, aber das konnte man nach 100 Tagen auch nicht erwarten.

Es ging also auf unseren Auftritt zu und ich begann mit Jess zusammen unsere Kür zu planen. Dazu hatte Sue sich angeboten die Musik zu machen und komponierte die passende Geigenmelo-die. Es war also alles durchgeplant, als wir schließlich al-le zusammen nach Ocala flogen. Wie geplant holte Liam, der Mann von Diana, die dort wohnte, uns ab und half uns die Stute in ihre Box am Turnierplatz zu stellen. Wir hingegen fuhren mit ihm zu sich nach Hause, wo wir die folgende Woche verbringen würden. Und das sollte die aufregenste Woche seit langem sein.

Es begann bereits am nächsten Tag an dem wir das erste Mal mit den Pferden in das Stadion durften. Unser kleiner Mus-tang würde also das aller erste Mal einem riesigen Stadion stehen und das machte mich schon etwas nervös. Niemand wus-ste, wie sie reagieren würde und ich rechnete schon mit dem Schlimmsten. Von wildem Steigen und Bocken bis hin zu los-reißen und wegrennen spielten sich alle Szenarien in meinem Kopf ab, doch die Stute überraschte mich. Sie blieb ledig-lich kurz stehen und schaute sich um, doch als ich begann beruhigend auf sie ein zu reden, beruhigte sie sich schnell wieder und folgte mir ganz brav. Das war unspektakulärer als erwartet. Aber dagegen hatte ich nichts ein zu wenden.

So drehten wir also ganz entspannt ein paar Runden und übten noch ein paar Einzelheiten, bevor es für die Stute wieder in den Stall ging. Der erste Wettbewerb sollte für sie erst am Abend sein. Die Zwischenzeit wollten wir allerdings auch produktiv nutzen und hatten daher neben der Stute Summer und Windy mitgenommen. Diese waren allerdings erst am heutigen Tag gefolgen, da kein Flug mehr frei war. Während wir also bei dem Mustang waren, hatte Liam die Pferde abgeholt und sie standen bereits in ihren Boxen. Wir nutzen die Zeit also für ein ausgiebiges Training mit Liam, der absoluter Profi war und im nächsten Jahr wahrscheinlich Olympia reiten wür-de, bevor wir ihm noch beim Training zuschauten und dann auch schon wieder zu dem Turnierplatz fuhren, um die Stute fertig zu machen. Gründlich putzten wir sie und bürsteten ihre lange Mähne, bevor wir ihr das rote Knotenhalfter an-legten. Und auch wenn ich anfangs noch skeptisch gewesen war, musste ich doch zugeben, dass ihr diese Farbe unglaub-lich gut stand. Da hatte Jess mal wieder ihren guten Ge-schmack bewiesen.

Und dann war es auch schon so weit. Mit der Stute am Strick gingen wir zu dem Stadion. Dieses war mittlerweile mit Flut-licht beleuchtet und darin war ein kleiner Trail Parcours aufgebaut, den die Teilnehmer mit den Pferden am Strick be-streiten mussten. Er war zwar nicht gerade kompliziert und ich war mir sicher, dass das für uns kein Problem war, aber dennoch war ich tierisch nervös. Jetzt zeigte sich, ob sich all die Arbeit gelohnt hatte.

"Sie kann das. Mach dir da keine Sorgen. Führ sie einfach selbstsicher da durch. Dir vertraut sie blind. Solange du einigermaßen ruhig bist und sie führst ist alles gut.", re-dete Jess beruhigend auf mich ein.

"Das mit dem ruhig bleiben ist nicht so einfach.", antworte-te ich.

"Ihr könnt das. Geh einfach los und mach.", sagte sie und dann war es auch schon so weit. Wir waren an der Reihe.

Ein aller letztes Mal atmete ich tief durch, bevor ich mit der Stute am Zügel los ging.

"Komm meine Kleine. Wir zeigen denen, was wir können.", flüsterte ich noch, bevor ich vor den Richtern grüßte und durch den Parcours lief. Ein Hindernis nach dem Anderen lie-ßen wir problemlos hinter uns, bis wir vor dem Tor mit den vielen Flatter Bändern standen. Das einzige Hindernis, was wir nie geübt hatten.

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt