Jess:
Am nächsten Morgen waren wir schon früh wieder im Stall und fütterten Halim, bevor wir alles vorbereiteten. Mittlerweile war ich wirklich extrem nervös. Nun ging es um's Ganze.
Mit zittrigen Knien schwang ich mich in den Sattel und ritt in Begleitung der Anderen zum Abreiteplatz, wo ich Halim locker warm ritt. Er war im Gegensatz zu mir, die Ruhe selbst und reagierte brav auf jede noch so kleine Hilfe. So wirklich beruhigen konnte mich das allerdings auch nicht.
Etwa eine halbe Stunde später stand ich dann mit den Anderen am Einlass und das steigerte meine Nervosität noch einmal. Es waren so unglaublich viele Menschen da und vor all denen sollte ich jetzt reiten. Und dann auch noch meine erste Grand Prix Prüfung, obwohl ich vorher erst eine S**** Prü-fung geritten war. Ich konnte kaum noch still sitzen.
"Du schaffst das! Du bist diese Prüfung in den letzten Tagen so oft geritten. Ihr beiden schafft das mit verbundenen Au-gen!", sagte Johannes aufmunternd. Er gab wirklich sein Bes-tes, um mich irgendwie zu beruhigen.
"Da sind so verdammt viele Menschen!", sagte ich nervös.
"Du schaffst das! Ich weiß, wie hart das ist da raus zu rei-ten, aber du kannst das! Glaub mir! Mach die Augen zu und tanze! Ihr könnt das!", sagte nun auch Carol und dann war es soweit. Ich musste einreiten.
"Du schaffst das! Wir drücken dir die Daumen!", hörte ich Stephanie sagen und atmete noch einmal tief durch, bevor ich an trabte und zu dem Viereck ritt. Mit gespitzten Ohren lief Halim perfekt um das Viereck herum und warf die Beine nur so nach oben. Er wusste genau um was es hier ging und mir war klar, dass er für mich heute sein bestes geben würde. Das konnte perfekt werden. Ich musste nur die Nerven behalten, doch das war alles andere als einfach.
Ich trabte erst einmal einige Runden um das Viereck, um mich halbwegs an diese Kulisse zu gewöhnen, bevor ich zur Passage über ging und ein ritt. Auf den Punkt genau hielten wir und ich grüßte. Noch ein aller letztes Mal atmete ich tief durch, bevor ich die Augen schloss und einfach tanzte. Ja, was ich dort tat war wirklich riskant, doch ich kannte Halim und ich wusste, dass er diese Aufgabe genauso auswendig kon-nte, wie ich auch. Nach den letzten Wochen wusste ich ganz genau, wann ich an welchem Punkt war und so vertraute ich einfach auf mein Gefühl. Und das sagte mir, dass ich das Richtige tat, denn Halim war so locker und geschmeidig wie nie zuvor.
Als wir am Ende wieder vor den Richtern hielten, fiel ich meinem Hengst einfach nur noch um den Hals. Als die Richter dann auch noch eine Wertung von 87,89% und somit die momen-tane Führung für uns durchsagten und tosender Applaus er-klang, kamen mir die Tränen. Das war wie ein Traum. Das kon-nte einfach nicht wahr sein! Niemals!
Wie im Trance ritt ich zu den Anderen zurück, wobei Halim eigentlich eher alleine lief.
Dort angekommen, rutschte ich von seinem Rücken und direkt in Johannes Arme. Beruhigend strich er mir über den Rücken und sage: "Alles gut. Nicht weinen."
"Kneif mich mal bitte.", schluchzte ich.
"Das ist kein Traum.", sagte er jedoch nur.
"Das muss einer sein. Das ist viel zu unglaublich!"
"Das ist die Realität. Du bist gerade wirklich absolut per-fekt Grand Prix geritten. Und das mit geschlossenen Augen.", sagte Carol und in ihrer Stimme war deutlich der Stolz zu hören. Sie hatte mir all das beigebracht und ihr verdankte ich es jetzt hier stehen zu können.
Als ich mich dann wieder etwas beruhigt hatte, löste ich mich von Johannes und wurde von jedem einmal umarmt,bevor wir Halim versorgten. Da die Kür erst spät am Abend war, konnte er noch etwas in der Box stehen und entspannen.
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Angel behind the Appearance
Teen Fiction!Achtung! In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, Drogen, selbstverletzendes Verhalten und verschiedene psychische Krankheiten behandelt. Wenn diese Themen dich triggern, solltest du dir gut überlegen, ob du dieses Buch wirklich lesen möchtest. "En...