Kapitel 22

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Jess:

Den gesamten Nachmittag lernte ich, bis ich beschloss das Paradies einer riesigen Küche zu nutzen und zu kochen. Ich stand allerdings kaum in der Küche, als mein Handy klingelte. Sue.

"Hey! Was gibt's?", meldete ich mich.

"Und? Hat er sich getraut?", fragte diese.

"Wer soll sich was getraut haben?", fragte ich verwirrt.

"Na Johannes. Hat er sich getraut mit dir zu reden?", fragte sie ungeduldig. Woher wusste sie denn bitteschön davon?

"Woher weißt du davon?", fragte ich verwirrt.

"Das wüsstest du wohl gerne.", spielte sie jedoch mit mir.

"Sue!"

"Er hat das mit mir und Stephanie geplant."

"Jetzt echt?"

"Ja. Was ist jetzt?"

"Wir sind zusammen."

"Ja! Geschafft!"

"Jetzt ernsthaft?"

"Ja. Der ist echt mega süß!"

"Ihr seid doch bescheuert!"

"Irgendwer musste da ja mal ein bisschen nach helfen."

"Wo bist du eigentlich?", fragte ich, denn ich hörte im Hintergrund noch eine zweite Person.

"Ich sitze mit Stephanie bei mir zuhause. Und du? Bist du schon eingezogen?", fragte sie.

"Ja. Mit samt Halim. Und ihr Beiden kommt in zwei Stunden vorbei. Wir haben was zu feiern. Ich koche.", beschloss ich.

"Gut. Dann schmeißt du dich aber in ein Kleid!"

"Wird gemacht. Ihr dann aber auch!"

"Ja. Bis später!"

"Bis dann."

Ich legte nun wieder auf und ging raus, um nach Johannes zu suchen. Ich fand ihn allerdings bereits nach kurzer Zeit an der Hütte von Hans Jürgen, wo er ihm frisches Wasser gab.

"Hey! Genug vom Lernen?", fragte er, als er mich bemerkte. Ich fiel ihm nur um den Hals.

"Was ist denn jetzt?", fragte er verwundert.

"Ich hab gerade mit Sue telefoniert. Du bist so unglaublich süß!", erklärte ich. Kurz darauf befanden wir uns dann auch wieder in einem innigen Kuss, bis ich mich langsam von ihm löste und berichtete: "Wir müssen ein bisschen einkaufen."

"Wieso?", fragte er verwundert.

"Sue und Stephanie kommen gleich und wir feiern. Ich koche und dafür brauchen wir noch ein paar Sachen."

"Dann los.", meinte er und kurz darauf saßen wir auch schon in seinem Auto und kauften alles ein, was wir brauchten.

Wieder zuhause angekommen begannen wir gemeinsam mit dem Kochen, bevor wir uns um zogen. Ich entschied mich an diesem Abend für ein rotes Kleid. Ich hatte auch nicht wirklich viel Auswahl, denn ich besaß lediglich zwei Kleider und da ich das Grüne am vorherigen Tag getragen hatte, zog ich nun das Andere an. Es war gerade so lang, dass ich beim Laufen nicht drauf trat und in einem kräftigen Rot gefärbt. Bis zur Taille war es eng geschnitten, bevor es etwas weiter wurde. Dazu kombinierte ich wieder die schwarze Jacke mit den Blumen Ornamenten, bevor ich mich dezent schminkte und meine Haare mit dem Lockenstab bearbeitete. Und dann war mein Look auch schon fertig und ich ging zu Johannes, der bereits in der Küche wartete.

"Du siehst toll aus!", sagte er begeistert.

"Danke! Du aber auch.", meinte ich, denn er sah in der dunkelblauen Jeans und dem weißen Hemd verdammt gut aus!

Gemeinsam deckten wir nun noch den Tisch, bevor Sue und Stephanie kamen und wir gemeinsam etwas aßen und mit nicht gerade wenig Wein anstießen, bis die Beiden schließlich wieder nach Hause gingen.

Die nächste Woche war dann voll mit Prüfungen, lernen und den Pferden. Für viel anderes blieb keine Zeit.

Am Freitag war dann allerdings Abschluss und ich merkte an meinem Zeugnis, dass sich das ganze Lernen gelohnt hatte! Mit nur Einsen hatte ich einen Schnitt von 1,0. Dafür hatte sich der ganze Stress gelohnt!

Am Nachmittag fuhr ich dann zu Sue, wo wir uns zurrecht machten und ich mich, auf Wunsch von Johannes, in das dunkelgründe Kleid warf. Dazu trug ich wieder die schwarze Jacke und die passenden, schwarzen Schuhe. Um den Rest kümmerte sich Sue und lockte meine Haare leicht, um dann ein paar Strähnen kunstvoll nach hinten zu stecken, bevor sie mich noch schminkte. Dies auch ausnahmsweise mal ein wenig auffälliger. Sue hatte sowas einfach mehr drauf, als ich.

Am Abend holte uns ein guter Freund ab. Er trank allgemein keinen Alkohol und so hatte er sich angeboten uns zu fahren. Da hatten wir natürlich nicht nein gesagt, also fuhr er uns zu der Halle, wo die Feier statt fand. Dort wartete Johannes bereits im Anzug und mit einer Krawatte die exakt den selben Farbton hatte wie mein Kleid. Da schien er wohl extra drauf geachtet zu haben, denn abgesprochen war das nicht.

Der restliche Abend war einfach nur perfekt. Wir feierten ausgelassen und waren mehr als nur glücklich das Studium endlich geschafft zu haben. Nach sechs langen Jahren war unser Grüppchen doch noch ziemlich zusammen geblieben und es hatten tatsächlich alle durch gehalten. So floss also eine Menge Alkohol und wir hatten viel Spaß.

Der nächste Morgen war dafür um so schlimmer. Dass ich nach nicht mal zwei Stunden Schlaf schon raus musste, um Halim zu füttern und mit dem Hund zu gehen, machte das nicht besser.

Mit höllischen Kopfschmerzen quälte ich mich aus dem Bett und warf eine Kopfschmerz Tablette ein, um mich dann um Halim zu kümmern. Dieser begrüßte mich zu allem Überfluss natürlich noch mit einem Wiehern, was der Hund mit einem Bellen unterstützte.

"Könnt ihr an so Tagen nicht einfach ruhig sein?", schimpfte ich und gab ihnen ihr Futter, bevor ich mit Pirat eine große Runde durch den Wald drehte und schließlich zum Stall ging. Dort winkte Stephanie mir nur kurz zu, bevor sie verschwand. Sie hatte in den letzten Jahren gelernt, wann sie mich lieber allein lassen sollte und so machte ich mich in aller Ruhe daran Melody fertig zu machen. Kurz darauf kam allerdings Johannes. Sanft wollte er mich in seine Arme ziehen, doch dafür hatte ich jetzt absolut keine Nerven und löste mich von ihm.

"Ist alles okay bei dir?", fragte er besorgt.

"Lass mich einfach in Ruhe und sprich mich erst heute Abend wieder an!", schimpfte ich nur und Johannes verschwand eingeschüchtert. An diesem Tag war es eindeutig besser, wenn ich alleine und für mich arbeitete und genau das tat ich. Den gesamten Vormittag verbrachte ich damit mit den Pferden zu arbeiten, bevor ich dann die Box von Halim mistete und mich daran machte meine Ausrüstung gründlich zu putzen und ordentlich ein zu räumen. Dazu war ich bei dem ganzen Stress noch gar nicht gekommen.

So schlug ich mir den ganzen Tag um die Ohren, bis es dann dunkel wurde und ich Halim wieder rein holte, um ihn zu füttern und danach noch eine Runde mit Pirat zu gehen. Mittlerweile hatten die Kopfschmerzen nachgelassen und nachdem ich noch einmal nach Hans Jürgen gesehen hatte, ging ich zusammen mit Pirat rein. Dort kam Johannes mir entgegen und fragte vorsichtig: "Darf ich jetzt wieder mit dir reden oder drehst du mir dann den Hals rum?"

"Tut mir leid, aber mich lässt du an so Tagen am Besten in Ruhe. Ich bin da etwas gereizt.", entschuldigte ich mich.

"Ich hab's gemerkt."

"Das war nicht böse gemeint. Wenn es mir nicht gut geht, hab ich immer lieber meine Ruhe und bin etwas zickig."

"Schon gut. Ich bin es mittlerweile gewohnt."

"Ich mein das echt nicht böse, aber das ist so meine Art."

"Ist okay. Ich komm damit klar. Ich hab es lieber, wenn du offen sagst, dass du gerade keinen Bock auf mich hast."

"Danke! Das nehmen nicht viele so locker."

"Du hast von Anfang an gesagt, dass du nicht einfach bist. Ich hab mich da drauf eingelassen. Mir ist nur wichtig, dass wir ehrlich zueinander sind."

"Das bin ich. Das ist einer der Gründe, warum viele nicht mit mir klar kommen."

"Du hast halt deine Macken, aber die hat jeder. Ich liebe dich trotzdem!", sagte er und schon lagen seine Lippen wieder auf meinen.

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