Kapitel 78

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Jess:

So vergingen drei Tage. Jeden Tag kamen meine beiden Männer mindestens einmal vorbei, bis ich endlich nach Hause konnte.

Hier führte mein erster Weg natürlich in den Stall, wo ich sehr freudig begrüßt wurde. Gerade Halim hätte mich vor lau-ter Freude fast umgeworfen.

"Langsam, Schatz! Ich freu mich ja auch dich zu sehen, aber da musst du mich nicht gleich umschmeißen.", lachte ich und fiel ihm um den Hals. Drei Tage waren einfach viel zu lang!

Lange stand ich so, bis ich von den Seiten auch schon un-ruhig angestupst wurde.

"Ach Jungs. Ich hab euch so vermisst!", sagte ich und so be-kamen auch die anderen Beiden ihre Kuscheleinheit, bevor wir rein gingen, wo ein völlig aufgekratzter Hund schwanzwedelnd vor lauter Freude auf mich zu sprang.

"Hallo! Na? Hast du gut auf alles aufgepasst?", fragte ich und streichelte ihn, bevor er um mich herum sprang.

"Kaum bist du wieder da drehen alle Tiere durch.", lachte Thomas.

"Ja. Nach drei Tagen mit mir, freut man sich Frauchen wieder zu sehen.", stimmte Johannes ihm zu.

"Ach komm! Du weißt genau, dass das nicht stimmt! Wenn du länger nicht da bist, rasten die genauso aus. Die Pferde vielleicht nicht ganz, aber Pirat auch. Und von Windy wirst du auch heiß und innig geliebt.", widersprach ich ihm.

"Ja. Weil er genau weiß, dass ich die Leckerlies habe und dass er die bei mir schneller kriegt, als bei dir."

"Jetzt sei doch mal nicht so negativ! Freu dich lieber, dass wir jetzt drei entspannte Tage zusammen haben!"

"Als ob du jetzt entspannen kannst. Du bist morgen früh um sechs wieder im Stall."

"Klar. Aber die Kleinen laufen nur eine halbe Stunde, die halb großen eine Stunde und mit Halim können wir ausreiten. Das heißt drei Stunden Training und dann bin ich durch."

"Und du glaubst wirklich dass eine Stunde für die beiden Kleinen reicht? Die standen jetzt die ganze Zeit."

"Länger als eine halbe Stunde mach ich mit denen definitiv nicht. Das können die vom Kopf her noch gar nicht."

"Okay. Das klingt ja mal wirklich gut."

"Na siehst du."

So verbrachten wir einen entspannten Tag miteinander, doch die Diagnose ließ mich nicht los. Ich musste mit ihm spre-chen, bevor er es selber heraus bekam, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte.

Dann wurde es auch schon Samstag und ich beschloss es ihm an diesem Tag zu sagen.

Schon früh am Morgen hatten wir die Pferde alle fertig ge-macht und ritten in aller Ruhe auf Halim zu der Wiese am Waldrand, die mittlerweile zu unserem Rückzugsort geworden war.

Auch an diesem Tag saßen wir schweigend dort, bis ich ir-gendwann fragte: "Schatz?"

"Was denn?", fragte er.

"Ich werde sterben.", sagte ich es einfach gerade heraus.

"Ja. Das werden wir alle irgendwann mal.", meinte er jedoch nur. Er schien mich nicht zu verstehen.

"Ich werde schon ganz bald sterben.", stellte ich richtig.

Verwirrt schaute er mich an.

"Ich hab Krebs. Ich werde bald sterben.", erklärte ich.

"Was?", fragte Johannes geschockt. Er hatte das natürlich verstanden, aber genauso, wie die Anderen auch, konnte er das einfach nicht glauben. Nicht glauben, dass es schon bald vorbei sein sollte. Vorbei mit uns und meinem Leben.

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