Kapitel 120

21 0 0
                                    

Jess:

Pünktlich um vier saßen wir alle samt im Transporter und fuhren zu dem Turnierplatz. Den Weg dort hin verschliefen Alex und Nithan komplett. Johannes und Thomas waren dafür um so wacher. Die Beiden waren tierisch nervös und gerade Jo-hannes war sehr kurz vorm Durchdrehen. So unterhielten wir uns die gesamte Fahrt, bis wir dann an dem Turnierplatz an-kamen. Dort fütterten wir schnell die Pferde und ich machte Nithan mit allem bekannt, bevor es los ging und ich mit Gin-ger in ihre aller erste Prüfung ritt. Da es eine Dressur Pferde Prüfung war, hatte ich hier die Zeit ihr alles in Ru-he zu zeigen. Das tat ich auch und zu meinem Erstaunen schien ihr das rein gar nichts aus zu machen. Lediglich das Richterhäuschen fand sie etwas gruselig, aber nachdem sie es sich dann genauer angeschaut hatte, war das auch vollkommen in Ordnung. Dafür wurde sie ausgiebig gelobt, bevor die Prü-fung dann begann. In aller Ruhe hielt ich bei X, grüßte und trabte locker an. An sich kein Problem, doch im Trab schien das Richterhäuschen nun doch extrem gruselig zu sein und sie rammte alle Viere in den Boden, um dann kerzengerade in die Höhe zu steigen. Gut. Also doch nicht so locker. Ich ließ mich davon allerdings nicht beirren und ritt einfach weiter. Das klappte an sich auch wirklich gut und sie machte alles brav mit. Nur vor dem Richterhäuschen hatte sie scheinbar panische Angst und zeigte die tollsten Seitengänge, um bloß nicht zu nah daran vorbei gehen zu müssen. Beim Halten zum Schluss zeigte sie dann noch eine erstklassige Lewade, bevor ich schließlich meine Hand hob und das Viereck verließ. Dort stand Alex mit Nithan und schaute mich etwas geschockt an.

"Also Seitengänge kann sie und ihre Lewaden sind auch erst-klassig. Das ist in einer A Dressur nur leider nicht ge-fragt.", meinte ich, bevor ich die Stute dann noch etwas auf dem Abreiteplatz lockerte, um sie dann an die Anderen zu übergeben.

"Und? Wie lief es?", fragte Johannes.

"Katastrophe trifft es ganz gut.", fasste ich es zusammen.

"Na super. Dann reite ich ja jetzt völlig beruhigt da rein."

"Mach dich nicht verrückt. Mit Windy ist das was ganz ande-res als mit Ginger. Der lässt dich nicht im Stich. Mach dir da mal keine Sorgen. Es ist vollkommen klar, dass er glotzig sein wird, aber er wird ganz sicher nicht so ausrasten."

"Woher willst du das wissen?"

"Ich kenne Windy und ich bilde schon ein paar Jahre Jung-pferde aus."

"Kommst du mit?"

"Natürlich. Ich will doch auch sehen, wie unser Kleiner sich macht. Und ich nehm auch Halim mit. Dann hat er den als Ru-hepol dabei. Und jetzt gehen wir Beiden mal in Ruhe einen Kaffee trinken.", beschloss ich und ging mit Johannes zusam-men los, um uns einen Kaffee zu holen. Mit diesem setzten wir uns dann etwas abseits von dem Turnierplatz auf eine Bank.

"Wie überleb ich das ohne einen Nervenzusammenbruch davor?", fragte Johannes nun.

"Gar nicht. Das erste Turnier mit einem Jungpferde ist immer aufregend. Gerade wenn man es selber ausgebildet hat und wenn man dann noch so einen Bezug zu dem Pferd hat und es so lange kennt, wie wir Windy, ist das noch viel schlimmer. Ich weiß wie es dir geht. Vor meinem ersten Turnier mit Halim bin ich auch gestorben vor Nervosität und das lässt bei sol-chen Turnieren auch nie nach. Ich hab mir einfach angewöhnt, dass ich mir vor solchen Prüfungen einen Kaffee hole und mich ganz ruhig irgendwo alleine hinsetzte und einfach zehn Minuten tief durch atme. Und von dem Zeitpunkt an lenke ich mich die ganze Zeit ab und denke nicht mehr nach. Mir ist es dann immer wichtig gerade vor solchen Prüfungen mein Pferd selber zu putzen und zu satteln. Einfach um zu sehen, wie es so drauf ist und zur Beruhigung. Es ist auf jeden Fall wich-tig, dass du ruhig bleibst. Gerade bei so jungen Pferden. Die brauchen das. Wenn du ruhig bist, ist er es auch."

Angel behind the AppearanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt