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Mein Leben, an der Seite der Mafiafamilie hatte früh begonnen. Kinns und meine Mutter kannten sich und als sie sich wieder trafen hatten sie beide Söhne im selben Alter. So kannten wir uns schon vor der Schule und seit dem waren wir unzertrennlich. Ich wuchs mit den Privilegien und den Schattenseiten der einflussreichsten Familie in Thailand auf. Trotzdem war Vegas Welt eine komplett andere. Er musste immer kämpfen und bekam die Arbeit, die keiner wollte. Er wurde von allen Erwachsenen manipuliert und benutzt und nun konnten sie dieses Monster nur noch schwer zähmen. Aus diesem Grund benutzte sein Vater seinen eigenen Sohn als Druckmittel und sein Onkel hielt ihn klein.

Als ich die Nachricht öffnete, war ich auf einen Schlag hellwach. „Hier sind die Koordinaten von Vegas. Nop hat sie herausgefunden. Das ist seine Nummer. Macau" Ich wusste nicht was mich erwarten würde, aber ich war auf alles vorbereitet und alles was ich wollte, war sicher zu gehen, dass es Vegas gut geht. Also zog ich mich an, nahm die Waffe und ein Springmesser und fuhr los. Der Standort war nicht sehr weit. Ca. neunzig Minuten, am Stadtrand. Mit dem Motorrad konnte ich die Autos überholen und habe es sogar in weniger als der angegebe Zeit geschafft. Ich fuhr auf einen alten Bauernhof, der verlassen wirkte. Zwei Bodyguards standen vor der Tür der Scheune und unterhielten sich, sonst war alles ruhig und dunkel. Ich schlich mich mit klopfendem Herzen näher dran, um mehr Übersicht zu bekommen. Je näher ich kam umso deutlicher hörte ich erschöpfe, schmerzerfüllte Schreie. Zuerst erstarrte mein Blut in den Adern, aber bei genauerem hinhören stellte ich erleichtert fest, dass es nicht Vegas war. Aber wo war er?

Ich wartete ab. Die Bodyguards kannte ich nicht, was ungewöhnlich war, da er immer seine Leute um sich hatte. Es war eine Tortur hier zu warten und die pausenlosen Schreie ertragen zu müssen, aber mir blieb keine andere Möglichkeit. Glückleiserweise wurden sie irgendwann leiser und dann waren sie verschwunden. Kurz darauf tat sich was. Zwei weitere Männer kamen aus der Scheune und dann fuhren die Vier weg. Ich versteckte mich zwischen den Bäumen und konnte nur hoffen, dass mein Motorrad unentdeckt blieb. Ich nutzte die Chance und ging vorsichtig zur Scheune. Es war stockdunkel und ich war mir sicher, man konnte mein Herz noch kilometer weit schlagen hören. Ich war fast da und mental bereitete ich mich auf alles vor, was hinter der Tür auf mich warten würde.

Zwei Meter vor mir glühte plötzlich eine Zigarette auf. Abrupt blieb ich stehen und fasste an meine Waffe. Das Rauschen in meinen Ohren war weg und mein Gehirn schaltete sich aus. Da stand jemand, im Schatten der Dunkelheit, bis jetzt völlig unbemerkt von mir. Ich war ein schlechter Spion, ohne Notfallplan lief ich in die Arme des Feindes und wusste nicht weiter.

-Was machst du hier!- Als ich Vegas Stimme erkannte entstand in mir ein Gefühls-Chaos. Ich war unendlich erleichtert weil ich ihn wirklich gefunden hatte und weil es ihm scheinbar gut ging. Ich war so wütend, dass ich am liebsten das ganze Gebäude in Schutt und Asche gelegt hätte, weil es ihm gut ging und er sich nicht gemeldet hatte. Und ich war verunsichert, weil Vegas sehr kühl und abweisend klang. Was ist wenn er vor mir geflüchtet ist, wenn er nach dem letzten Mal genug hatte und mich nicht mehr sehen wollte. Die Vorstellung, von ihm zurück gewiesen zu werden tat weh, meine Organe zogen sich mit stechendem Schmerz zusammen.

Allerdings gewann meine Wut. Selbst wenn er mich nicht mehr sehen wollte, hätte er es mir ins Gesicht sagen können. -Nein Vegas! Was machst DU hier? Ich habe mir Sorgen gemacht, nur um herauszufinden, dass alles ok ist! Wie schwer ist es sein scheiß Handy zu benutzen!- Ich lies meine ganzen Ärger raus und ging einen Schritt auf ihn zu. Doch als er zurück wich explodierte ich. -Du fickst mich seit Wochen an jedem Ort und zu jeder Uhrzeit und jetzt stört dich meine Nähe?! Such dir jemand anderen, der dein Psychospiel mitmacht! Wir sind fertig!- verletzt drehte ich mich um und ging. Ich fühlte mich gedemütigt und benutzt, auch wenn wir nie über das, was wir taten geredet hatten, war es für ihn anscheinend nicht mehr als Zeitvertreib.

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt