Jeder Einzelne in meinem Umfeld hatte mich vor Vegas gewarnt, oder zumindest misstrauisch über unsere Beziehung geurteilt. Er war bekannt dafür kalt, erbarmungslos und brutal zu sein. Er hatte es geschafft, dass alle seinen Namen mit ihren schlimmsten Albträumen in Verbindung brachten. Ich hatte seine dunkle Seite mit eigenen Augen gesehen, doch trotzdem hielt dieses Wissen mein Herz nicht davon ab, ihn zu lieben, ihn zu wollen und ihn über meine eigenen Bedürfnisse zu stellen. Wie auch nicht, denn ich kannte den echten Vegas. Der der mich ohne seine arrogante Fassade zum Lachen brachte, als ich am Boden war und der mich in den Arm nahm, als ich dachte, ich würde vor Kummer umkommen. Er war immer der liebevollste Mann, den ich mir jemals wünschen konnte. Gleichzeitig war er unglaublich charismatisch und sexy und ich könnte ihn pausenlos anstarren.
Als er ausholte und die Gerte aufschlug, schallte das Klatschen bis in meine Knochen wieder. Ich wartete, eine Sekunde, zwei, drei, aber der Schmerz blieb aus. Langsam öffnete ich wieder meine Augen und sah augenblicklich, was Vegas getroffen hatte. Sein Oberschenkel hatte eine feine aufgeplatzte Stelle, aus der das Blut herausquoll. Drum herum schwoll seine Haut an und war leuchtend rot.
-Was machst du?!- schrie ich ihn an. Erschrocken stürzte ich mich auf ihn, riss ihm die Gerte aus der Hand und warf sie in die andere Ecke des Raums.
-Das ist was du wolltest! Du hast das in unser Schlafzimmer gebracht! Willst du mich bestrafen? Wie kommst du darauf, dass ich dich so sehen will?!- noch nie zuvor hatte ich ihn so laut brüllen gehört.
Meine Gefühle waren durcheinander. Er war so unfassbar wütend, obwohl ich ihn nur glücklich machen wollte. Mit aller Kraft hielt ich meine Tränen zurück.
-Du sagtest du willst Sachen ausprobieren.- sagte ich kleinlaut.
-Ja Tay! Schöne Sachen! Bei denen du schreist, aber vor Lust! Nicht vor Schmerz!-
-Aber... Du sagtest du liebst meine Narben und da dachte ich...-
-Was? Dass ich es geil finde wenn du verprügelt vor mir liegst? Dass ich hart werde, wenn du mich angsterfüllt ansiehst?! Ich dachte immer, dass wenigstens du mich nicht in eine Schublade steckst! Bin ich Abschaum für dich?- Verständnislos sah er mich an.
-Das bist du nicht. Es tut mir leid. Ich wollte wirklich nur dass du glücklich bist und nichts vermissen musst, nur weil du mit mir zusammen bist.-Vegas Zorn verunsicherte mich. Er schloss seine Augen und ich sah wie angestrengt sein Brustkorb arbeitete. Ich rutschte ganz langsam hoch, Richtung Bettkopf um mir ein Taschentuch vom Nachttisch zu nehmen. Genau so vorsichtig rückte ich zurück zu ihm und drückte das Taschentuch auf sein Bein. Das Blut lief langsam an seinem Oberschenkel herunter und ich wollte es stoppen.
-Fass mich jetzt nicht an!- forderte er kühl, ohne die Augen zu öffnen. Verletzt entfernte ich meine Hand und rückte von ihm weg. Das war der Moment, in dem ich meine Gefühle nicht mehr zurückhalten konnte. Ich wischte mir schnell meine Tränen weg, jedoch kamen immer mehr.-Woher hast du diese Idee?- fragte er. Seine Augen waren immer noch geschlossen und sein Kopf ruhte in seinen Händen, aber er atmete jetzt schon ruhiger. Ich biss mir auf die Lippen, um mich zu fangen und atmete tief durch. -Ich... dachte, dir gefällt das.- sagte ich mit brüchiger Stimme.
-Du hast recht, du kannst nicht lügen. Zweiter Versuch.- forderte er. So distanziert wie jetzt kannte ich ihn nicht.Ich presste meine Lippen aufeinander. Wie sollte ich ihm sagen dass mich ein zwei Minuten Gespräch mit einem Fremden derart verunsichert hatte, dass ich davon träumte, wie er mich satt hatte.
-Hattest du schon solchen Sex?- fragte ich ihn stattdessen. Einen Augenblick blieb die Zeit stehen. Ich wartete auf eine Regung von Vegas. Kurz dachte ich, er ignorierte meine Frage, doch dann öffnete er seine Augen. Endlich sah er mich wieder an.
-Ja, hin und wieder.-
Diese Aussage verpasste mir einen Stich direkt in mein Herz. -Hat es dir gefallen?-
-Das kannst du nicht vergleichen!- Wurde er wieder lauter.
-Wieso nicht? Denkst du ich halte das nicht aus?- fragte ich gekränkt.
-Weil ich dich liebe! Die anderen haben mir nichts bedeutet! Ich würde niemals wollen, dass dir sowas passiert!-
-Und dann rennst du zu einem Anderen und suchst dir da das, was du bei mir nicht haben willst!-

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Seit dem du da bist
RomanceEine Geschichte über Tay und Vegas. Seid offen, ich war es auch