Seit dem du da bist

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Vegas POV

Noch vor wenigen Sekunden fühlte ich mich fantastisch, unbesiegbar. Monatelanges Durchhaltevermögen und harte Verhandlungen hatten sich ausgezahlt und mir bewiesen, dass ich auch ohne Vaters Hilfe und Einfluss den Platz im Familienerbe verdient hatte. Ich hatte etwas großes auf die Beine gestellt und konnte endlich voller Stolz sagen, dass es mein verdienst war.

Aber dann sah ich Tay, wie er mich von der anderen Seite der Lobby mit kalten, verletzten Augen ansah. Ich fühlte, wie er litt und sah, wie er sich zusammen riss um mir nicht zu zeigen, wie sehr ihn dieser Moment verletzt hatte.
Fieberhaft überlegte ich, was er alles gesehen hatte und wie es für ihn ausgesehen haben muss. Ich betrat in Begleitung einer Frau, die besessen davon war, sich an mir festzuhalten, ein Hotel und zielte ohne Umwege auf den Aufzug zu, der uns in eine Suite brachte.

Mittlerweile kannte ich jeden Gedankengang und jeden Selbstzweifel, in Tays Kopf, mit dem er sich selber abwertete. Time hatte tiefe Wunden hinterlassen, die ich trotz all meiner Mühe nicht ganz verschließen konnte. Aus diesem Grund wusste ich, was er gerade dachte und wie tief sein Schmerz wirklich ging.

Auch wenn ich niemals etwas tun würde, was ihn verletzten könnte, hatte sich dieses Szenario gerade in meinen Alptraum verwandelt. Ich konnte Tay jetzt gerade nicht helfen, seine Dämonen zu bekämpfen, da ich Lai nicht zeigen durfte, wie wichtig er mir war. Denn auch wenn wir eine Partnerschaft in Aussicht hatten, vertraute ich ihr nicht einmal ein leeres Feuerzeug an.

Trotzdem wollte ich die Liebe meines Lebens nicht unwissend dabei zusehen lassen wie ich mit einer anderen Person in einem Hotelzimmer verschwand. Ohne groß über Folgen nachzudenken, lief ich mit schnellen Schritten auf ihn zu und sah ihm aufrichtig in die Augen.

-Tay, was machst du hier?- fragte ich ihn. Wieso hatte ich so ein Pech, dass er genau zu dieser Uhrzeit an diesem Ort war?
-Geschäftstermin.- antwortete er mir kalt. Er bemühte sich, seine Maske nicht zu verlieren, aber mich konnte er nicht täuschen. Heute sogar noch weniger als damals auf der Lichtung. Ich hatte ihn jahrelang aus der Ferne beobachtet und seine Körpersprache studiert, aber das letzte Jahr hatte ich gelernt jedes Gefühl aus seinen Augen zu lesen.

Ich erkannte den Kunsthänder aus der Galerie und wollte Tay nicht in eine unangenehme Lage bringen.
-Davon wusste ich nichts.- sagte ich und versuchte ihm mit meinen Augen zu zeigen, dass er keine Angst haben musste.
-So wie ich von deinen. Schöne Frau, sie passt an seine Seite.-
Sagte er und seine Worte schnitten tief in mein Herz. Er sollte sich nicht mit ihr vergleichen, oder in ihr eine Konkurrentin sehen.
-Mach das nicht.- bat ich ihn verzweifelt.
-Ich bin sicher, sie ist mehr als willig sich dir an den Hals zu werfen.- verhöhnte er mich. Wenn er doch nur wüsste, wie unbegründet seine Befürchtungen waren. Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, spürte ich Lais widerlichen Fingernagel in meinem Kreuz. Sie striff ihn über meinen Rücken und hielt sich wie die letzten Tage an meinem Overarm fest. Ich wollte sie wegschupsen und ihre Lebensenenergie aus ihren Augen verschwinden sehen während ich ihr mit meinen Händen die Luft zum Atmen raubte, aber sie war unantastbar.
-Mein Vater ist kein geduldiger Mensch. Du willst ihn doch nicht warten lassen.- sagte sie zuckersüß. Aber mein Fokus lag auf Tays entsetzten Blick als er ihre Hand sah.

Eric hatte recht. Es war dumm von mir all das hier geheim zu halten. Ich wollte ihn nicht verunsichern und war mir zu sicher bezüglich meiner Gefühle für ihn, die mich vor allen Dummheiten abhalten würden, dass ich vergessen hatte, wie all das auf ihn wirken musste.

Auch wenn es riskant war, konnte ich nicht anders. -Ich werde es dir erklären. Bitte warte zu hause. Ich bin in zwei Stunden bei dir.- versprach ich ihm und konzentrierte mich darauf zwischen Tay und dieser Frau so viel Abstand wie möglich zu schaffen. -Er wird nicht warten müssen. Bitte.- sagte ich auf chinesisch und deutete ihr an vorzugehen.