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Kinn und Vegas waren Konkurrenten und versuchten sich immer, bei jeder Gelegenheit, gegenseitig auszustechen. Als Kinns bester Freund, war es meine Pflicht seine Feinde als meine zu betrachten, aber eigentlich führten sie nur den Streit ihrer Väter fort und in einer anderen Welt, wären sie bestimmt sogar Freunde. Deshalb beschloss ich schon vor Jahren, mich aus dieser Sache herauszuhalten. Jetzt, da sie sich gegenüber standen, wuchs in mir die Befürchtung, Vegas könnte meine Situation gegen Kinn verwenden. Angespannt saß ich auf dem Stuhl und traute mich nicht mal ihn anzusehen. -Kinn, solltest du deine Zeit nicht besser nutzen?- Sagte Vegas arrogant und sein Bruder fing an zu lachen. -Du hast Nerven hier aufzutauchen! Wo ist mein Wagen? Ich weiß dass du ihn gestern Nacht gestohlen hast.- Kinn funkelte ihn wütend an. Sein Auto war weg? Wieso erzählte er es nicht? Er liebte sein Auto und ich konnte mir nicht vorstellen, wie es einfach so geklaut werden konnte. Sein Haus war eine Festung...

-Lass mich überlegen. Gestern Nacht sagst du?- Nachdenklich tippte er sich gegen die Lippe. Mein Herz rutsche mir in die Hose und ich spürte wie meine Ohren vor Scham rot wurden, nur gut dass meine Haare offen darüber fielen. Er wird mich verraten und sowohl Kinn als auch Time wären furchtbar enttäuscht von mir. Sollte ich einfach gehen? Vielleicht würden sie das Thema dann fallen lassen. Aber Vegas hatte andere Pläne. -Nein, gestern Nacht war ich nicht mal in der Nähe von deinem Auto. Ich war in einer Bar...- Dieser Arsch! Er spielte mit mir. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen. Ich sollte einfach die Wahrheit sagen, wenn ich es jetzt tue, war ich wenigstens der Erste. Ich holte Luft, wurde dann aber wieder von ihm überrascht. -Naja, das hat dich nicht zu interessieren, aber dein Auto habe ich nicht, sonst hätte ich schon längst damit angegeben.- und mit diesen Worten verließ er uns. Noch einmal würde ich das hier nicht überleben.

Am Abend, als wir wieder zu Hause waren, voll vom Abendessen, saßen wir auf der Couch und Time massierte meine Füße. Nachdem er fertig war, wies er mich an mich umzudrehen und setzte sich auf mich um an meinem Nacken fortzufahren. Er knetete meine müden Muskeln und setzte immer wieder kleine Küsse an meinen Hals und meinen Nacken. Problemlos drehte er mich langsam zu ihm -Ich liebe dich Taytay- sagte er verführerisch und küsste mich dann. Seine Lippen waren heiß, fordernd und unersättlich. Ich liebte es ihn zu küssen, ich liebte sein Gewicht auf mir, mit dem er mich in die Couch drückte und ich liebte das Gefühl, welches er mir gab wenn er mich ansah. Aber nach jedem Mal, wenn ich an ihm einen fremden Geruch wahrnahm, Knutschflecken, die nicht von mir waren feststellte oder ihn erwischt hatte, war meine Seele ein Stück mehr gebrochen und ich empfand nicht mehr diese Euphorie, wenn wir Sex hatten. So sehr ich mich auch anstrengte, die Bilder in meinem Kopf, in denen er mit anderen Männern zusammen war wurden immer lebendiger, bis sich ein ganzer Film vor meinem geistigen Auge abspielte. Trotzdem versuchte ich es auszublenden. Ich wollte intim mit ihm sein, weil ich ihn liebte und seine Nähe genoss, aber vor allem aus Angst, dass er sich jemand anderen suchen würde, wenn ich mich weigerte.

Also ließ ich mich von ihm ausziehen, gab ihm meinen Körper und versuchte mich auf das Gefühl der Erregung zu fokussieren. Ich wurde hart als er meine erogenen Zonen liebkoste und als er in mich eindrang und mir liebevolle Sachen in mein Ohr flüsterte, konnte ich für ein paar Momente lang abschalten. Ich konzentrierte mich auf unsere Verbundenheit und auf die Art, wie er mich hielt. Es fühlte sich an, wie zu beginn unserer Beziehung, in der wir beide überglücklich unsere Körper kennen gelernt hatten. In solchen Augenblicken war ich mir sicher, ihm all seine Vergehen verzeihen zu können, da meine Liebe stärker war.

Doch sobald er mich erschöpft und schlafend im Arm hielt, kam mein Selbsthass zurück. Wieso war ich ihm nicht gut genug? Diese Frage hatte ich ihm schon oft gestellt, aber als Antwort bekam ich nur ein „Du bist perfekt! Ich bin dumm und ein Arschloch und habe dich nicht verdient!" aber das konnte ich ihm nicht mehr glauben.

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt