Macau POV
Jeden Tag musste ich in die Schule und danach sofort nach Hause. Ich durfte nie mit Freunden raus und jedes Mal wenn sie wieder einmal über ihre Erlebnisse gesprochen hatten, fühlte ich mich nicht dazugehörig und fehl am Platz. Die einzigen Momente, die ich bekam war mit Vegas. Er besuchte mit mir Kinos, Malls, Eisdielen, fuhr mit mir zum Strand oder ging mit mir zu Straßenfesten. Irgendwann hatten wir die Abmachung, dass er mich abholte, zu den Treffen mit meinen Freunden brachte und dann die Zeit in in einer Bar oder so verbracht hatte, damit Vater dachte wir waren zusammen unterwegs. Erst mit den Jahren wurde mir klar, dass Vegas sehr viel für mich riskiert und geopfert hatte und dafür war ich ihm unendlich dankbar. Irgendwann bekam ich die Erlaubnis, mit Freunden auch nach der Schule zu lernen und zu dieser Zeit brachte Tip mich ab und zu an neue Orte.
Vegas war immer meine Bezugsperson, die mir alles beigebracht hatte und mit den Jahren hatten wir ein paar Regeln, damit all das ohne Vaters Wissen funktionieren konnte. Deswegen hatte ich ihm auch sofort bescheid gegeben, dass Key hier war, denn auch wenn Vater nun nicht mehr da war respektierte, verstand und liebe ich Vegas viel zu sehr, als dass ich ihn hintergehen, oder aus meinem Leben ausschließen wollte.
Trotzdem jagte mir seine Nachricht sofort ein schlechtes Gefühl durch die Adern. Verschlafen stand ich auf, ging mir die Zähne putzen und direkt im Anschluss zu Vegas in die Küche. Ihm war Pünktlichkeit und Transparenz unfassbar wichtig und daher wollte ich keine Minute verschwenden.
-Morgen.- grüßte ich ihn und setze mich gegenüber an den Tisch. Sein Blick war unlesbar, aber trotzdem sah er viel ruhiger aus, als in der Zeit, bevor Tay ein Teil seines Lebens wurde.
-Morgen. Du hast geschrieben ich bekomme eine Erklärung.- übersprang er den Smalltalk und trank seinen Kaffee.
Ich nahm meinen Mut zusammen und sah ihm entschlossen in die Augen.
-Ich wollte dich nicht hintergehen, also habe ich dir geschrieben. Die Nacht war schlimm für mich und als ich Key angerufen hatte, kam er sofort, obwohl ich ihn nicht darum gebeten hatte. Es hat geholfen.-
-Was war los?- fragte er besorgt. Ich hatte damals oft Alpträume und Panikattacken, vor allem wenn ich Vater wieder verärgern hatte. Aber es hörte auf, seit dem ich mit Vegas bei Tay lebte.
-Ich habe von dem Tag geträumt, als Vater dich so schlimm zusammen geschlagen hat und du vier Tage in meinem Bett lagst. Sobald ich wach wurde, haben mich alle Emotionen erschlagen, die ich damals hatte und ich konnte nicht aufzuhören zu weinen. Es war wirklich schlimm, aber Key konnte mich trösten. Ich verspreche dir, wir haben nur geredet.-
-Ok.- sagte er und stand auf. Verletzt sah ich ihm nach. Eigentlich hätte ich erwartet dass er weiter nachfragen würde oder dass ich wenigstens eine Standpauke bekommen würde, weil ich
Key ohne seine Erlaubnis bei mir habe schlafen lassen, aber gar keine Reaktion war noch schlimmer. Traurig ließ ich meinen Kopf hängen und versuchte mit meiner Enttäuschung klar zu kommen, doch plötzlich spürte ich, wie er hinter mir stand und seine Arme um mich legte.
-Das ist Vergangenheit. Dieser Mann kann uns nichts mehr tun und mir geht's gut.- sagte er tröstend, weshalb ein riesen Kloß in meinem Hals entstand. Vegas war einer der wenigen, der verstand, wie sehr wir wirklich unter Vater gelitten hatten.
-Ich bin sehr stolz auf dich Macau. Du bist ein wunderschöner Mensch geworden und hast in Key jemanden gefunden, der dir durch schlimme Momente hilft, auch wenn ich etwas traurig bin, dass ich nicht mehr der jenige bin.-
-Das bist du. Aber ich wollte Tay und dich nicht nerven und Key sagt mir immer, dass ich ihn anrufen soll, egal wie spät es ist.- erklärte ich ihm.
-Das ist auch vollkommen richtig so. Ich muss nur einfach damit klar kommen, dass du mich immer weniger brauchst.-
Diese Worte hatte ich nicht erwartet. Erleichterung durchströmte meinen Körper. -Du bist also nicht sauer?- fragte ich vorsichtig.
-Nein, ich verstehe es und ich bin froh, dass ihr hier geblieben seid. Außerdem hast du daraus kein Geheimnis gemacht.- versprach er mir. -Es tut mir leid, ich wollte nie, dass du sowas mitbekommst und wahrscheinlich habe ich gehofft, dass du es verdrängt hast, deswegen habe ich es nicht mehr angesprochen.-
-Ich weiß noch alles. Und auch dass das nicht das einzige Mal war.- meine Stimme zitterte und mir wurde am ganzen Körper kalt. Diese Erinnerungen waren alle samt schrecklich und ich fragte mich wie wir all die Jahre unseren Lebenswillen behalten hatten.

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Seit dem du da bist
RomansaEine Geschichte über Tay und Vegas. Seid offen, ich war es auch