Seit dem du da bist

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Tay und mein Bruder gaben wirklich alles, um mich abzulenken. Vegas erlaubte mir diese Woche aus der Schule zu bleiben, damit ich zurück zu meinem alten selbst fand und Tay hatte eine Aktivität nach der anderen geplant. Am Dienstag ging er mit mir shoppen und kleidete mich von Kopf bis Fuß neu ein. Er war tief in seinem Element, was mir einen neuen, besseren Style bescherte. Tagsüber klappte die Ablenkungen auch sehr gut, nur dann kamen die Nächte, in denen ich zu viel Zeit hatte, an das zu denken, was ich verloren hatte.
An einem anderen Tag hatte Tay mich gefragt, ob Key in der Nacht etwas mit mir gemacht hatte, was ich nicht wollte. Nachdem ich einen ganzen Tag darüber nachgedacht hatte, konnte ich es ehrlich verneinen. Bis zu dem Moment, als er verschwunden war, war Key der Süßeste Freund, den ich mir hätte wünschen können und mein erstes Mal war wunderschön, obwohl nun ein dunkler Schatten alle wunderbaren Momente überdeckte.

Ich hatte mir selber eingeredet, dass es nur Sex war und wir sonst keinerlei Verbindung mit einander hatten. Irgendwann empfand ich dann tatsächlich so, wenn ich mich anstrengte. Bis ich Montag morgens in der Schule stand und nicht wusste, wie ich meine Tränen zurück halten sollte. Key könnte hinter jeder Ecke auftauchenden, vielleicht sogar mit einem neuen Lover, ohne auch nur einen Gedanken an mich verschwändet zu haben. Aber ich riss mich zusammen und überlebte tapfer Stunde um Stunde. Mir war bewusst, dass Key mir früher oder später sowieso über den Weg laufen würde, aber wenn ich entscheiden könnte, war mir später lieber.

Dem Unterricht hatte ich keinen Moment meiner Aufmerksamkeit geschenkt, aber nach der letzten Stunde, atmete ich erleichtert auf, als ich endlich bei Tip im Wagen saß. Ich hatte den Tag, vor dem ich am meisten Angst hatte ohne Zwischenfälle überstanden.
-Lass uns was unternehmen. Was hältst du von der Mall? Du wolltest doch für Vegas dieses Headset holen und Eric hat mir gesteckt, dass Vegas für Tay ein neues Auto gekauft hat. Wir könnten dafür einen Glücksbringer im Tempel besorgen.-

Ein neues Auto? Seit seiner Entführungen, wobei sein Auto den Unfall nicht überstanden hatte, wollte er nicht mehr hinter dem Steuer sitzen. Ob Vegas Idee wirklich so gut war, wagte ich zu bezweifeln. Aber ein Glücksbringer war wirklich eine gute Idee. Nur wollte ich so schnell es ging in mein Zimmer und mich unter meiner Decke verkriechen.
-Komm schon Macau. Du willst dir doch nicht wegen einer von 7,888 Milliarden Personen auf diesem Planeten dein Leben einschränken lassen. Er sollte zu Hause hocken. Und ich schwöre, wenn ich ihn zu Gesicht bekomme, dann kann er was erleben!-
Tip hatte recht. Ich sollte aufhören mich zu verkriechen und endlich aufhören Angst vor ihm zu haben. Was sollte schlimmstenfalls passieren? -Ok. Lass uns in die Mall.- entschied ich und nahm mir die Kleidung, die im Auto lag, damit ich nicht in meiner Schuluniform herum laufen musste.

Die restliche Woche atmete ich jeden Tag erleichtert auf, weil ich Key immer noch nicht über den Weg gelaufen war. Doch nach meiner Trauer kam die Wut. Er tat immer so als würde er mit nichts ein Problem haben, aber schaffte es nicht mir zumindest einmal unter die Augen zu treten, damit ich eine Erklärung für sein Verhalten bekam? Wie konnte er mir monatelang 24 Stunden am Tag Nachrichten schreiben und plötzlich damit aufhören, ohne dass es komisch für ihn war?

Am Freitag entschied ich mich ihm zu stellen. Ich hatte Dinge, die ich ihm sagen musste um abschließen zu können und ich hatte keine Lust mehr mich immer wieder selber dabei zu erwischen, wie ich nach ihm Ausschau hielt. Also ging ich ein paar Minuten vor dem klingeln los, um pünktlich vor seiner Klasse zu warten. Und genau als ich ankam, ging seine Tür auf und die ersten kamen heraus und freuten sich auf das anstehende Wochenende. Um mir selber Mut zu machen ballte ich meine Hand zur Faust und ging hinein. Ich sah mich um, nur um festzustellen, dass Key nicht da war. Hatte er im Gefühl dass ich kommen würde und war verschwunden um mir nicht unter die Augen treten zu müssen? Noch mehr Wut packte mich und ich spürte, wie ich innerlich zitterte.
-Hi, ich glaube du hast dich verlaufen, wo möchtest du hin?- fragte mich ein Mädchen und blieb vor mir stehen.
-Ehh... Ich wollte zu Key, ist er schon los?- fragte ich so belanglos wie möglich.
-Key? Der war die letzten zwei Wochen nicht hier. Ich glaube er macht Urlaub.-