Wenn mich jemand, der mich kennt, mit 5 Worten beschreiben müsste, wären die ersten 3 bei jedem warmherzig, lebensfroh und selbstbewusst. Durch die Adoption und meiner sexuellen Orientierung musste ich von klein auf sehr viel ertragen. In der Schule gab es immer Jungs, die mich damit aufzogen, keine echten Eltern zu haben und nach meinem Outing kamen noch homophobe Bemerkungen dazu.
Die unerschütterliche Liebe meiner Eltern hatte mir dabei geholfen, über all den Hass und Neid hinwegzusehen. Ich stand über all den Sprüchen und fand endlich zu mir selbst. Ich entwickelte mich mit ihrer Hilfe zu dem Mann, der ich heute war. Frei von Vorurteilen und stark genug um mir selbst treu zu sein. Ich ignorierte alle, die mich wegen meiner Kleidung schief ansahen und akzeptierte es, dass nicht alle mein Weltbild teilten. Ich war zufrieden und ging angstfrei durch diese Welt.
Doch in manchen Momenten, kam der kleine Junge in mir wieder zum Vorschein. Der der sich auf der Toilette versteckt hatte, damit ihn niemand beleidigen konnte. Diese Unsicherheit spiegelte sich dann in meiner Wut wieder. Wenn ich wütend war, wurde ich unsicher, da ich damit rechnen musste, angegriffen zu werden, sobald ich nicht der Vorzeigemann war.
Aus dieser tiefsitzenden Unsicherheit, gepaart mit dem Alkohol, warf ich Vegas genau das an den Kopf, was ich niemals laut aussprechen wollte. Ich hätte ihn am Morgen ohne Umschweife nach diesem Dean gefragt und ihm erklärt, was meine Laune so verstimmt hatte.
Allerdings benahm ich mich nicht so, wie ich mich kannte. Ich wollte ihn. Seit dem ich Vegas in meinem Rücken gespürt hatte, sehnte ich mich nach weiteren Berührungen. Doch er lehnte mich ab und ließ damit meine Emotionen in mir frei.
-Los! Geh! Such deinen Dean! Er wartet bestimmt schon darauf, dass du kommst!- schrie ich ihm unkontrolliert ins Gesicht. Meine Tränen liefen, obwohl ich sie zurück halten wollte. Ich war verletzt, unsicher, enttäuscht und eifersüchtig. Dazu kam, dass ich es, sobald es laut ausgesprochen war, unendlich bereute. Ich sprang vom Bett auf und nahm mir die Jogginghose, die auf dem Stuhl lag und ging zur Tür. -Entschuldige, ich... wir reden morgen weiter ok.- sagte ich mit brüchiger Stimme und lief raus, ohne Vegas die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern. Im Hausflur traf ich auf Eric und blieb wie angewurzelt stehen.
Ich wollte nicht, dass mich jemand so sah. Betrunken, am weinen und enttäuscht von mir selber. -Tay? Was ist passiert?- fragte er besorgt und sah sich beunruhigt um.
-Nichts, lass uns allein!- hörte ich Vegas Stimme hinter mir. Er klang kalt, was mich noch mehr weinen ließ. Ich wollte nicht mit ihm streiten. Wieso konnte er mich nicht einfach in den Arm nehmen?
-Sir? Vielleicht sollten Sie ihm einen Moment geben.- schlug Eric vor.
-Kein guter Zeitpunkt für Ratschläge! Geh!- sagte er diesmal lauter.
-Bei allem Respekt. Sie haben mich für Tay zugeteilt und gerade wirkt er nicht so, als wollte er mit ihnen allein sein.- Erics Worte erschraken mich. Dachte er, ich hätte Angst vor Vegas und wäre deswegen so aufgelöst?
Vegas antwortete nicht mehr. War er gegangen?Ich drehte mich um und konnte meinen Augen nicht trauen. Vegas stand in der Tür. Nackt! Er sah zu tiefst verletzt aus und sah mich beinahe panisch an. Ich sah zurück zu Eric, der Vegas nicht aus den Augen ließ. Ich hatte nicht erwartet, dass er das, was er mir mal gesagt hatte wörtlich nahm und mich sogar vor Vegas beschützen würde.
-Nein, es ist in Ordnung. Ich, ich bin nur betrunken.- Versuchte ich mich zu erklären und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. -Danke. Gute Nacht Eric.- sagte ich noch nachdrücklich und ging zu Vegas. Ich versuchte mich so vor ihn zu stellen, dass sein privater Bereich vor Erics Augen verdeckt wurde. -Gehen wir zurück?- fragte ich ihn. Doch er sah mich weiterhin verletzt an. -Vielleicht solltest du ins Bett gehen und ich schlafe in einem der Gästezimmer.- sagte er distanziert. Diese Worte trieben mir wieder die Tränen in die Augen, aber ich fing sie ab, bevor sie über meine Wange laufen konnten. -Wenn du das möchtest.- stimmte ich ihm traurig zu.
-Was willst du denn? Ich verstehe garnichts mehr.- sagte Vegas und fasste sich in seine Haare.
-Kannst du für heute vergessen, was ich gesagt habe und mich einfach in den Arm nehmen?- fragte ich ihn. Es war riskant. Würde er mich jetzt wegstoßen, würde mein Herz zerbrechen, aber ich wollte gerade nichts mehr, als von ihm gehalten werden.

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Seit dem du da bist
RomanceEine Geschichte über Tay und Vegas. Seid offen, ich war es auch