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Das erste, was ich am nächsten Morgen getan hatte, war auf meine Hand zu sehen, ob der Ring immernoch da war. Alles fühlte sich wie ein wunderschöner Traum an. Doch als ich ihn sah vervielfältigen sich meine Glücksgefühle. Es war wirklich alles echt. Jedes Wort von ihm kam aus seinem Mund und nicht aus dem Irrsinn meiner Fantasie. Überglücklich rückte ich näher an Vegas und kuschelte mich an seine Brust. -Alles gut?- fragte Vegas verschlafen und legte seinen Arm um mich. -Mehr als gut.- Antwortete ich noch, bevor ich wieder einschlief.

Nach verzehrendem Morgensex frühstückten wir im Bett und machten uns fertig für den Rückflug. Unten trafen wir wieder auf Nana. -Herr Theerapanyakul, Herr Romjakpoth. Ich hoffe wir werden uns wieder sehen.- sagte sie und nahm Vegas Kreditkarte entgegen. -Darf ich fragen, wo es hingehen wird?- fragte sie vorsichtig.
-Nach Hause. Wir wohnen in Bangkok.- erklärte ich ihr.
-Oh, ich wollte auch immer nach Bangkok, allerdings hatte ich mit meinen Bewerbungen kein Glück.- erklärte sie und gab Vegas die Karte zurück. -Ich hoffe wirklich, sie kommen beide wieder. Ich wünsche einen angenehmen Flug.-
Wir bedankten uns und gerade als wir los wolten, blieb ich wieder stehen. -Warte bitte kurz.- bat ich Vegas und ging zurück zu ihr, holte mein Portmonee heraus und hielt Nana eine Visitenkarte von mir hin. -Wenn das ernst gemeint war, dann ruf mich an. Vegas, also Herr Theerapanyakul und mein bester Freund kennen einige Hotel Manager und ich finde, du wirst da gut rein passen. Wir können dich empfehlen und auch mit Leuten zusammenbringen, die Häuser und Wohnungen vermieten.-
Nana sah mich mit leuchtenden Augen an und nahm dankbar die Karte entgegen.
-Vielen Dank! Ich weiß es wirklich zu schätzen. Ich wünsche Ihnen alles Gute.-

Der Rückflug war sehr schnell vorbei. Vegas hatte seit wir eingestiegen waren, nicht einmal meine Hand losgelassen. Ich musste sogar mit meinem Kopf durchtauchen, damit er den Arm um mich legen konnte. Den halben Flug küssten wir uns ununterbrochen und die restliche Zeit konnte ich Erholung für meine Lippen herausschlagen, indem ich meinen Kopf auf seinen Schoß platzierte und ihn daran erinnerte, dass er auch noch ein Handy hatte. Mit diesem Handy managte er alles. Die Arbeit, seine Termine und Listen und Tabellen, die er sich ansah. Lachend hob er meine Hand und küsste den Finger, an dem der Ring steckte. -Ich möchte nur, dass es eine schöne Erinnerung für dich ist.-
-Das ist es. Jeder Moment davon.- versprach ich ihm.

Ich selber nahm auch mein Handy heraus und schrieb Kinn sofort. "Kannst du heute Abend vorbeikommen? Ich möchte dir etwas erzählen." Selbst wenn wir beide zwei eigene Leben führten, hatten wir uns, als er angefangen hatte zu arbeiten geschworen, dass wir bei den wichtigen Sachen immer für einander Zeit haben werden. Und ich wollte ihm unbedingt erzählen, wie glücklich ich war.

In Gedanken fasste ich an meinen Ring und sah ihn mir genaustens an. Er war wirklich mit nichts vergleichbar. Damit meinte ich nicht die Form, das strahlende Funken oder den Wert, sondern das was dieser Ring symbolisierte. Meine größten Vorbilder waren immer meine Eltern. Sie führten eine wunderschöne, respektvolle und liebevolle Ehe und haben mich mit ihren Werten großgezogen. Schon als ich noch ganz klein war hatte ich mir immer gewünscht genau so sehr geliebt zu werden, wie meine Eltern sich liebten. Es verging kein Tag, ohne dass sie sich voller Liebe in die Augen sahen, abends kuschelnd auf der Couch saßen und sich kinderfreundliche Küsse gaben. Sie standen bei allem auf der selben Seite und hatten sich sogar für einander entschieden, als mein Großvater meine Mutter loswerden wollte, als er erfahren hatte, dass meine Eltern keine leiblichen Kinder wollten. Sie haben immer für einander gekämpft und zu einander gehalten.

Als ich mir eingestanden hatte, dass ich auf Männer stehe, wurde mir bewusst, dass ich so eine Ehe wie meine Eltern niemals haben werde. Diese Erkenntnis hatte mich aus der Bahn geworfen. Ich wollte niemals mehr, als einen Partner an meiner Seite, der mich so sehr liebte, wie meine Mutter geliebt wurde. Doch das war nicht möglich. Zu dieser Zeit hatte ich mich verloren. Ich wusste nicht mehr wofür ich leben sollte und fing an, mich bei illegalen Boxkämpfen anzumelden. Erst als Kinn es herausgefunden und mit mir Stunde um Stunde in seinem Zimmer saß, gestand ich ihm was der Grund war. Danach traf ich Time und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass ich auch ohne Ehe Gründe hatte um weiterzumachen. Ich hatte schweren Herzens akzeptiert, dass die Ehe, wie meine Eltern sie führten nicht für jeden bestimmt war. Und mit der Zeit wurde mir immer bewusster, dass egal wie sehr ich mich bemühte niemals von Time so angesehen werde, wie ich es mir immer gewünscht hatte.

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt