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Es ging alles so schnell, dass ich keine Zeit zum Nachdenken hatte und nur reagieren konnte. Mein einziger Gedanke war, ich konnte nicht zulassen, dass Vegas Bruder etwas passieren wird. Ohne über mögliche Folgen nachzudenken, warf ich mich knapp vor dem Motorrad auf Macau, der ihn jetzt auch sah, aber sich vor Schock nicht bewegte. Im letzten Moment erreichte ich ihn und wir fielen beide hart auf den Boden. Ich hielt schützend die Arme um ihn und versuchte seinen Sturz mit meinem Körper abzufangen. Eigentlich war ich gut darin, mich abzurollen, aber mit Macaus zusätzlichem Gewicht hatte ich den Moment verpasst und landete mit meiner Schulter auf einem größeren Stein. Ein stechenden Schmerz durchzog mich, den ich aber fürs Erste ignorierte. Ich hob meinen Kopf und sah dem Motorradfahrer nach, der schon zu weit weg war. Gerade als ich aufstehen wollte, wurde ich unsanft von Macau weggerissen. Bevor ich reagieren konnte, spürte ich einen Tritt in meinen Kniekehlen und fiel zu Boden. Danach boxte mir jemand gegen mein Kinn. -Nein! Tip! Stopp!- rief Macau und rappelte sich auf. -Das ist Vegas Freund, er wird dich häuten, wenn er das erfährt!- Tip sprang direkt zwei Meter von mir weg und sah sich panisch um. -Ich dachte sie werden angegriffen Macau, ich wusste doch nicht... was war das?- Er griff sich in die Haare und ließ seinen Blick immer wieder umherschweifen.

-Ich war es schuld, ich habe es dir befohlen.- überlegte Macau wie er ihm helfen wird. -Nein, ich werde sie nicht für meine Fehler büßen lassen!-

Ich stand wieder auf um zu erklären, dass niemand von dem Vorfall wissen muss und klopfte meine Hände aus. Allerdings tauchte auf einer Handfläche eine Schramme vom Sturz auf, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Verdammt, nicht jetzt. Mir wurde schwindlig und vor meinen Augen verschwamm alles. -Gott, was habe ich getan.- hörte ich Tip panisch rufen. Ich versuchte gegen die Ohnmacht anzukämpfen, aber langsam wurde alles dunkel und leise.

Ich kam langsam wieder mit Schmerzen zu mir. Meine Schulter pulsiert und mein Kopf hämmerte. Ich war an einem unbekannten Ort, aber ich fühlte mich komischerweise nicht unwohl. In einem Bett unter einer riesen Bettdecke versuchte ich mich zu orientieren. Das Zimmer war dunkel und kühl. Ich hatte nur noch mein Boxershirt an und an meiner Hand war ein groses Pflaster. An einer Wand war eine riesengroße Glastür, durch die man allerdings nicht durchsehen konnte.

Ich massierte gerade meine Schläfen als ich gedämpfte Stimmen wahrnahm. Langsam wurden sie lauter.
-... kann sich nicht ewig verstecken!-
-Ich habe ihn weggeschickt weil ich weiß wie du bist!-
-Bring ihn her!-
Eine Tür wurde zugeknallt und wenig später wurde die Glastür geöffnet. Vegas kam rein und sah mich besorgt an. Er setzte sich aufs Bett und nahm meine Hand. -Wie geht's dir?- vorsichtig legte er eine Hand an meine Stirn.
-Gut, wo bin ich?- Ich sah mich wieder um. -Bei mir, dass ist mein Zimmer.- Sobald er es ausgesprochen hatte erkannte ich es. Das Bett roch nach ihm, desswegen hatte ich keine Bedenken als ich wach wurde. - Ich war noch nie in deinem Zimmer.- ich wollte aufstehen und mich umsehen, aber Vegas hielt mich an den Schultern zurück. -Bleib liegen, der Arzt kommt gleich.-
-Ich brauche keinen Arzt, mir geht es gut.- erwiderte ich.
-Deine Schulter ist grün und blau.-
-Dagegen kann ein Arzt auch nichts machen.- Ich verdrehte die Augen.
-Du warst bewusstlos!- Jetzt sah er wirklich wütend aus. - Weißt du wie ich mich gefühlt habe, als ich dich reglos im Auto hab liegen sehen? Anscheinend wäre nicht nur Macau sondern auch du fast angefahren worden!- Er fixierte hilflos einen Punkt hinter mir. Man konnte sehen, wie sehr ihn die Situation mitnahm und wäre ich an seiner Stelle, wäre ich nicht ruhiger geblieben. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, zog seine Stirn an meine und zwang ihn so mich anzusehen. -Es ist alles gut, beruhig dich. Es ist nichts passiert.- Ich küsste seine eine und dann seine andere Wange und spürte wie sich sein Körper langsam entspannte. -Du warst bewusstlos, also sag nicht es ist nichts passiert.- Er rückte näher an mich. -Ja, weil ich geblutet habe, ich werde dann immer ohnmächtig, aber danach geht es mir gut, wirklich.- Um das gesagte zu unterstreichen küsste ich ihn vorsichtig auf den Mund.
-Das glaube ich dir nicht, in der Scheune war ich und der ganze Boden voller Blut und du hast nicht mal dein Gesicht verzogen. Überleg dir was besseres.- Ich musste mir ein Lachen unterdrücken. Ich zog ihn an seinem Arm zu mir und drückte mich an ihn ran. -Ich Lüge nicht, es geht hierbei nur um mein eigenes Blut. Ich weiß auch nicht wieso, mein Vater ist der Meinung, dass etwas vor meiner Adoption passiert sein muss. Aber obwohl er vieles versucht hat, fand er keine Informationen.-
Vegas setzte sich ruckartig auf. Die schnelle Bewegung zog in meine Schulter, aber ich unterdrückte den Schmerz. -Du bist adoptiert?- Vegas wirkte wirklich überrascht und das verwunderte mich. Wie konnte er das nicht wissen? Ich hatte daraus nie ein Geheimnis gemacht. Trotzdem gefiel mir seine Reaktion nicht. -Ja bin ich. Wieso? Ist es ein Problem, dass ich kein reiches Blut habe? Wer weiß aus welcher Gosse ich mich hochgearbeitet habe.- Ich starrte ungläubig auf seinen Rücken. -Was?...- gerade als er sich umdrehte, klopfte es an der Tür und sie schwang auf. - Der Arzt ist da.- verkündete Nop und ließ einen älteren Mann rein. -Vegas, schön dich zu sehen.- Er klopfte ihm auf die Schulter und sah mich danach an. -Ach Gott, was ist mit deinem hübschen Gesicht passiert? Das bekommen wir gleich wieder hin.- Der Mann war sehr fürsorglichen und hatte eine warme Ausstrahlung. Obwohl ich wütend war, schaffte er es mich zum Lachen zu bringen und die Untersuchung war schneller vorbei als ich es mir vorstellen konnte. Meine Schulter war nur geprellt und meine Kopfschmerzen kamen vom Stress. Nachdem er meine Lippe versorgt und eine Creme für meine Schulter dagelassen hatte, stand er auf und wünschte mir gute Besserung. In der Tür verabschiedete sich Vegas von ihm. -Einen wirkliches Goldstück hast du dir da ausgesucht, pass nur mit seiner Schulter auf, vielleicht konzentrierst du dich die nächsten Wochen auf die gesunde Seite.- Lachend verschwand er. Vegas schloss die Tür und kam wieder zu mir. Er nahm die Creme und setzte sich neben mich. Während er mit größter Vorsicht die betroffene Stelle einrieb sagte er. -Ich war geschockt, weil es etwas wichtiges über dich gibt, was ich noch nicht wusste. Und das mit deinem Blut ist Schwachsinn. Keiner ist besser oder schlechter wegen seiner Herkunft oder seinem Geburtsstatus. Ich weiß das besser als die Meisten. Deine Eltern haben aus dir den wunderbarsten Menschen gemacht, den es geben kann. Außerdem bin ich jetzt noch dankbarer als vorher schon, weil sie dich mit so viel Liebe erzogen und in mein Leben geholt haben. Du kannst stolz sein sie zu haben.- gerührt von seine Rede küsste ich ihn. Ich drückte mit meiner Zunge gegen seine Lippen und als er seinen Mund öffnete, streichelte ich seine Zunge.
- Es tut mir leid, ich weiß dass du nicht so über mich denkst. Ich musste damals deswegen sehr viel ertragen und reagiere da schnell über.-
-Das verstehe ich.- Er tippte mich mit seiner Nase an. -Danke dass du Macau gerettet hast. Das hätte kaum jemand für ihn oder mich getan. Er hat mir alles erzählt und mach dir keine Sorgen, Tip wird dafür bezahlen.- vorsichtig strich er über meine feuchte Lippe. -Vegas, er hat nichts getan, wofür willst du ihn bestrafen?- fragte ich ihn.
-Er hat dich geschlagen!-
-Er hat seinen Job gemacht!-
-Hätte er seinen Job gemacht, wäre nichts davon passiert! Wo war er als das Motorrad kam?-
-Macau mag ihn, nimm ihm seinen Bodyguard nicht weg. Er wollte sogar alles auf sich nehmen, aber Tip wollte das nicht akzeptieren. Es ist gut dass Macau jemanden an seiner Seite hat, der nur sein Bestes möchte. Und außerdem...- Ich drückte ihn zurück aufs Bett und setzte mich auf ihn. - ... kannst du mich dafür bestrafen, ich war an allem auch nicht ganz unschuldig.- Ich ließ meinen Arsch auf seinen Hüften kreisen. Vegas nahm meinen Kopf und drehte mich behutsam um, sodass ich unter ihm lag. Sein Blick, der über mich glitt verursachte überall Gänsehaut. Ich sah ihn mit lustvollen Augen an. Doch sobald er mir nur einen Kuss gab und dann aufstand konnte ich ihm nur ungläubig hinterher sehen. -Was soll das!- rief ich ihm frustriert nach. -Ruh dich aus, denkst du ich sehe nicht wie du bei jeder Bewegung zusammen zuckst?- Ich stand auf, folgte ihm durch die Tür und sah einen weiteren Raum, mit einem riesigen Schreibtisch, einem Aktenschrank, einer Sitzecke mit Tisch und einem Bild. Mein Bild. Es war eins, was ich vor gut drei Jahren gemalt hatte. Es war ein verwaschenes Selbstporträt, mit vielen bunten Farbspritzern. Es war ein extremer Kontrast zu seiner restlichen, eintönigen Einrichtung. Wie hypnotisiert ging ich darauf zu und sah mir die Details an. Ich hätte niemals damit gerechnet es wiederzusehen. -Wie kommt das hier hin?- Vegas stand die ganze Zeit still vor seinem Schreibtisch. Ich riss meinen Blick davon los und ging zu ihm. -Seit wann hast du das?-
-Seit dem es verkauft wurde natürlich, das müsste jetzt über zwei oder drei Jahre her sein. Wenn es dich stört, nehme ich es ab. Auch wenn es eine Verschwendung wäre.- Vegas hatte seit drei Jahren mein Bild in seinem Arbeitszimmer hängen. Wieso fing mein Herz bei dem Gedanken schneller an zu schlagen? -Nein, es passt hier rein. Lass es hängen, bis du es nicht mehr sehen kannst.- Er küsste und umarmte mich. -Das wird nicht passieren.-

Als die Tür ohne Vorwarnung aufgerissen wurde, unterbrach ich erschrocken den Kuss und ging einen Schritt von Vegas weg, doch er hielt mich fest und legte seine Arme um meine Hüfte. Macau stand mitten in der Tür und wusste nicht so ganz ob er reinkommen oder die Tür wieder schließen sollte. Etwas peinlich berührt lächelte ich ihn an. Sobald er zu mir sah strahlte er. -Tay, du bist wach. Wie geht's dir? Ich habe mich zu Tode erschrocken als du plötzlich umgekippt bist.- Er kam rein und hatte Tip im Schlepptau, der sich ziemlich unwohl in seiner Haut fühlte. Man konnte ihm seine Angst vor Vegas deutlich ansehen.

Ich legte meine Hände auf Vegas Hände, die mich immer noch fest hielten, und sagte dann. -Danke, bei mir ist alles bestens. Ich bin nur froh dass dir nichts passiert ist. Hast du dich verletzt, als du auf dem Boden gelandet bist?- Macau schüttelte den Kopf. -Nein, du hast alles angefangen. Danke, ohne dich würde ich jetzt wahrscheinlich im Krankenhaus liegen.- ich nickte ihm aufmunternd zu.

-Ich entschuldige mich bei ihnen, meine Handlung war unüberlegt und nicht wieder gut zu machen. Ich hoffe sie können mir meinen Fehler trotzdem verzeihen.- Tip verneigte sich lange vor mir. -Ist schon gut.-
-Nein ist es nicht! Deine Unachtsamkeit hätte fast Macaus Leben gekostet!- mischte sich Vegas ein.
-Ich weiß. Ich akzeptiere jede Strafe.- Tips entschlossenheit imponierte mir. Macau sah traurig auf den Boden, er sorgte sich wirklich sehr um seinen Begleiter. Ich drückte Vegas Hände, damit er sich an unsere Unterhaltung erinnerte. Ich hörte ihn genervt ausatmen und dann fuhr er in einem etwas ruhigerem Ton fort -Das heute war unverzeihlich. Dein einziges Glück war, dass du dich entschieden hast Tay nicht auf der Straße liegen zu lassen. Ich werde über das was heute passiert ist hinweg sehen. Aber solltest du dir den kleinsten Fehler erlauben, mache ich dich kalt. Und jetzt geh mir aus den Augen, bevor ich mich umentscheide.-
-Ja Sir. Vielen Dank Sir.- dehmühtig ging er raus und schloss die Tür. Macaus Augen strahlten und er lächelte zufrieden. -Danke Vegas.- Danach verschwand auch er.

Wieder allein mit ihm drehte ich mich um. -Oh Gott! Dein Bruder hat den Kuss gesehen.- sagte ich und versteckte meinen Kopf an seiner Brust. Ich hatte erst zwei Mal mit ihn gesprochen, was muss er von mir denken! Vegas lachte laut los. -Deine Mutter hat gesehen wie ich dich gefickt habe. An der Wand. Du hast kein Recht dich zu beschweren.- Jetzt musste ich auch lachen. -Stimmt, das war schlimmer. Ach da du sie gerade erwähnst, sie möchte dich zum Essen einladen, aber wenn du dich unwohl fühlst, kann ich es absagen. Ich möchte dich zu nichts drängen.- Vegas küsste meine Stirn -Richte ihr meinen Dank aus. Ich werde da sein.-

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt