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Vegas POV:

Lautlos durchkämmten wir die Räume. Draußen war niemand zu sehen. Weder ein Auto, noch eine Menschenseele. Mein Mut verließ mich mit jedem weiteren leeren Raum immer mehr, aber ich gab nicht auf. Tay musste hier sein. Er durfte nicht sterben. Er durfte mich und diese Welt nicht verlassen.

Mein Leben konnte ganz einfach in zwei Teile halbiert werden. Ein Leben vor Tay und ein Leben mit Tay, aber es würde definitiv kein Leben nach Tay geben. Alles war besser, seit dem er mir seine Aufmerksamkeit und seine Liebe geschenkt hatte. Sogar solche sinnlosen Dinge, wie den ganzen Morgen im Bett zu verbringen machten Spaß, so lange er bei mir war. All die Jahre dachte ich, meine Arbeit, der Familienbetrieb wäre mein Lebensziel, aber schneller als mir bewusst war, änderten sich meine Prioritäten. Für ihn würde ich alles aufgeben und alles hinter mir lassen. Ja mein Leben mit Tay war mein letzter Abschnitt und ich akzeptierte nichts anderes.

Mit Handzeichen teilten wir uns auf und rückten weiter vor. Der Raum in dem Video war dunkel, ohne Sonnenlicht, weshalb ich mich bei den Treppen für den Keller entschieden hatte. Diese Ruine war alt, roch modrig und war voll mit Dreck und Staub. Kein Ort, an dem mein Mann sein sollte.

Ich habe schon unzählige Gebäude gestürmt und Oberhäupte gestürzt. Gnadenlos bin ich immer weiter vorgedrungen und habe jeden, der sich mir in den Weg gestellt hat eliminiert. Ich bin gut und geübt in dieser Art von Job, was mich jetzt trotz meines gebrochenen Herzens einen kühlen Kopf bewahren ließ. 

Nach den Stufen bog ich um die Ecke und lief tatsächlich unerwartet einen Mann in die Arme. Er trug sein Gewehr achtlos an einem Band über seiner Schulter und starrte mich erschrocken an. Fast so, als hätte er niemals damit gerechnet wirklich jemandem gegenüber zu stehen. Ohne ihm eine Möglichkeit oder Zeit zu lassen um zu reagieren, packte ich ihn mir und schnitt seine Kehle durch. Ich musste leise sein. Je später ich entdeckt wurde, desto besser. 

Das Springmesser packte ich zurück unter meine Waffe und ging weiter. Dunkelheit war nie ein Problem für mich, wie auch wenn ich all die Jahre in ihr gelebt hatte? Jetzt half es mir. Meine Augen gewöhnten sich schnell an das nicht vorhandene Licht und nahmen jede kleinste Bewegung wahr. Diese Ruine war verwinkelt, was mir genügend Sichtschutz bot. Zwei weitere Männer liefen gerade Patrouillie und kamen in meine Richtung. Eng an die Wand gepresst wartete ich, bis sie an mir vorbei waren, um den einen mit meinem Waffenlauf den Kopf einzuschlagen, während ich den anderen mit meinem Arm die Luft abdrückte. Sobald der erste mit einer offenen Kopfwunde zu Boden ging nahm ich das Messer wieder heraus und schnitt auch dem zweiten die Kehle durch. Vier Minuten war ich bisher hier drin. Ich musste mich beeilen um Tay zu finden. 

Diesmal ersetzte ich das Messer durch eine weitere Waffe und ging mit schnellen, lautlosen Schritten tiefer in den endlos wirkenden Keller. Nach kurzer Zeit kamen mir weitere Männer entgegen, die ich erschoss. Der Knall schallte laut durch die Wände und einer nach dem anderen sackte in sich zusammen. Ohne Abzuwarten lief ich los und sah den Raum, am Ende des Flurs. Die Schüsse müssten im gesamten Gebäude zu hören sein, was Nop und den anderen zu mir rufen würde. 

Obwohl ich wusste, dass ich sehr gut in dieser Art von Arbeit war, kam es mir komisch vor. Es war zu einfach. Diese Männer waren schlechter, als die Neubewerber, die ich immer fortschickte. Doch in dem großen Raum angekommen, sah ich ihn. Tay hing leblos an diesen Seilen und ich sah seine Brust nicht mehr arbeiten. Plötzlich bemerkte ich weitere Männer, die zitternd, ohne festen Griff mit ihren Waffen auf mich zielten. Ohne zu zögern erschoss ich einen nach dem anderen, bevor sie auch nur einmal blinzeln konnten. Der letzte ließ einen Schuss fallen, zielte aber meilenweit entfernt von mir. 

Irgendwann bemerkte ich Porsche, der mich erleichtert ansah, und hinter ihm den Mann dem all mein Hass gehörte. Er hielt Porsche als Schutzschild vor sich und lugte an ihm vorbei. -Vegas! Scheiße bin ich erleichtert dich zu sehen. Wo warst du die ganze Zeit und wo ist Kinn?- Ohne zu antworten zielte ich auf das Seil, an dem Porsche aufgehangen war. Allerdings hatte ich keine Kugel mehr übrig. Der Bastard zuckte trotzdem und versteckte sich wieder hinter Porsche. -Fuck! Du hast auf mich gezielt! Bist du verrückt geworden?!- beschwerte sich Porsche und schüttelte ungläubig den Kopf. Dann hörte ich Schritte und erkannte Nop, der endlich ins Zimmer kam. Wortlos tauschten wir einen schnellen Blick aus und ohne zu zögern lief ich auf meinen Mann zu. Er war viel wichtiger, als dieser Volltrottel. Vorsichtig umfasste ich Tays Hüfte und schnitt die Seile durch. Mit einer Hand war es schwer, aber ich konnte nicht riskieren, dass er mit dem Kopf auf dem Boden aufkam. -Ergeben sie sich!- hörte ich Nops Stimme. -Vegas, ich bin überrascht dich so schnell hier anzutreffen.- sagte der Bastard. Aber ich ignorierte ihn.
-Ich bin da mein Herz. Ich habe dich. Bitte, mach deine Augen auf.- sagte ich leise und sobald das Seil durchgeschnitten war, legte ich ihn behutsam auf den Boden. Sein Puls war kaum noch zu ertasten und seine Atmung war viel zu flach. Liebevoll haute ich gegen seine Wangen und schüttelte ihn, nur ohne Reaktion. -Was hast du ihm gespritzt?!- brüllte ich. Der Bastard lachte und kam hinter Porsche heraus. -Das ist nicht mehr wichtig. In wenigen Minuten wird sein Herz aufhören zu schlagen und dann ist es vorbei. Sag mir, wie fühlt es sich an? Hilflos dabei zuzusehen, wie dein liebster Mensch diese Welt verlässt?- Meine Wut durchzog mich und mit einer schnellen Bewegung nahm ich meine dritte Waffe und schoss in seine Hand. Die Waffe, die er gerade noch auf Porsche gerichtet hatte, fiel zu Boden und Nop stürzte sich auf ihn. -Du hast auf mich gezielt! Bist du übergeschnappt?!- meckerte Porsche wieder, was ich bewusst ignorierte. Ich hatte mein Ziel haargenau getroffen. Er war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr.

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt