Drei Tage später saß ich bei meinen Eltern im Wohnzimmer und sah mir ihre Urlaubsbilder an. Am Abend war Vegas zum Essen eingeladen und ich war jetzt schon viel zu aufgeregt. -Schatz jetzt hör bitte auf, du machst mich mit deinem getrommel noch verrückt. Komm hilf mir lieber mit dem Salat.- Ich stand vom Stuhl auf und fing an Gemüse zu schneiden. -Ma, bitte sei nett, und frag ihn nicht so viel. Und vor allem nicht wegen dem letzten Mal. Und achte darauf ihn nicht auf Kinn anzusprechen. Und...- lachend hielt sie mir den Mund zu. -Schatz was ist denn nur los mit dir, so kenne ich dich ja garnicht. Er kommt heute hier hin. Glaub mir es wird nichts geben, was ihn verschrecken wird.- Ich sah sie misstrauisch an. -Hab mehr Vertrauen in dich. Du bist wunderschön, klug, warmherzig, aufopfernd. Niemand ist so dumm und lässt dich stehen. Auch nicht bei einer nervigen Mutter.- Gerührt nahm ich sie in die Arme. -Du bist nicht nervig. ... Naja, vielleicht ein ganz kleines bisschen. Manchmal.- Lachend haute sie mir auf den Hintern.
Pünktlich um 19 Uhr klingelte es an der Tür. Ich stand mitten im Raum und wusste nicht was ich als nächstes tun sollte. Konnte ich ihn umarmen? Ihm einen Kuss geben? Sollte ich ihm nur meine Hand hinhalten? Oder am besten einfach gar keinen Körperkontakt suchen? Normalerweise störte mich nichts vor meinen Eltern, sie haben sich in meinem Beisein nie mit liebevollen Gesten zurück gehalten. Ich kannte es nicht anders, aber ich wollte Vegas nicht überfallen.
Als er in Begleitung meiner Ma rein kam und sie vor Freude strahlend einen großen wunderschönen Blumenstrauß in den Händen hielt, wusste ich, er hatte sie überzeugt. Vegas sah umwerfend aus, er war komplett in schwarz gekleidet, was niemandem besser stand. Sobald er meinen Vater sah verbeugte er sich angemessen, stellte sich vor und übergab ihm eine teure Flasche Whisky. Pa nahm die Flasche dankend an und gab Vegas die Hand.
Vegas hatte sich wirklich Gedanken gemacht. Es ist nicht selbstverständlich Gastgeschenke mitzubringen. Als er mich dann endlich ansah und sein Blick kurz an mir herunter glitt, wurde mir direkt warm. Er kam auf mich zu, nahm meine Hand und küsste sie. -Du siehst unglaublich aus.- sagte er leise.
-Vielen Dank für die Einladung. Sie haben ein wirklich schönes Haus.- Vegas drehte sich wieder zu meinen Eltern. Mam freute sich über das Kompliment und griff nach seinem Arm. -Danke, ich bin gerade erst fertig geworden. Die Möbel habe ich passend zu meiner Couch ausgesucht. Ich hoffe du hast Hunger mitgebracht.- Sie ging mit ihm zur Küche. Mein Vater sah mich begeistert an und flüsterte -Einen guten Geschmack hat er. Das ist ein wirklich fabelhafter Whisky.- Ich lachte über die Aussage, Pa ließ sich viel zu schnell beeindrucken.
Am Tisch setzte ich mich zu Vegas, meine Ma saß ihm gegenüber und Pa saß am Kopf. Das Essen lief sehr gut. Vegas lobte alles, was er probierte und war ungewöhnlich offen. Er lachte über Geschichten die ihm aus meiner Kindheit erzählt wurden und führte mit meinem Vater eine längere Unterhaltung über erneuerbare Energie und die Umsetzung.Als die Wangen meiner Mutter vom Wein glühten, konnte sie ihre Neugier nicht mehr zurückhalten. -Jetzt erzähl mal, wie seid ihr euch näher gekommen? Aus meinem Sohn bekomme ich nicht viel raus!- Oh, es ging los. Ich sah entschuldigend zu Vegas, doch ihn schien es überhaupt nichts auszumachen. - Ich hatte pures Glück. Wir liefen uns öfters zufällig über den Weg und dann haben wir immer mehr mit einander gesprochen. Ganz unspektakulär.- Meine Mutter sah ihn misstrauisch an. - Und was gefällt dir an meinem Sohn?- Ihre Augen hatten dieses teuflische blitzen. Ich hatte ihr gesagt dass wir noch nicht über sowas gesprochen hatten und es für mich ok war, so wie es lief. Obwohl ihr Verhalten unmöglich war, war ich sehr auf seine Antwort gespannt.
-Alles, seine Offenheit, sein riesiges warmes Herz und dass er ohne Vorurteile einen Menschen sieht. Dass er mich gesehen hat.- Vegas sah mich kurz an, -Und seine Augen.-Wieso war er so gut darin mich aus dem Konzept zu bringen? Seine Worte brannten sich tief in mein Gehirn ein und ich war sicher, ich würde sie nie wieder vergessen können. Ich schüttelte alle Gedanken ab und stand auf. -Das reicht jetzt. Mam, ich helfe dir mit dem Geschirr.- Ich fing an die Teller einzusammeln und ging in Richtung Küche. Meine Mutter stand auf und gerade als sie nach einer Schüssel greifen wollte, hörte ich Vegas sagen. -Ich mach das schon, genießen sie ihren Wein.- und kurze Zeit später stand er in der Küche. Ich wollte an ihm vorbei um weitere Schalen zu holen doch er hielt mich fest. -Habe ich was falsches gesagt?- Er sah mich verunsichert an. -Nein. Überhaupt nicht, du bist gut in all dem. Zu gut.- Ich wagte es nicht ihn anzusehen. Seine Worte hallten immer noch in meinem Kopf und wenn ich ihm jetzt in die Augen sehen würde, würde ich wie eine Tomate rot anlaufen. Er zog mich an sich. -Was ist es dann? Denkst du es war ein Fehler? Wenn du willst, dann gehe ich.-
-Nein. Ich bin froh dass du gekommen bist. Ich war von deinen Worten berührt.- Trotz der Hitze, die in meinen Kopf stieg sah ich ihn an. Obwohl ich es um jeden Preis vermeiden wollte, konnte ich noch weniger zulassen, dass er sich fehl am Platz fühlen würde und ging. Vegas lächelte und strich mit seinen Fingern über meine Wange. Ich streckte mich und küsste ihn. -Danke, dass du hier bist. Das bedeutete mir wirklich sehr viel.-Wir saßen noch bis mitten in der Nacht im Wintergarten. Vegas hatte meine Eltern um den Finger gewickelt. Beide bulten um seine Aufmerksamkeit. Mein Vater hatte eine Flasche Whisky und Zigarren aus seinem Vorrat geholt. Und Mam versuchte ihn mit ihren Keksen und Kinderfotos von mir zu bestechen. Ich hatte beide schon lange nicht mehr so zufrieden gesehen. Vegas nahm alles hin und machte nicht eine Minute den Anschein, als hätte er langeweile. Ihn unbeschwert lachen zu hören war eine wohltat.
Um halb eins in der Nacht beschloss mein Vater dass es Zeit wäre zu schlafen. -Vegas, bleib doch heute Nacht hier. Es ist schon spät und du hast Alkohol im Blut.- Er lehnte dankend ab, doch meine Mutter mischte sich mit ein. -Liebes, ich werde dich so nicht vor die Tür lassen. Fühl dich wie zu Hause und schlaf hier.- Ich wollte ihn gerade retten, da er wahrscheinlich endlich seine Ruhe haben wollte, aber Vegas war wieder schneller. -Ich wollte Ihnen keine Umstände machen. Aber wenn ich nicht störe, dann bleibe ich gerne.- Zufrieden nickte meine Mutter und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann tat sie zu meiner Überraschung das selbe bei Vegas, der etwas perplex, aber nicht abgeneigt wirkte. Danach lief sie meinem Vater in die Arme und Hand in Hand gingen sie gemeinsam die Treppe hinauf.
Sobald ich ihre Schlafzimmertür hörte stand ich auf und ging zu Vegas. Ich legte mein Kinn auf seine Schultern und fuhr mit meiner Hand über seine Brust. -Willst du mein altes Zimmer sehen?- fragte ich verführerisch. -Sollte ich nicht besser wo anders schlafen? Deine Eltern sind im Haus.- Lachend nahm ich ihm sein Glas ab und zog ihn hoch zu mir. -Niemand hier erwartet tugendhaftigkeit von dir.- Ich nahm ihn mit in den ersten Stock.
Mein Zimmer war schlicht eingerichtet. Nur im Schrank befanden sich Kisten voll von meiner Kindheit und Jugend. Das Beste war aber das riesige Bett, zu dem ich ihn ohne Umwege zog. Ich drückte ihn drauf und setzte mich auf ihn. Ich umarmte ihn und drückte mich so eng an ihn wie ich konnte. -Danke für heute. Meinen Eltern war das wichtig.- Ich fuhr mit meiner Nase über sein Gesicht und küsste seine Wange. -Sie sind hin und weg von dir, mindestens genauso wie ich.-
Er nahm meinen Hinterkopf und drückte ihn an seine Schulter. -Danke dass ich sie kennen lernen durfte. Heute habe ich gelernt, wie es sein sollte mit Eltern aufzuwachsen. Sie sind toll.- Vegas ließ sich aufs Bett zurück fallen und hielt mich auf sich. -ich möchte dir gerne etwas sagen, aber ich weiß nicht wie, ohne dass du mich rauswirfst.- verdutzt hob ich meinen Kopf. -Einfach gerade heraus, ich werde dich nachts um zwei Uhr schon nicht vor die Tür setzen.- Ich versuchte lustig zu sein, aber ich war plötzlich unglaublich angespannt. Er setzte sich auch wieder auf und nahm meine Hände in seine. -Alles was ich heute über dich gesagt habe stimmt. Auch wenn das nur ein kleiner Bruchteil vom ganzen war. Du bist in meinen Augen der wunderschönste Mann auf der ganzen Welt. Du begegnest allen Menschen mit so viel Liebe und Wärme. Du hast einen außergewöhnlichen Kleidungsstil, der mich immer wieder umhaut. Du bist ein atemberaubender Künstler. Du hast einen anbetungswürdigen Körper. Du bist unvoreingenommen und hast mich restlos akzeptiert.- Er nahm meine Hände und küsste sie. Ich war sprachlos von den ganzen schönen Worten, von denen ich niemals erwartet hätte sie jemals von ihm zu hören. Vegas zeigte mir eher mit Gesten und Körperkontakt seine Zuneigung.-Tay, ich liebe dich. Zumindest denke ich das. Ich habe zuvor noch nie so etwas empfunden, wie für dich. Und ich weiß dass du für alles Zeit brauchst. Ich will dich damit nicht unter Druck setzen. Fühl dich auch nicht gezwungen etwas zu erwidern. Ich bin zufrieden, so wie es gerade ist, aber ich musste das endlich laut aussprechen.- Er küsste wieder meine Hände und sah mich liebevoll an. Meine Herz klopfte und ich konnte ihm nur in seine tiefbraunen Augen sehen. Er liebt mich. Vegas hat mir seine Liebe gestanden. Aber was sollte ich ihm sagen? Ich weiß das da Gefühle im Spiel sind, aber durfte ich denn schon etwas fühlen? War es unmoralisch nachdem ich mein halbes Leben mit Time verbracht hatte? Ich musste zuerst alles frei legen. Ich will offen mit ihm auf der Straße rumlaufen können. Ich wollte Kinn zeigen wie glücklich ich mit ihm war. Und vor allem wollte ich Vegas alles geben können. Er hatte es nicht verdient versteckt vor der Welt geliebt zu werden.
Ich wusste nicht weiter. Er sagte zwar, dass er nichts erwartete, aber wie konnte er nichts von mir hören wollen?
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Seit dem du da bist
RomansaEine Geschichte über Tay und Vegas. Seid offen, ich war es auch