Ein penetrantes Klopfen riss mich aus meinen Träumen. Ich fühlte mich wie von einem Laster überrollt. Mein Kopf dröhnte und meine Knochen fühlten sich an, als wären sie versteinert. Gequält hob ich mit aller Kraft meinen Kopf und starrte ungläubig die Tür an. -Es ist doch offen!- rief ich verzweifelt, in der Hoffnung endlich dieses Geräusch loszuwerden. Ich hätte alles getan, damit dieses Klopfen aufhörte. Und tatsächlich war es endlich still. Nur die fürchterliche Erinnerung klopfte noch in meinen Ohren. Die Tür öffnete sich vorsichtig und Kinn kam herein. Mit ihm hatte ich nicht gerechnet. Wir waren erst mittags zum laufen verabredet. -Hi, na zu viel gesoffen?- fragte er lachend und kam zu mir rüber. Er setzte sich in einen der Sessel und sah mich mitfühlend an. -Du siehst echt scheiße aus. Lange Nacht?- fragte er grinsend.
-Was machst du schon hier?- fragte ich verwirrt.
-Schon? Ich habe eine halbe Stunde an unserem Treffpunkte gewartet, dich tausend Mal angerufen und dann entschieden nachzusehen. Du hättest mir absagen können, wenn du gestern feiern warst, oder noch besser. Du hättest mich einladen können.-Stöhnend presste ich mein Gesicht wieder in mein Kissen. Wie spät war es? Ich streckte mich und sah auf die Uhr. Er hatte Recht.
-Sorry, ich habe voll verschlafen. Gib mir 20 Minuten.-
-Wenn du willst, dann verschieben wir das auf nächste Woche.- schlug er vor, aber ich musste heute mit ihm reden. -Nein! Ich brauche nicht lange.- sagte ich schnell und setzte mich auf. Da fiel mein Blick auf Vegas Kissen, auf dem ein Zettel lag. Glücklich nahm ich ihn. "Ich wünsche dir einen schönen Tag. Wir sehen uns heute Abend. Ich liebe dich." Lächelnd las ich die Zeilen, bis ich Kinns Blick auf mir spürte.
-20 Minuten ok? Kannst du bitte warten?-
Er verdrehte seine Augen, setzte sich aber gemütlich in den Sessel und nahm sein Handy heraus. -Na klar.-Nach einer schnellen Dusche begutachtete ich mich im Spiegel und stellte erleichtert fest, dass meine Nase weder geschwollen, noch blau war. Ich zog mich an und gemeinsam gingen wir ins Wohnzimmer. Wir bestellten Essen und quatschten über belangloses Zeug. Kinn erzählte von seinen Brüdern, von den neuen Bodyguards und von seiner Arbeit als Familienoberhaupt. Er war sehr gestresst, weshalb ich ihm sehr dankbar war, dass er Zeit für mich hatte. Kinn redete schon immer viel und meistens hörte ich nur zu. Sein Leben war auch immer weitaus interessanter als meins. Trotzdem war er der erste, der da war wenn es mir schlecht ging. -Ich habe Time gesehen.- sprang er wieder zum nächsten Thema, als wir fertig mit dem Essen waren. Seit dem Streit im Café hatte ich von Time nichts mehr gehört. -Echt? Habt ihr gesprochen? Wie geht es ihm?- fragte ich aus ehrlicher Neugier.
-Nein, er hat so getan als würde er mich nicht kennen. Er war mit einem Mann zusammen.- sagte er vorsichtig, als wollte er mich nicht verletzen. -Sah er glücklich aus?-
-Ja, ich denke schon. Wie geht's dir damit?- fragte Kinn und legte seine Hand auf mein Knie. Nach seiner Frage hörte ich kurz in mich hinein und sprach aus meinem Herzen. -Ich bin mehr als ok damit. Zum ersten Mal verletzt es mich nicht mehr, zu wissen, dass er bei einem anderen ist. Ich hoffe er wird so glücklich wie ich es bin.-
Kinn grinste und sagte. -Läuft wohl doch nicht so gut mit Vegas, wenn du deinem betrügerischen Ex das selbe Glück wie deins wünschst.-
Lächelnd verdrehte ich die Augen. -Du Quatschkopf! Doch läuft es und ich hoffe wirklich, dass Time zufrieden ist. Abgesehen von dieser einen Sache war er immer gut zu mir.- Ich kannte Time schon ewig und wahrscheinlich besser als irgendjemand sonst. Es gab eine Zeit, in der ich ihn bedingungslos geliebt hatte und mir niemals ausmalen konnte, getrennt von ihm zu sein. Ja ich wünschte Time, dass er jemanden findet, der ihm mehr geben kann, als ich es konnte. Er sollte zufrieden in seinem Leben sein und seine Wut endlich ablegen können.
Kinn nickte verständnisvoll und klopfte mir auf die Schulter.Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt anzufangen. Ich wurde nervös und fragte mich gerade, ob es so klug war, aber andernfalls würde ich noch durchdrehen. -Kinn, ich habe da noch was, wieso ich mit dir allein sprechen wollte.- fing ich an. Er begutachtete mich mit hochgezogenen Augenbrauen, hielt aber den Mund, wofür ich dankbar war. -Ist es möglich, dass du, sobald wir dieses Gespräch beendet haben so tust als hättest du es nie gehört?-
-Versprochen. Ich werde es niemals wieder riskieren, dich zu verlieren. Alles was wir reden bleibt unter uns.-
Bestärkt nickte ich und haute es einfach heraus. -Worauf muss ich bei jemandem mit Jungfräulichkeit achten?-

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Seit dem du da bist
RomanceEine Geschichte über Tay und Vegas. Seid offen, ich war es auch