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Tay:

Mit schweren Liedern und Knochen wurde ich wach. Meine wilden Träume schwirrten weiter in meinem Kopf herum. Vegas, der von seinem Vater geschlagen wurde, während ich bewegungsunfähig daneben stand. Vegas Vater, mit einem verzerrten Gesicht, der selbstgefällig über mir hockte und Vegas, der den ganzen Raum mit unbändiger Wut, die seinen Geist überschattete, zerstörte. Doch als ich meine Augen öffnete, sah ich seine Brust auf der ich lag. Ich hatte mich an ihn gekuschelt und seine Nase drückte sich an meinen Scheitel. Er schlief. Seine flache und ruhige Atmung kitzelte meine Kopfhaut. Ich erinnerte mich wage an die letzte Nacht. Wie in einem Fiebertraum wachte ich immer wieder auf, doch Vegas Hand, die meine hielt, ließ sofort Ruhe durch meinen Körper strömen. Kurze Zeit hörte ich auch Kinns Stimme, die aber immer leiser wurde.

Ich streckte meine müden Knochen und als sich meine Wange eine neue Stelle, auf seiner Brust aussuchte, verstärkte Vegas seine Umarmung um meine Hüfte. Ich hielt mich mehr an ihm fest und genoss die Ruhe. Es war bemerkenswert. Die ganze Welt könnte Krieg führen, solange ich in seinen Armen lag. Noch nirgends habe ich mich wohler gefühlt.

Wie es ihm wohl gehen musste. Er hatte seinen Vater verloren und somit sein Anrecht auf das Familienerbe. Konnte ich wirklich mit dieser Schuld leben? Ohne mich, hätte er Korn stürzen können und sein Ziel erreicht. Ich musste mit ihm über alles sprechen und gemeinsam mussten wir herausfinden, wie unsere Zukunft aussieht.

Gerade als ich mich noch näher an Vegas schmiegte, wurde die Tür leise geöffnet und eine Krankenschwester kam herein. Ich legte meinen Finger auf meine Lippen um ihr zu sagen, dass sie leise sein sollte. Sie sah Vegas etwas ängstlich an und dann prüfte sie die Geräte, meine Temperatur und schloss eine weitere Infusion an, nachdem sie mir Blut abgenommen hatte, ohne auch nur ein Geräusch von sich zu geben. -Wie geht es ihnen?- flüsterte sie.
-Gut, danke.-
-Schlafen Sie noch etwas und nach dem sie später gegessen haben und wir ihre Blutergebnisse haben, dürfen sie nach Hause.- erklärte sie mir.

Wie sie es versprochen hatte, wurde ich am Nachmittag entlassen. Obwohl ich nur aus dem Krankenhaus raus, ins Auto und aus dem Auto ins Haus musste, ließ mich Vegas keinen Schritt allein gehen und zu Hause, führte er mich sofort ins Bett. -Nur weil du entlassen wurdest, heißt es nicht, dass du dich nicht mehr erholen musst.- sagte er. Etwas an seiner Stimme verunsicherte mich. Er war distanzierter und er suchte auch nicht, wie sonst meine Nähe. Mit einem unguten Gefühl schloss in meine Augen. Im Krankenhaus hatte er sich zwar nach meiner Bitte zu mir gelegt, aber sobald er wach wurde, stand er wieder auf. Und obwohl er mich stützte, berührte er mich nicht wie sonst. Hatte er die Zeit zum Nachdenken genutzt und erkannt, dass er mich früher oder später hassen würde? War er genervt weil ich im Krankenhaus gelandet bin und er sich kümmern musste? Diese Seite von ihm verunsicherte mich zu tiefst. Vegas zeigte seine Liebe mit Gesten und Berührungen und mit Sex. Der war aber die letzte Woche so gut wie garnicht vorhanden. Was ist wenn er mich nicht mehr will und aus schlechtem Gewissen bei mir blieb?

Jeder Gedanke ließ mein Herz schwerer werden und mit jeder Minute, zweifelte ich mehr an den Gründen, die ihn bei mir lassen sollten. Als Vegas mit einer Schüssel herein kam, setzte ich mich auf und versuchte ihn nicht anzusehen, damit er meinen Zweifel nicht sah. -Hier habe ich eine Suppe für dich. Sie ist noch warm und ich erinnere mich, dass du sie gerne gegessen hast.- sagte er und stellte sie vorsichtig auf meinen Schoß. -Danke.- sagte ich und nahm sie entgegen.
-Konntest du etwas schlafen?-
-Nein, ich bin ausgeruht.- erklärte ich ihm. Sobald unsere Finger sich berührten, verpassten sie mir kleine Stromwellen. Seine Augen fixierten meinen Blick, doch nach ein paar Sekunden riss er sich los.

-Du musst mir nicht beim Essen zugucken. Wenn du was zu tun hast, dann geh ruhig.- auch wenn ich ihn jetzt wirklich gerne bei mir hätte, wollte ich ihm einen Ausweg bieten.
-Ja, dann sehe ich später nach dir. Brauchst du noch etwas?- ohne auf meine Antwort zu warten ging er raus und schloss die Tür hinter sich. Dieses Unbehagen drückte direkt auf meinen Magen, aber ich wollte ihn nicht noch zusätzlich sauer machen, also zwang ich die Suppe in mich rein.

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt