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Ich war der Einzige im Treppenhaus und als ich gepackt wurde, hinterfragt ich all meine Sinne. Wie konnte ich die weitere Person nicht bemerkt haben und seit wann war sie hinter mir? Doch ganz egal wie, ich würde niemanden die Chance geben, mich bei meiner Suche aufzuhalten. Also duckte ich mich und trat hoch, in Richtung solar plexus. Allerdings war der Angreifer schnell und ich traf nur seine Schulter. Als ich aufsah, erschrak ich so sehr, dass ich das Gleichgewicht verlor und einige Schritte zurück ging. Vegas stand vor mir. Er sah schrecklich aus. Er hatte schwarze Augenringe, Schrammen im Gesicht, ein fast verblasstes Veilchen und ein Neueres.

Trotzdem sah er in meinen Augen perfekt aus und ich dankte der Welt, ihn vor mir zu sehen. Ich ließ den Rucksack achtlos zu Boden fallen und hauchte seinen Namen, als ich ihm in die Arme sprang. Die erdrückende Angst und Ungewissheit der letzten Tage waren wie weggeblasen und mein Herz fühlte sich an, als würde es endlich schmerzlos schlagen können. Vegas schlang seine Arme genau so bedürftig um mich und hielt mich fest an sich gepresst. -Gott! Dir geht's gut. Ich bin verrückt geworden.- sagte er und kuschelte seinen Kopf in meine Halsbeuge. So verblieben wir, mehrere Minuten und hielten uns gegenseitig. Ich erlaubte einer Träne zu entfliehen und legte in ihr meine ganze Panik, der letzten Woche. Ich saugte gierig seinen Duft ein und fasste in seinen Nacken um seine Haare in meinen Fingern zu spüren. Danach drückt ich mich leicht von ihm weg, um seinen Mund an meinen zu führen. Ich musste ihn schmecken. Seine weichen Lippen hießen mich willkommen. Sobald ich mit meiner Zunge über sie fuhr, öffnete er seinen Mund und verstärkte seinen Griff um meinen Brustkorb. Tiefe Sehnsucht spiegelte sich in diesem Kuss wieder und ich seufzte vor Erleichterung.

-Du bist gekommen!- Sagte er mit brüchiger Stimme. -Natürlich! Ich wäre auch ans andere Ende der Welt gefahren, um dich zu sehen.- erwiederte ich mit meiner Stirn an seiner. Er setzte mich ab und nahm mein Gesicht in seine Hände. Ich tat das selbe. -Was ist passiert, warum sind wir hier?- fragte ich ihn. Gleichzeitig sagte er. -Hast du seit deinem Geburtstag überhaupt geschlafen oder gegessen?- und flog mit seinen Augen über mein Gesicht.
-Es geht mir gut. Jetzt geht es mir gut.- sagte ich und küsste ihn wieder. Ich wollte keine Standpauke von ihm. Ich wollte gehalten werden und endlich in seinen Armen meine Ruhe finden. Ohne seinen vorwurfsvollen Blick zu würdigen, zog ich ihn wieder zu meinen Lippen  -Wie viel Zeit haben wir?- fragte ich ihn zwischen zwei Küssen. -Genug um etwas zu Essen und zu reden.- sagte er ernst. Ich verschränkte meine Hände in seinem Nacken und zog ihn weiter ins Zimmer rein. Ich wollte bei Gott die Zeit mit ihm nicht mit Essen verschwenden. -Nein, bitte halt mich einfach. Ich dachte ich habe dich verloren. Ich habe dich immer wieder sterben gesehen.- verzweifelt sah ich ihn an. Vegas gab nach, ich konnte es in seinen Augen sehen. -Bitte, kannst du mich einfach fest halten?- fragte ich ihn erneut.

Wir lagen auf dem Bett und hielten uns in den Armen. Mein Kopf lag auf seiner Brust und ich konnte seinem starken Herzschlag zuhören. Wir klammerten uns an einander und mit jeder Minute spürte ich, wie es mir besser ging. -Geht es Macau gut?-
-Ja er sitzt in einem Flugzeug, nach New York.- nach meinen Worten schreckte Vegas hoch. -Wieso New York? Er kennt dort doch niemanden!-
-Sch.- Beruhigte ich ihn und zog sein Gesicht zu mir. -Meine Eltern holen ihn am Flughafen ab. Ich wusste nicht, wo er anders besser aufgehoben wäre und so kann er auch vorerst in nichts reingezogen werden.-
-Deine Eltern? Ist das ok für sie?-
-Ja, sie haben sich total gefreut. Sie werden ihm die Stadt zeigen und er kann sich erholen.-
-Danke. Ich denke, wenn er bei ihnen ist, dann bin ich beruhigt.- sagte er. Nickend zog ich ihn zu mir. -Er müsste in ein paar Stunden landen. Dann meldet er sich.-
Ich küsste ihn wieder, nur diesmal mit Verlangen. Ich brauchte ihn, mehr als jemals zuvor. Aber Vegas machte nicht mit. Er küsste mich trotz meines Feuers liebevoll und langsam. Also setzte ich mich auf ihn und rieb mich an ihm. -Ich habe dich vermisst.- raunte ich ihm ins Ohr. Doch bevor ich mir den Pullover und das Shirt ausziehen konnte, stoppte er mich. Lag es an den Sachen die ich anhatte? Oder daran, dass sich der Schlafmangel in meinem Gesicht wiederspiegelte. Traurig legte ich mich wieder neben ihn und versteckte mein Gesicht. Ich sollte überglücklich sein, da er wirklich bei mir war, aber von ihm zurückgewiesen zu werden tat weh. -Tay, sieh mich an.- sagte er aber ich konnte nicht. Es war mir peinlich.

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt