Der Arzt war lange da. Nachdem er bei Key fertig war, schiente er Macaus Knöchel und sah sich meine Hand an. Er freute sich unglaublich mich wiederzusehen und erinnerte sich sogar an unsere erste Begegnung. -Der Junge hatte großes Glück. Das schlimmste sind seine gebrochenen Rippen, aber sie liegen gut und werden von allein heilen. Macaus Fuß wird ein oder zwei Wochen wehtun, aber da muss man sich keine Sorgen machen. Medikamente und Verbände zum wechseln habe ich auf den Tisch gelegt. Ich empfehle mich. Und Tay, ich bin wirklich froh, dass sie noch da sind. Nach Kens tot dachte ich, die Jungs würden es nicht schaffen.- Ich lächelte ihn an und verabschiedete ihn an der Tür. Offensichtlich gab es mehr Leute, die sich um die beiden sorgten, als ihnen bewusst war.
Zurück im Gästezimmer stellte ich Key noch ein Glas Wasser und seine Tabletten hin. -Ruh dich aus. Wir reden morgen.- Mehr brachte ich nicht heraus, ansonsten würde ich wahrscheinlich das Haus einstürzen lassen, um ihn unter den Steinmauern zu begraben. -Tay? Können wir gleich reden?- fragte Macau, der bis jetzt mit gesenkten Kopf auf dem Stuhl saß. Ich nickte und ging zur Tür. -Ich komme gleich in dein Zimmer. Mach dich schon Mal bettfertig.-
Im Wohnzimmer traf ich auf Eric, der mit zwei Gläsern Whisky am Esstisch saß. Ich setzte mich wortlos zu ihm und nahm das Glas, welches er mir rüber schob. -Wie gehts dir?- fragte er, sobald ich die braune Flüssigkeit in mir hatte. -Schlecht. Ich habe Macaus Kindheit zerstört.- Sprach ich das aus, was die ganze Zeit auf meiner Seele brannte. Wie sollte ich das Vegas erklären? Er wird furchtbar enttäuscht von mir sein. Ich würde auch verstehen, dass er Macau von mir fern halten wird. Mein Handeln war zu voreilig und ich fragte mich die ganze Zeit ob ich die Situation auch ohne einen Mord in den Griff bekommen hätte. -Macau ist kein Kind mehr. Außerdem ist er ein Sohn der Theerapanyakul Familie. Er musste schon weit schlimmeres mit ansehen.-
-Aber nicht unter meiner Aufsicht. Was ist, wenn ich ihn traumatisiert habe? Oder noch schlimmer. Wenn er jetzt angst vor mir hat? Eric, ich liebe Macau. Wie soll ich es überleben, wenn er nicht mehr mit mir unter einem Dach leben will?- schüttete ich mein Herz aus. Allein die Vorstellung machte mir so große Angst, dass ich ein Druckgefühl auf meiner Brust spürte.
-Dazu wird es niemals kommen!- drang plötzlich Macaus Stimme in meinen Kopf. Erschrocken sah ich mich um und fand ihn im Türrahmen. -Ich lasse euch allein. Vergiss aber nicht Vegas anzurufen. Er wartet.- sagte Eric, klopfte mir mitfühlend auf die Schulter und stand auf.Macau und ich setzten uns auf die Couch und ich versuchte meine Worte wiederzufinden. -Ich... bin unglaublich... erleichtert, dass euch nichts schlimmeres passiert ist.- fing ich an. -Und dass du entschieden hast, mich anzurufen. Es tut mir leid. Alles. Ich...- Macau unterbrach mich, indem er sich in meine Arme warf und seinen Kopf an meine Brust presste. -Mir tut es leid. Ich habe dich enttäuscht. Ich hatte solch eine Angst, dass du wütend sein wirst und mich nicht mehr ...bei dir h-haben möch-test.- schluchzte er. Macau wegen mir weinen zu hören, war ein neues Schmerzlevel. Mein Herz wurde unglaublich schwer und die Tränen brannten ebenso in meinen Augen. -Das wird niemals passieren, hörst du? Das hier wird immer dein zu Hause sein. Egal was passiert.- versprach ich ihm und zog ihn noch näher an mich. So saßen wir eine Weile, bis Macau sich beruhigt hatte. -Erzählst du mir, was passiert ist?- bat ich, nachdem er sich wieder gerade hingesetzt hatte.
Macau erzählte mir, dass Key öfters schon dort bei den Containern im Ring stand und er ihn immer wieder angebettelt hatte ihn einmal mitzunehmen. Als er dann abends im Bett lag, hatte Key ihn angerufen und gesagt, dass heute ein guter Tag wäre, wenn er unbedingt einmal dabei sein möchte. Er würde heute zwar nur gegen Neulinge kämpfen und das war nicht so interessant, aber dann waren weniger Zuschauer da. Macau hatte sich sehr gefreut und direkt zugestimmt. Er beteuerte immer wieder, dass Key ihn keine Minute aus den Augen gelassen hatte und selbst als er im Ring stand, ein Kumpel von Key nicht von seiner Seite gewichen war. Macaus Augen fingen an zu strahlen, als er von den Boxkämpfen erzählte und wie Key einen nach dem anderen auf die Matte geschickt hatte. Als er ihn dann wieder nach Hause bringen wollte, tauchte plötzlich dieser Mann auf, der Key einen Haufen Geld angeboten hatte, um ihn mitnehmen zu können. Key hatte Macau aufgefordert sich bei den Containern zu verstecken und Vegas bescheid zu sagen, dass er ihn abholen sollte. Er hatte ihm versprochen ihn wiederzufinden und stellte sich dem Mann in den Weg. Macau tat was er sagte, rief aber stattdessen mich an. Danach wollte er noch mehr in das Labyrinth rein, knickte aber um und konnte nicht aufstehen. Key fand ihn und gerade als er ihm aufhelfen wollte, tauchte der Mann wieder auf. Er schrie rum, dass er Macau nur über seine Leiche entkommen lassen würde. Key hatte lange mit ihm gekämpft und sich, obwohl der Mann ihn immer wieder zu Boden geschlagen hatte, vor Macau gestellt. Dann war ich aufgetaucht und Macau wusste, dass sie gerettet waren.

DU LIEST GERADE
Seit dem du da bist
Roman d'amourEine Geschichte über Tay und Vegas. Seid offen, ich war es auch