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Vegag POV:

Ich war bereits seit 47 Stunden wach und stand ununterbrochen vor dem Motel. Mir war egal, ob sich der Mensch in dem Zimmer unwohl fühlte oder mich sah. Er sollte sich unwohl fühlen. Sobald Menschen in die Ecke gedrängt werden, oder Angst bekommen machten sie Fehler und ich brauchte diesen Fehler. Er sollte einen Komplizen anrufen oder überstürmt das Motel verlassen. Ja, er sollte Panik bekommen. Er sollte vor Angst zittern und keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Kinn blieb die ganze Zeit an meiner Seite, obwohl er öfters schon gefragt hatte, ob wir mit Arm und Pol einen Schichtwechsel vornehmen sollen. Jedoch konnte ich diese eine Spur niemandem sonst überlassen. Ein Unachtsamkeit und ich würde wieder bei Null stehen. 

Wer auch immer meine Familie bedroht hatte, musste endlich aus dem Weg geräumt werden. Er hat sich viel zu lange wie ein Feigling in seinem eigenen Schatten versteckt. Ich würde niemals ruhen. Nicht bevor ich nicht endlich dieses Problem aus der Welt geschafft hatte. -Komm schon, lass uns schlafen. Ohne Schlaf können wir nicht immer weiter machen.- nervte Kinn wieder. -Ich halte dich nicht auf. Mach deinen Schönheitsschlaf.- zog ich ihn auf. Ich brauchte nicht viel Schlaf, vor allem dann nicht, wenn ich ein Ziel verfolgte. Nein, ich würde sogar behaupten, dass der Schlafmangel alle unnötigen Gefühle unterdrücken konnte und ich somit meinen Fokus auf meinen Auftrag legen konnte. Trotzdem wusste ich auch, dass Schlafmangel einen Menschen brechen konnte. Ich habe diese Methode oft benutzt um mein Opfer in den Wahnsinn zu treiben, bevor ich anfing ihnen wehzutun. -Wir haben beide Leute, die wir beschützen wollen. Ich will nur nicht, dass dein Verstand schwächelt, wenn es drauf ankommt.- sagte Kinn.
-Mach dir um mich keine Sorgen. Ich weiß wo meine Grenze ist.- 

Durch meinem Vater hatte ich schon oft unter Schlafentzug meine Grenzen erweitert. Damit hatte er mich damals versucht gefügig zu machen, aber natürlich hatte das nicht funktioniert.  122 Stunden. So lange konnte ich ohne Schlaf auskommen, bis ich vor Erschöpfung meine Körperkontrolle verlor. 5 Tage. So lange hatte ich Zeit um wieder bei Tay zu sein. Wahrscheinlich war auch einer der Gründe, dass ich ohne ihn nicht schlafen wollte. Denn erst mit ihm an meiner Seite habe ich erfahren, wie erholsam Schlaf sein kann. Ich wurde nicht mehr durch jedes kleinste Geräusch wach und fühlte mich auch nicht mehr erschöpft, nach einer Nacht. Tay war nie nur mein Liebhaber. Selbst nicht bei unserem ersten Mal. Er war mein Herzschlag, meine Euphorie, mein Schicksal, mein Himmel. Tay war meine ganze Welt und aus diesem Grund würde ich auch keine Sekunde ruhen, wenn mein Ziel, derjenige, der es wagte ihn zu bedrohen, zum greifen nah war. 

Der Himmel wurde langsam wieder hell und als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte, warf ich meine Zigarette auf den Boden und nahm es heraus. Etwas selbstgefällig freute ich mich, dass Tay offensichtlich ohne mich nicht so gut schlief.

Auch wenn Macaus Name auf meinem Bildschirm nicht der Name war, den ich sehen wollte, freute ich mich über seinen Anruf. -Morgen. Bereit für die Schule?- fragte ich und sah weiter hoch zum Fenster. -Vegas, wo ist Tay?- Er klang ernst. Im ersten Moment erschrak ich, aber dann fiel mir die Uhrzeit wieder ein. -Im Bett, würde ich jetzt sagen.-
-Da habe ich nachgesehen. Da ist er nicht.- Macau hatte wahrscheinlich nicht genau hingesehen. Tay schlief meistens auf dem Bauch und die riesen Decke, die er immer bis über den Kopf zog und seine Statue tarnte, hatte mir schon unzählige Herzinfarkte beschert. -Vegas. Sein Auto ist nicht da. Und Erics ist auch weg. Und ich bekomme beide nicht erreicht. Das ist nicht normal.- 

Unzählige Horrorszenarien spielten sich in meinem Kopf ab, aber ich riss mich zusammen und holte einmal tief Luft. -Ich rufe wieder an. Bleib wo du bist.- Ich legte auf und wählte Tays Nummer. Mailbox. Bei Eric genau das selbe. -Lass die Tür nicht aus den Augen.- wies ich Kinn an und ging zum Wagen, wo Nop gerade schlief. -Eric und Tay sind nicht erreichbar. Ruf mir von den letzten 24 Stunden Erics Handyaktivität auf und versuch weiter ihn zu erreichen.- forderte ich. Nop war sofort am Laptop und fing an. Zurück bei Kinn erklärte ich ihm kurz was los war. -Was ist wenn er noch schläft? Tay war nie ein Frühaufsteher.- sagte er unnötigerweise. -Denkst du das weiß ich nicht?!- fuhr ich ihn an.
-Und wenn er in seinem Arbeitszimmer schläft?- überlegte Kinn laut. Es wäre eine Möglichkeit, aber das passte nicht zusammen. Wieso war sein Handy aus und wieso war sein Auto weg? Und wo zum Teufel steckte Eric? 

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt