54

283 17 7
                                        

Zuhause angekommen, baten wir Macau direkt ins Wohnzimmer. Er sah uns misstrauisch an, setzte sich aber ohne Wiederworte. Ich hatte Vegas angeboten, spazieren zu gehen, damit er allein mit Macau sprechen konnte, aber er wollte mich dabei haben und ich hatte ihm versprochen, dass er nie wieder etwas allein durchstehen musste. Also setzte ich mich neben Macau und Vegas ihm gegenüber auf den Tisch. -Was ist los mit euch? Ihr benehmt euch merkwürdig.- sagte er und sah abwechselnd zu Vegas und zu mir. -Ich muss dir etwas sagen. Vor zwei Wochen haben Dad und ich die Hauptfamilie gestürmt.- fing Vegas an.
-Was? Und wie ist es ausgegangen? Sind Onkel und unsere Cosains jetzt tot?!- fragte er schockiert und sah mich mitfühlend an. -Wie konntest du das zulassen? Sie gehören zu Tay! Kinn hat geholfen dich zu suchen.- Macau sah enttäuscht zu Vegas.

Natürlich ging er davon aus, dass Vegas und sein Vater gewonnen hatten, sonst wäre er nicht bei mir und unversehrt. -Das habe ich nicht. Ich habe Kinn eine Nachricht zukommen lassen, damit er sich vorbereiten konnte.-
-Hä? Also habt ihr doch nicht angegriffen?- Macau sah ihn fragend an. Ich lehnte mich vor und nahm Vegas Hand. Man konnte sehen, wie sehr es ihn belastete. So eine Nachricht kann man nicht nett überbringen.

Vegas lächelte mich dankbar an und sah dann wieder zu Macau. -Doch. Wir sind rein und haben gekämpft, aber durch meine Warnung hatten wir keine Chance und Dad hat es nicht geschafft.-

Totenstille herrschte im Raum und wir warteten beide Macaus Reaktion ab. Er sah Vegas an, als ob er darauf warten würde, dass er sich korrigierte. -Dad ist gestorben. Es tut mir so leid, dass ich ihn da nicht wieder herausbringen konnte.-

-War er der Grund, wieso ich Tay an dem einen Tag nicht erreichen konnte? Und wieso du plötzlich weg warst?- Fragte Macau und sah Vegas mit ausdrucksloser Miene an.
-Ja. Er hat an Tays Geburtstag das Haus stürmen lassen, aber er wollte nie, dass dir etwas passiert.- versuchte Vegas die Situation zu schildern.
-Ich... Ich denke es ist gut, dass er tot ist. Jetzt kannst du endlich dein Leben leben, ohne dass du dich um mich sorgen musst.-
-Was?- Vegas wirkte überfordert. Er hatte wahrscheinlich mit einer anderen Reaktion gerechnet.
-Aber was machen wir jetzt? Können wir zurück nach Hause? Haben wir noch Geld für Essen? Ich werde auch arbeiten gehen. Wir schaffen das schon.- sagte Macau. Er versuchte seine Trauer zu ersetzen. Er hatte nicht gesehen, wie Vegas getrauert hatte und wollte ihm nicht in den Rücken fallen.
-Nein, du wirst weiter zur Schule gehen. Ich werde mir Arbeit suchen. Ich schaffe das schon.-
-Nein, lass mich dir helfen!- Macau wurde lauter. Er wollte Vegas nicht die ganze Last allein tragen lassen.
-Macau! Es reicht! Ich werde nicht zulassen, dass du die Schule vernachlässigst!- Entgegnete Vegas mit einer lauten strengen Stimme. Ich drückte seine Hand. Er sollte sich jetzt zusammenreißen.
-Und wie sollen wir das schaffen? Ich kann mir für ein paar Monate was suchen und dann sehen wir weiter... Wie willst du alles zahlen?-
Vegas sprang auf und schrie, diesmal wütend. -Das sind Sachen, um die du dir keine Gedanken machen musst! Ich will nichts mehr davon hören! Außerdem...!- jetzt sah Vegas mich an und stürmte raus. Dir Tür fiel zu laut ins Schloss und hinterließ eine unangenehme Stille.

-Außerdem hatte ich gehofft, dass ihr beide bei mir einziehen würdet...- Mein Atem stockte. Jetzt hatte Macau Tränen in den Augen. Ich zog ihn an mich und nahm ihn in den Arm. -Tay, ich wollte doch nur nicht, dass Vegas alles allein bewältigen muss. Wir sind doch ein Team. Oder sollte ich doch einfach verschwinden. Vielleicht wäre er dann endlich glücklich.-
-Nein. Wenn du plötzlich weg wärst, würde es Vegas Herz zerreißen. Und meins auch.-
-Aber ich mache ihn immer nur wütend.-
-Bitte versteh ihn. Er muss auch mit allem klar kommen, möchte aber für dich alles richtig machen. Wir kriegen alles hin. Zusammen.- Beruhigte ich ihn.
-Ist er wirklich tot?- fragte er dann und schluchzte laut.
-Ja, es tut mir so leid. Man sollte seinen Vater nicht so früh verlieren.-
-Ich bin traurig, aber auch erleichtert. Bin ich ein schlechter Mensch?-
-Nein. Alles was du fühlst ist richtig. Du musst dich mit dem Gedanken, deinen Vater nie wieder zu sehen erst mal auseinandersetzen. Aber ich bin da und Vegas auch.-
-Und du willst uns wirklich bei dir haben?-
-Natürlich. Ich fand es sehr schön als du hier warst und wir sind doch eine Familie.-

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt