Tay POV:
Zeit ist relativ. Noch nie habe ich einen Spruch aus der Physik besser verstanden als gerade. Ich war am Ende. Ich wusste nicht mehr, wie viele Tage es waren, oder ob ich jemals wieder schlafen könnte. Dazu taten Stellen meines Körpers weh, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie existierten. Aber nichts toppte meine Arme und meine Schultern. Es fühlte sich an, als ob sie bei jedem Atemzug weiter herausgerissen wurden. Die Position war unnatürlich und ich konnte sie nicht verändern. Win konnte nicht hart zuschlagen, allerdings glichen der Schlagring, der Schläger und meine nasse Haut die Intensivität wieder aus. Ich hatte Schmerzen, die nach jedem weiteren Mal meine Angst und meine Verzweiflung steigerten. Daher hatte ich auch Vegas gebeten, nicht mehr zuzusehen, falls er wirklich Zugriff auf die Dateien hatte. Ich wusste nicht, wie lange ich es noch durchhielt, bevor ich aufgeben würde.
Den einzigen Halt, den ich hatte, war der Ring an meinem Finger. Ich hatte ihn nach innen gedreht, in der Hoffnung, dass er mir nicht abgenommen wurde und jedes Mal, wenn mich Angst und Einsamkeit übermannte, strich ich mit meinem Daumen über den Diamanten und rief mir in Erinnerung wofür er stand und was ich noch vor mir hatte.
Ich hatte ein ganzes Leben, dass noch auf mich wartet, nur leider wuchs von Minute zu Minute die Befürchtung, dass mein Körper aufgeben würde. Meine Beine konnten nicht mehr stehen und der Kopfschmerz und der Schwindel waren kein bisschen abgeklungen. Jedes Mal, wenn Win wieder kam, kam auch die Panik vor dem was er mir antun würde. Gleichzeitig empfand ich das Alleinsein als ebenso schrecklich, da ich nicht wusste, wie lange ich weiterhin so stehen musste und ob all das jemals enden wird.
Plötzlich hörte ich wieder Schritte. Sie waren leise, aber all meine Sinne, fixierten sich sofort auf das Geräusch. Mein Herz beschleunigte sich wieder und Adrenalin durchströmte meinen Körper. Nein! Bitte, ich ertrage all das nicht noch einmal! rief mein Geist, jedoch zeigte ich Win nichts von meiner Angst. Ohne Vorwarnung wurde wieder ein Eimer voller Eiswasser über meinen Körper gekippt. Mein Herz setzte einen Schlag aus, meine Nerven stachen in meiner Haut, meine Muskeln zogen sich schmerzhaft zusammen und meine Lunge weigerte sich zu arbeiten. Ich verstand den Sinn nicht und meine nasse Hose wurde auch immer unerträglicher. Was soll das?! Wollte ich ihm ins Gesicht brüllen, aber er bekam nicht das, was er wollte. Ich konnte sehen, wie er auf eine Reaktion von mir wartete. -Du langweilst mich. Ich sollte anfangen, dir deine Haut langsam vom Körper zu reißen und dir deine Augen oder dein Hörvermögen zu nehmen. Vielleicht merkt du dann, wie ernst es mir ist.- sagte Win und stellte sich direkt vor mich. Ich fürchtete mich unheimlich. Wenn das wirklich seine nächsten Schritte waren, würde ich alles tun, dass ich es nicht durchstehen musste.
Big hatte sich die Zunge durchgebissen und war verblutet, bevor er Vegas übergeben werden konnte. Das wird mein Notfallplan, falls ich nicht mehr durchhalten konnte.Hätte ich noch ein wenig Kraft, würde ich versuchen ihn zu treten oder ihn mit meinen Beinen festzuhalten, aber ich konnte kaum noch auf ihnen stehen.
-Oder ich habe eine bessere Idee. Wusstest du, dass wir einen weiteren Gast haben? Ich bringe ihn her und dann sehen wir, wie es weiter geht.- sagte er und ging. Einen weiteren Gast? Wen hatte er noch herbringen lassen? Oh Gott! Macau! Eric oder Vegas? Was wenn er die ganze Zeit hier eingesperrt war und auf dem Bildschirm alles mitverfolgen musste. Auf einmal bekam ich meinen Kampfgeist zurück. Egal wen er herbringen wird. Ich würde alles tun, dass er seine dreckigen Hände von ihm lässt.Es dauerte lange. Sehr lange. Doch irgendwann kam Win zurück, mit drei weiteren Männern, die eine gefesselte Person mit einem Sack auf dem Kopf herein schleppte. Er werte sich tierisch und die Männer hatten Mühe ihn zu bändigen. Es war weder Macau noch Vegas aber zu meinem Bedauern, erkannte ich ihn im selben Moment, in dem sie ihn hereingebracht hatten. Porsche.
-Hey! Wo ist mein Bruder? Was wollt ihr! Lasst mich los!- hörte ich ihn. Seit wann war Porsche hier? Und was war ihr Plan? Die Männer brachten ihn gegenüber von mir, hinter meine Kamera und fixierten ihn ebenso wie mich an Seilen, an denen er an den Armen aufgehangen wurde. Er wehrte sich und trat blind in die Luft, jedoch verpasste er immer wieder sein Ziel. Win lachte dreckig und sah sich alles aus einer bestimmten Entfernung an. Dieser Feigling!

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Seit dem du da bist
RomanceEine Geschichte über Tay und Vegas. Seid offen, ich war es auch