Ich nutzte die Zeit, während ich auf Vegas wartete. Ich war ausgiebig duschen, habe mich mehr als gründlich rasiert und drei Mal gewaschen. Jetzt stand ich im Handtuch vor dem Spiegel und sah mir glücklich die eine Stelle, unter meinem Schlüsselbein an. Es war wie Schmuck. Körperschmuck gab es in allen Variationen und dieser war auch einer. Ich beschloss es nicht mehr zu verbergen. Wenn sich jemand daran stören wird, soll er einfach wegsehen, so wie bei meiner Kleidung.
Ich nahm die Karte vom Zimmerservice und bestellte mir Essen. Die Übelkeit war endlich verschwunden und ich hatte tatsächlich Hunger. Ich zog mir eine Yogahose und ein cut-off-tank-top an und räumte die restliche Kleidung in den Schrank. Ich hasste es aus Koffern oder Taschen zu leben. Ich fragte mich ob Eric wegen meines plötzlichen verschwindens sauer war und ob er meinen Zettel gefunden hatte. Wer war der Maulwurf. Vegas war immer sehr vorsichtig und brachte nur Nop und Eric zu mir. Sie sind sehr loyal und schon lange an seiner Seite. Mit Macau kam auch Tip in mein Haus. Obwohl ich ihn nicht gut kannte, war ich mir trotzdem sicher, dass Macau seine Priorität war. Er würde nichts tun, was ihn in Schwierigkeiten brachte. Kinn konnte ich auch ausschließen. Er schoss manchmal über das Ziel hinaus, aber sowas würde er nicht tun. Nichts passte zusammen.
Als mein zweites Handy klingelte, sprang ich auf und nahm Macaus Anruf an. -Tay?- fragte er unsicher.
-Ja! Hi. Bist du gut gelandet?-
-Ja und deine Eltern haben schon auf mich gewartet. Ich war kurz besorgt, dass ich falsch laufen würde, aber ich konnte sie garnicht übersehen. New York ist sooo riesig und das Hotel ist der Wahnsinn. Ich habe sogar einen eigenen Pool! Auf meinem Zimmer!-
Glücklich lachend hörte ich ihm aufmerksam zu. -Das klingt alles sehr aufregend. Hast du schon Pläne geschmiedet?-
-Ja morgen gehen wir uns die Stadt ansehen und in einem Steakhaus essen. Pran sagte wenn man in Amerika ist, muss man das Fleisch probieren.- Macau war total aufgeregt und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. -Dann wünsche ich dir ganz viel Spaß. Mach Fotos und melde dich zwischendurch.-
-Das werde ich. Gibt es bei dir was neues? Hast du schon eine weitere Spur?-
-Vegas war bei mir.-
-Oh mein Gott! Du hast ihn so schnell gefunden?-
-Er hat mich gefunden. Es geht ihm gut. Wir haben geredet und er kommt bald wieder.-
-Geht es dir denn auch gut?-
-Ja, jetzt ja. Ich habe ihm sein Armband gegeben und er war zu Tränen gerührt.-
-Jetzt lügst du aber. Mein Bruder weint nicht.-
-Das dachte ich auch, aber ich sage die Wahrheit. Er hat sich sehr gefreut. Danke, ich fühle mich euch damit direkt viel näher.-
-Es ist schön, dass es dir gefällt. Oh es hat geklopft, ich glaube es ist dein Vater er wollte mich zum Essen abholen.-
-Dann viel Spaß.-
-Danke. Dir auch.-Jetzt konnte ich richtig entspannen. Macau war heil angekommen. Ich freute mich, auch für meine Eltern. Jemand bei ihnen zu haben, dem sie ihr ganzes Wissen über diese Stadt weitergeben konnten, war ein Glücksgriff.
Nach dem Essen, ging ich mit einem Glas Wein auf den Balkon, setzte mich auf die Couch und sah mir die Stadt bei Nacht an. Es war atemberaubend. Die vielen Lichter glühten in hellen Farben, die Menschen lachten und feierten und der Sternenhimmel war umwerfend. Ich konnte schon immer Schönheit in den dreckigsten Ecke finden und mein Staunen habe ich nie verloren. Schönheit war in allen zu finden und ich habe davor nie die Augen verschlossen. Als ich so müde war, dass meine Augen immer wieder zufielen, ging ich rein und direkt ins Bett.
Ich schlief die ganze Nacht und fast den ganzen Tag. Komplett orientierungslos wachte ich auf und sah mich um. Wie konnte ich so lange schlafen? Noch ziemlich benebelt stand ich auf und ging ins Badezimmer. Putzte meine Zähne, wusch mein Gesicht und dann konnte ich langsam wieder klar denken. Zurück im Bett nahm ich das Handy und sah, dass Macau mir Fotos geschickt hatte. Von der Stadt, meinen Eltern, seinem Essen und von ihm. Macau zu meinen Eltern zu schicken war die richtige Entscheidung. Er wirkte sehr frei.
Wo war Vegas? Er sagte er würde kommen. War er die Nacht wieder mit einem anderen Mann zusammen? Nein, so sollte ich nicht denken. Selbst wenn, war es nur zum Schein. Vegas liebt mich und er hatte mich gewählt.

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Seit dem du da bist
Storie d'amoreEine Geschichte über Tay und Vegas. Seid offen, ich war es auch